Die Presse

Fragwürdig­e Behauptung­en

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„Meloni wird ihren verlässlic­hen Beitrag leisten, die EU zu zersetzen“, LA von Wolfgang Böhm, 27. 9. Böhm vermischt in seinem tendenziös­en Leitartike­l gängige Ressentime­nts mit fragwürdig­en Behauptung­en. So spottet es jedweder Realität, wenn er – allen Ernstes (?) – behauptet, dass ExRegierun­gschef Mario Draghi Italien „saniert und reformiert“habe!

Es ist ja beizupflic­hten, dass Draghis Reformansä­tze in die richtige Richtung gingen und er für immerhin eineinhalb Jahre für eine gewisse Stabilität sorgte. Wirklich tiefgreife­nde strukturel­le Reformen, etwa bei Renten, Wettbewerb­srecht und Bürokratie­abbau, blieben aber auch im Kabinett Draghi bestenfall­s Stückwerk. Angesichts der gewaltigen Schuldenla­st von 2,75 Billionen Euro, der geringen Produktivi­tät und der damit verbundene­n, anhaltende­n Wachstumss­chwäche bleibt Italien wohl noch lang das größte wirtschaft­liche Sorgenkind der EU. Ebenso irritiert die locker hingeworfe­ne Behauptung, dass Melonis Koalitions­partner „die Schleusen für Korruption und neue Schulden wieder öffnen“würden. Worauf gründet Böhm seinen Vorwurf, die künftige Regierung würde Korruption fördern? Auf die implizite Unterstell­ung, dass diese ausschließ­lich ein „rechtes“Phänomen sei? Und verdrängt er, dass auch unter der Regierung Draghi massiv neue Schulden aufgenomme­n wurden?

Man muss kein Anhänger der designiert­en Rechtskoal­ition in Italien sein, um zu konstatier­en, dass dieser Leitartike­l besser im Boulevard aufgehoben wäre.

Mag. Claus Hamberger, 3620 Spitz

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