Sein Paradies lag im Schatten des Todes
Nachruf. Der US-Rapper Coolio, berühmt vor allem für „Gangsta’s Paradise“, ist im Alter von 59 Jahren gestorben.
As I walk through the valley of the shadow of death, I take a look at my life and realize there’s not much left“: Mit diesen düsteren Zeilen begann der Rap, der 1995 den Begriff Gangsta endgültig als Stereotyp, Antityp und Erfolgsmodell der westlichen Welt fixierte, indem er ihn an die Spitze der Charts brachte.
Gewiss: N.W.A. hatten schon 1988 den Track „Gangsta Gangsta“und Ice-T stellte sich 1991 als „Original Gangster“(in konventioneller Schreibweise) vor. Doch ihre Stücke waren nichts zum Mitsingen, wollten es gar nicht sein. Doch dann kam Leon Ivey Jr., klassisch in Compton aufgewachsen. Ein fescher Bursch: Seinen Künstlernamen dankte er dem Vergleich mit Julio Iglesias. Er hatte schon Erfolg mit dem Album „It Takes a Thief“, das Stück „I Remember“kam in den Soundtrack von „Beavis & Butthead“. Es war bereits ein sentimentaler Rückblick auf eine Kleinkriminellen-Idylle.
Die Melodie war von Stevie Wonder
Diese Perspektive baute Coolio in seiner Sternstunde aus: Er nahm das Thema eines lieblichen Songs von Stevie Wonder („Pasttime Paradise“) und rappte bittere Zeilen dazu, von einem Leben im Tal des Schattens des Todes. Sein „Gangsta’s Paradise“ist gar nicht paradiesisch, nein, es ist ein Ort voller Pulverdampf, wo nur Gewalt und Geld zählen. Und Coolio prahlt und droht nicht wie Ice-T oder Ice-Cube, sondern klagt und nimmt Abschied. Wobei er noch immer dezidiert ein wackeres Vorbild für all die kleinen „Homies“ist und kein Schwächling – diese Weiterentwicklung der Rolle blieb Eminem vulgo Slim Shady vorbehalten.
Dass „Gangsta’s Paradise“so ankam, lag auch an James Sanders vulgo L. V., der den Refrain traurig und soulig sang. Vor allem trieb den Erfolg der Film „Dangerous Minds“, mit Michelle Pfeiffer als Lehrerin, deren Schüler sich als Gangstas gerieren, wozu Coolios Stück natürlich bestens passte. Der Rapper mit der markanten DreadlocksFrisur und dem finsteren Blick reiste fortan durch die Welt, brachte seine ComptonSittenbilder sogar in die Arkadenhöfe des Wiener Rathauses. Ihm gelangen in Folge noch kleinere Hits wie „C U When U Get There“(1996), und er war Schauspieler in Filmen wie „Batman und Robin“oder „Dracula 3000“. 2006 erschien sein Album „Return
of the Gangsta“. Dass er seinem Rollenbild auch als reale Person nahe kam, beweisen diverse Verfahren wegen illegalen Drogenund Waffenbesitzes und sogar eine Verurteilung in Deutschland wegen Beihilfe zu Raub und Körperverletzung.
Nun ist Coolio überraschend gestorben, nachdem er im Haus eines Bekannten zusammengebrochen war. Eine Todesursache wurde noch nicht genannt. „Death ain’t nothin’ but a heartbeat away“, heißt es in „Gangsta’s Paradise“, und: „I’m 23 now, but will I live to see 24?“Leon Ivey Jr. wurde 59.