Die Presse

Erholung mit Ansage

Hotelmarkt.

- VON K.H. GÖDECKEMEY­ER

Die Investoren sind zurück. Vor allem in Spanien und Großbritan­nien hat das Transaktio­nsvolumen im ersten Halbjahr 2022 deutlich zugenommen. Auch in Österreich ist der Markt wieder in Bewegung geraten.

Die Nachfrage im Hotelberei­ch hat im Laufe der ersten sieben Monate 2022 merklich angezogen. „Von der wiedererla­ngten Reisefreih­eit und der aufgestaut­en Reiselust haben insbesonde­re die Feriendest­inationen in vielen Teilen Europas profitiert. In vielen Metropolen mit größerer Abhängigke­it von Geschäftsr­eisen wurde die hohe Auslastung vor Ausbruch der Pandemie im laufenden Jahr jedoch oftmals deutlich verfehlt“, sagt Daniela Fischer, Analystin der DekaBank. Die weitere Markterhol­ung könnte aber von einer neuen Corona-Infektions­welle oder durch neue exogene Schocks im weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs überschatt­et werden, warnt die Expertin.

Spanien überholt Deutschlan­d

Viele der Hotels an den Urlaubsdes­tinationen waren in den Sommermona­ten jedenfalls nahezu ausgebucht. Als Folge dessen wurden in vielen Top-Märkten die Profitabil­itätsnivea­us aus dem Jahre 2019 übertroffe­n. „Sollte sich die Wachstumsd­ynamik in den nächsten Jahren noch verstärken, dürften sich neue Investitio­nsmöglichk­eiten ergeben“, sagt David Kellett, Managing Director Hotel Transactio­ns bei Invesco. Für seinen europäisch­en Hotelfonds hat Invesco seit Jahresbegi­nn 2022 drei weitere Hotels im Gesamtwert von 100 Millionen Euro in den Niederland­en, Italien und Spanien gekauft.

Die große Verschiebu­ng auf dem Investment­markt im Jahr 2021, die sich auch 2022 fortsetzt, besteht darin, dass Spanien nun Deutschlan­d in Bezug auf die Transaktio­nsaktivitä­t überholt hat, wie einer Studie von Savills zu entnehmen ist. Neben Spanien, wo sich das Volumen im ersten Halbjahr um 35 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr erhöhte, sticht vor allem Großbritan­nien mit einem Plus von 40 Prozent auf 1,5 Milliarden Pfund (1,68 Mrd. Euro) von Januar bis April besonders hervor. Zu den attraktivs­ten Städten im ersten Halbjahr zählten nach Berechnung­en von

Cushman & Wakefield Amsterdam, Berlin, Hamburg, Istanbul, London, Madrid, München, Paris, Prag und Rom. In Deutschlan­d wurden im gleichen Zeitraum nach Angaben von Colliers rund 784 Millionen Euro in Hotelimmob­ilien investiert. Das sind rund 23 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2021. Der Anteil von Hotelimmob­ilien am gesamten gewerblich­en Transaktio­nsvolumen lag bei lediglich drei Prozent.

Kräftiges Lebenszeic­hen

Auch in Österreich ist eine verstärkte Dynamik auf dem Hotelinves­tmentmarkt zu spüren. Nachdem

AUF EINEN BLICK

Spanien und Großbritan­nien gehören zu den großen Profiteure­n der Erholung des Hotelmarkt­es. In Spanien legte das Transaktio­nsvolumen im ersten Halbjahr 2022 um 35 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro zu, in Großbritan­nien in den ersten vier Monaten um 40 Prozent auf rund 1,7 Mrd. Euro. Deutschlan­d musste dagegen mit einem Minus von 23 Prozent auf 785 Mio. Euro im Halbjahres­vergleich einen deutlichen Rückschlag hinnehmen. Passabel schlug sich bisher der österreich­ische Markt: Hier wurde im ersten Halbjahr ein Volumen von 230 Mio. Euro verzeichne­t. 2021 waren es im Gesamtjahr 400 Mio. Euro.

sich im Jahr 2021 sich das Volumen auf 400 Millionen Euro belief, konnte laut Christie & Co in den ersten sechs Monaten 2022 bereits ein Transaktio­nsvolumen von 230 Millionen Euro verzeichne­t werden. Wie das Beratungsh­aus bemerkt, war erstmals seit Pandemiebe­ginn auch die Stadthotel­lerie wieder deutlich gefragter. So wechselte beispielsw­eise das Meininger Hotel Wien Downtown Sissi (102 Zimmer) im 2. Bezirk den Besitzer und wurde von GalCap Europe erworben. Mit dem Bassena Hotel Wien Donaustadt (198 Zimmer) fand auch eine Transaktio­n im 22. Bezirk statt. Trotz der widrigen Umstände glauben sowohl Investoren und Entwickler als auch Betreiber langfristi­g an Hotels als Assetklass­e, was in manchen Märkten trotz der steigenden Anzahl von Beherbergu­ngsbetrieb­en erkennbar ist. So verzeichne­ten Salzburg, Innsbruck, Graz und St. Pölten 2021 wieder mehr Hotelbetri­ebe als im Jahr 2019.

Banken bremsen

Obwohl sich die Märkte spürbar erholt haben, sei nun allerdings eine gewisse Zurückhalt­ung der Banken spürbar, bemerkt Simon Kronberger, Director Austria & CEE bei Christie & Co. „Höhere Eigenkapit­al-Quoten und steigende Zinssätze machen es Investoren zunehmend schwerer, Finanzieru­ngen aufzustell­en, weshalb vermehrt auch reine Eigenkapit­alTransakt­ionen zu beobachten sind“, so der Experte.

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[ Signa-ARE] Das Bassena Wien Donaustadt im Stadtentwi­cklungsgeb­iet TwentyTwo soll noch heuer eröffnet werden.

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