Die Presse

Flächenman­gel treibt die Mieten

Logistikim­mobilien. Rasant steigende Mieten in Europa unterstrei­chen die Resilienz der Assetklass­e. Deutschlan­d sticht dabei besonders hervor.

- VON WALTER SENK

Europäisch­e Logistikim­mobilien waren die großen Gewinner der Pandemie und stehen weiterhin hoch im Kurs, sowohl bei Mietern als auch Investoren. Die Unterbrech­ungen der Lieferkett­en aufgrund des UkraineKri­egs und die chinesisch­e NullCovid-Politik zwingen die Unternehme­n nämlich dazu, die Produktion näher an den Verkaufsor­t zu bringen und die Lagerbestä­nde zu erhöhen. Darauf würden nicht zuletzt die aktuellen Vermietung­stätigkeit­en in ganz Europa hindeuten, sagt Peter Hayes, Global Head of Investment Research bei PGIM.

Hinzu käme die steigende Bedeutung des E-Commerce, der insbesonde­re in der Nähe von Großstädte­n die günstige Vermietung­sdynamik befeuere, „da diese Regionen aufgrund ihrer relativ dichten Bevölkerun­gsstruktur am meisten von dessen Anforderun­gen profitiere­n“. Den stärksten Aufschwung beobachtet er bei Objekten mit einer Fläche von weniger als 10.000 Quadratmet­ern – also im Wesentlich­en bei Standorten, die für den Vertrieb der letzten Meile genutzt werden. Entspreche­nd verzeichne­n die Experten in vielen Großstädte­n wie London,

Paris, Berlin, Mailand und Barcelona auch einen Anstieg des entspreche­nden Investitio­nsvolumens. „Durch die Flächenver­knappung werden nun auch B- und C-Standorte nachgefrag­t. In Summe ist sehr deutlich zu sehen, dass sich der Logistikim­mobilienma­rkt auch weiterhin sehr robust entwickelt und für Investoren europaweit attraktiv bleibt“, berichtet Dietrich Hempel, Geschäftsf­ührer von Garbe Industrial Real Estate.

Steigerung um bis zu 40 Cent

Laut dem aktuellen Marktberic­ht des Unternehme­ns sind die Mieten in den 122 betrachtet­en europäisch­en Logistikre­gionen seit dem Ende des zweiten Halbjahrs 2021 um durchschni­ttlich 20 Cent pro Quadratmet­er gestiegen. Besonders in Deutschlan­d forcierten der anhaltende Flächenman­gel und die weiterhin hohe Nachfrage das Mietpreisw­achstum immens, berichtet Tobias Kassner, Leiter Research und Mitglied der Geschäftsl­eitung bei Garbe. „In den sieben deutschen Topmärkten haben wir in diesem Zeitraum sogar eine Steigerung der Spitzenmie­ten um 40 Cent registrier­t.“Ganz ähnlich präsentier­t sich die Situation in Österreich, und hier vor allem in Wien: „Im Neubaubere­ich sehen

wir bei den Einstiegsp­reisen eine Mietpreiss­teigerung in allen Submärkten um durchschni­ttlich 5,7, bei den Maximalpre­isen um 5,6 Prozent“, sagt Patrick Homm, Leiter des gewerblich­en Maklerteam­s bei Otto Immobilien, und ergänzt: „Die höchsten Mieten für Neubauobje­kte werden in den Submärkten Wien-Süd und Wien-Nord gezahlt.“So ist etwa die Spitzenmie­te im Submarkt Wien-Süd auf aktuell 7,50 Euro pro Quadratmet­er gestiegen. Dabei sei nicht nur die

größere Nachfrage für die stark gestiegene­n Preise verantwort­lich. „Hauptgrund ist der eklatante Mangel an modernen beziehungs­weise generell verfügbare­n Logistikfl­ächen im Raum Wien und Umgebung“, erläutert Homm. Dieser Mangel drückt sich auch in der aktuellen Vermietung­sleistung aus: Diese lag im ersten Halbjahr 2022 bei lediglich etwas über 39.000 Quadratmet­ern, was einem Minus von 16 Prozent gegenüber dem Vergleichs­zeitraum von 2021 entspricht.

Garbe geht in seinem Ausblick davon aus, dass die durchschni­ttliche europäisch­e Spitzenmie­te bis Jahresende um weitere zehn Cent pro Quadratmet­er zulegen wird. Bis Ende 2023 halten die Experten sogar eine weitere Preissteig­erung von 20 Cent pro Quadratmet­er für möglich. Der durchschni­ttliche Mietpreis könnte somit bis zum zweiten Halbjahr 2023 bei rund 6,3 Euro pro Quadratmet­er liegen.

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[ Backbone] Last-Mile-Objekte wie das Cross Dock Upper Austria in Enns sind sehr gefragt.

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