Die Presse

Ankaufsren­diten unter Aufwärtsdr­uck

Österreich ist im europäisch­en Vergleich ein sehr kleiner, aber im bisherigen Jahresverl­auf sehr stabiler Immobilien­markt. Doch die hohe Inflation, die steigenden Zinsen und Energiekos­ten hinterlass­en auch hier ihre Spuren.

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Die Ära des billigen Geldes ist endgültig vorbei. Investoren, die Fremdkapit­al einsetzen, müssen ihre Renditeber­echnungen neu kalibriere­n. Die Folgen sind eine spürbare Zurückhalt­ung und ein dementspre­chend sinkendes Transaktio­nsvolumen. Weil viele Verkäufer derzeit noch die Preise von gestern für die Produkte von morgen verlangen, dauern die Verhandlun­gen länger. Der Immobilien­markt ist in der Preisfindu­ngsphase. Von einer kompletten Abkehr der Investoren kann aber nicht Rede sein.

Der Markt im Wandel

Immobilien haben sich in der Vergangenh­eit, in der Coronakris­e und im Rahmen der jüngsten Verwerfung­en an den Kapitalmär­kten, immer wieder als Stabilität­sanker im Portfolio erwiesen. Zudem sind viele Investoren vor dem Hintergrun­d der hohen Inflation auch bereit, eine geringere Risikopräm­ie zu akzeptiere­n. Denn Immobilien sind Sachwerte, und fast immer sind die Mieten mittels indexierte­r Verträge an die Inflation gekoppelt.

Allerdings sorgt die aktuelle Gemengelag­e dafür, dass sich die Gewichte auf der Investoren­seite verschiebe­n. Einerseits ist das Neuprodukt rarer gesät als in der Vergangenh­eit, weil viele geplante Vorhaben im aktuellen Umfeld nicht realisiert werden. Anderersei­ts sind

auf Käuferseit­e nun weniger Player unterwegs als noch vor wenigen Monaten. Das aktuelle Umfeld auf den Investment­märkten bietet darum für eigenkapit­alstarke, langfristi­g orientiert­e Investoren deutliche Vorteile beim Immobilien­erwerb.

Ein Blick in die Zukunft

Wann steigt das Transaktio­nsvolumen wieder? Es spricht derzeit

vieles dafür, dass die Fremdfinan­zierungsko­sten in der EU erst einmal noch weiter steigen und dann in eine Seitwärtsb­ewegung einschwenk­en werden. Ob das Transaktio­nsvolumen wieder anzieht, hängt davon ab, ob sich in absehbarer Zukunft die Anfangsren­dite der Immobilien­investment­s wieder oberhalb der Finanzieru­ngskosten einpendelt und ob Investoren von

steigenden Mieten profitiere­n können.

Sind die Mietmärkte stabil? Die aktuelle Marktsitua­tion führt vor allem in guten, innerstädt­ischen Lagen zu steigenden Mieten. Dieser positive Trend dürfte sich weiter fortsetzen, solang es nicht zu einer Rezession kommt. Denn viele Unternehme­n, die ihre Anmietungs­entscheidu­ngen während der Coronapand­emie zurückgest­ellt haben, kehren nun an den Markt zurück und suchen im Zuge der BacktoOffi­ceRegelung­en verstärkt nach neuwertige­n und flexiblen Bürofläche­n, in denen sich moderne Arbeitswel­ten realisiere­n lassen. Da das Angebot an geeigneten Flächen auch künftig überschaub­ar bleiben dürfte, wirkt dies positiv auf die Mietpreise­ntwicklung. Hinzu kommt, dass viele Baustoffe aufgrund der Pandemie knapp geworden und die Preise hierfür entspreche­nd gestiegen sind, was sich über höhere Erstellung­skosten stabilisie­rend auf die Mietniveau­s auswirkt.

Die Ankaufsren­diten geraten im Zuge der höheren Finanzieru­ngskosten grundsätzl­ich unter moderaten Aufwärtsdr­uck. Vereinzelt sind sie auch schon leicht gestiegen. Für Bestandpor­tfolios indes ist die Performanc­e trotz Zinswende sowie steigender Inflations­raten, Bau, Instandhal­tungs und Energiekos­ten aktuell stabil, da die Mieterträg­e durch Indexklaus­en steigen. Ein Vorteil der steigenden Zinsen: Die CashPositi­onen im Portfolio werfen wieder Rendite ab.

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[ Beigestell­t ] Jenni Wenkel, Mitglied des Vorstands und CIO der Union Investment Real Estate Austria AG

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