Gute Chancen für schwaches Herz
Herzinsuffizienz. Fortgeschrittene Herzschwäche ist mittlerweile eine der häufigsten Todesursachen. Die Therapiemöglichkeiten haben sich aber deutlich erweitert.
Rund 300.000 Personen in Österreich leben mit einer Herzinsuffizienz, im Volksmund Herzschwäche genannt. Die Folgen sind Kurzatmigkeit, Leistungseinbrüche, Wasser in den Beinen, gehäuft notwendige Krankenhausaufenthalte und oft auch der Tod. „Bei nicht therapierter Herzinsuffizienz ist die Prognose schlechter als bei den meisten Krebserkrankungen. Dabei haben sowohl die Diagnostik als auch die medikamentöse Therapie in den vergangenen Jahren rasante Fortschritte gemacht“, sagt Christina Granitz, Leiterin der Herzinsuffizienz-Ambulanz an der Salzburger Uniklinik für Innere Medizin II, seit Kurzem auch HerzinsuffizienzSchwerpunktklinik.
Herzschwäche liegt inzwischen in Österreich unter den Top Ten der Todesursachen. Das hat mehrere Gründe, weiß Martin Hülsmann, Leiter der Herzinsuffizienz-Ambulanz des Wiener AKH: „Zum einen ist die Herzinsuffizienz eine Erkrankung des höheren Lebensalters. Zum anderen stellt sie die Endstrecke aller Herzerkrankungen dar.“Ganz entscheidend in seinen Augen ist das Bewusstsein für diese Erkrankung.
Sei vor 30 Jahren ein Leistungseinbruch in zunehmendem Alter noch „normal“gewesen und habe weder eine Diagnose noch eine Behandlung nach sich gezogen, habe sich das inzwischen geändert: „Mit der Entwicklung zahlreicher Therapieformen ist aus einer tödlichen Erkrankung eine Erkrankung geworden, mit der man bei guter Lebensqualität alt werden kann. Damit ist das Bewusstsein für eine frühe Diagnose gestiegen.“Mit leichten Bluttests wie dem NTproBNP könne eine Verdachtsdiagnose weiter erhärtet oder ausgeschlossen werden. Die endgültige Diagnose stelle aber immer noch die Echokardiografie.
Bessere Lebensqualität
Behandelt wird Herzschwäche hauptsächlich medikamentös. Entsprechende Therapien haben sich laut Gerhard Pölzl, Kardiologe an der Uniklinik Innsbruck und ärztlicher Leiter von HerzMobil Tirol, einem kollaborativen Herzinsuffizienz-Versorgungsprogramm, in den vergangenen 20 Jahren enorm entwickelt. Die Sterblichkeit sowie die Häufigkeit der Krankenhausaufenthalte wurden reduziert, die Lebensqualität der Erkrankten verbessert. Allerdings: „Ein nicht unwesentliches Problem stellt die
Umsetzung der positiven Studiendaten in der klinischen Realität dar, also die Verordnung und Einnahme der wirksamen Medikamente.“
Hier sind gezielte Versorgungsprogramme („disease management“), deren Etablierung in Österreich nun Schritt für Schritt vorangetrieben wird, sehr hilfreich. Hülsmann ergänzt: „Die Basistherapie besteht aus vier Medikamenten: RAS-Antagonisten, Betablockern, Mineralokortikoidantagonisten und SGLT2-Hemmern. Daneben spielt die Gerätemedizin eine immer größere Rolle.“
Akute oder chronische Herzkranzgefäßerkrankung (KHK) sind die häufigsten Ursachen der Herzinsuffizienz,
gefolgt von chronischer Bluthochdruckerkrankung, Diabetes mellitus und Übergewicht. „Letztere vor allem, wenn sie – wie das häufig der Fall ist – gemeinsam auftreten. Daneben spielen Herzmuskel- und -klappenerkrankungen oder langjährige Herzrhythmusstörungen eine Rolle“, erklärt Pölzl. Auch wenn Herzschwäche selten angeboren ist, können genetische Veranlagungen direkte oder indirekte Ursachen sein: „Die intensive Forschung auf diesem Gebiet weist darauf hin, dass der Genetik eine wesentlich größere Rolle für die Entwicklung der Herzinsuffizienz zukommt als bisher angenommen.“