Auf Kurs zum Milliardenumsatz
Das Schweizer Laufschuhunternehmen On hat mit Roger Federer ein starkes Aushängeschild. Kann die Aktie da mithalten?
Wien. Am vergangenen Wochenende hatte Roger Federer seinen letzten großen Auftritt auf der Tennisbühne. Und mit ihm standen seine Schuhe im Mittelpunkt: On. Seit 2019 ist der Schweizer Profisportler an der Zürcher Firma On beteiligt, und diese feiert dieser Tage das einjährige Bestehen auf dem Börsenmarkt. Aber wider Erwarten nicht an der Zürcher Börse, sondern in New York, an der NYSE. „Wir wollen für amerikanische Investoren und vor allem die Öffentlichkeit sichtbar sein“, erklärt Finanzvorstand Martin Hoffmann im Gespräch mit der „Presse“.
Bis zu diesem Börsengang im Jahr 2021 war es ein hartes Stück Arbeit, aber seither ist viel passiert. Zusätzliche Märkte wie Lateinamerika und Hongkong wurden erschlossen und mehr als 600 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden aufgenommen. Mit Stand September 2022 hat On Running mehr als 1400 Mitarbeitende, etwa 650 davon arbeiten am Hauptsitz in Zürich.
Die Erstbewertung der Aktie erfolgte 2021 zu einem Preis in Höhe von 24 US-Dollar, das ergibt einen Firmenwert von mehr als sieben Millionen Dollar. Der Handel musste sogar kurzzeitig ausgesetzt werden, weil der Wert der Papiere rasant anstieg. Am ersten Tag sprang der Wert des Unternehmens um fast 50 Prozent nach oben, die Aktie landete bei 39 US-Dollar. Am Tag des Börsenganges bestiegen sämtliche Mitarbeitende einen Berg und wollten damit bildlich zeigen, wohin es gehe – stetig aufwärts. Das Versprechen hat der Finanzmarkt nicht ganz gehalten, aktuell liegt die Aktie bei rund 17 Dollar. Den Grund dafür ortet Hoffmann aber nicht in der eigenen Performance, sondern der allgemeinen volatilen Situation auf dem Kapitalmarkt. Seit das Unternehmen an der Börse gelistet ist, wurde der Outlook für jedes Quartal erhöht. Für das heurige Geschäftsjahr wird zum ersten Mal ein Milliardenumsatz angepeilt – das ergibt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Wachstum von 50 Prozent.
Produktionsmarkt Vietnam
Auch wenn „Engineered in Switzerland“auf den Schuhen prangt und eine kleine Schweizer Fahne angebracht ist, befindet sich der Hauptproduktionsmarkt in Vietnam und Indonesien. Durch rund 150 Hände wandert ein Schuh, bevor er finalisiert wird, die Industrie ist noch auf manuelle Fertigung angewiesen.
Mittelfristig werde daran gearbeitet, die Produktion nach Europa zu holen, so Hoffmann, aber dafür müsse der gesamte Ablauf mehr automatisiert werden. Bei der Bekleidung wiederum wird bereits ein Teil in Europa produziert. Dass die Schuhproduktion in Südostasien angesiedelt ist, sorgte 2021 für erhebliche Lieferprobleme, und damals wurde auch im offiziellen Börsenprospekt des Unternehmens vor einer finanziellen Notlage gewarnt. Eingetreten ist diese zwar nicht, aber die Pandemie mit ihren Folgen habe gezeigt, wie fragil die internationalen Lieferketten sind, so Hoffmann.
Zur Lösung dieser Situation wurde zwischenzeitlich auf Transportmittel wie die Luftfahrt umgeschwenkt, dies machte sich jedoch in der Marge bemerkbar.
Gemeinsam mit Lanza Tech, Technip Energies und dem österreichischen Konzern Borealis wurde im September der erste Schuh, der vollständig aus Kohlenstoffabfällen gefertigt wurde, vorgestellt. Ob Roger Federer nach dem Rückzug aus seiner Profikarriere mehr Zeit für den Konzern aufwendet? Weniger werde es sicher nicht, so Hoffmann.