Die Presse

Die Rückkehr der Mumie

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Als Silvio Berlusconi neulich Wladimir Putin von jeglicher Schuld am Ukraine-Krieg exkulpiert hat, hielt sich die Verblüffun­g in Grenzen. Tipicament­e Silvio. Der Putin-Buddy ließ die Welt an seiner exklusiven Sichtweise teilhaben: Separatist­en und das russische Volk hätten den Kreml-Zar in den Krieg getrieben. Endlich einer mit Durchblick. Der Draht nach Moskau ist also intakt.

Und der zu Giorgia Meloni sowieso. Von der postfaschi­stischen Premiermin­isterin in spe gehe keine Gefahr für die Demokratie und Europa aus, beteuerte Berlusconi. Sie hat, so suggeriert er, schließlic­h als Jugendmini­sterin seiner letzten Regierung seine Schule durchlaufe­n. Ja, dann: Ruhig Blut, Freunde, Römer, Landsleute!

Der Ex-Premier könnte – in vertauscht­en Rollen – glatt als Jugendmini­ster durchgehen. Erst recht an der Seite seiner 32-jährigen Verlobten, die nach dem Modell Strache zusätzlich durch ein Parlaments­mandat abgesicher­t ist. Gestrafft, geliftet, mit blendend weißer Zahnreihe und eingesetzt­em pechschwar­zen Haar gilt der Cavaliere manchen als Musterexem­plar der plastische­n Chirurgie. Zum 86. Geburtstag am Donnerstag sieht Berlusconi eine politische Zukunft vor sich – im Senat, womöglich gar als Präsident. Und ganz sicher als Wachsfigur in Madame Tussauds und als Mumie im Gruselkabi­nett. Sie könnten ihn dort 1:1 aufstellen. (vier)

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