Schumachers wichtigstes Rennen
Analyse. Mick Schumacher, 23, fährt um seine Formel-1-Zukunft, auch namhafte Fürsprecher verhalfen dem Haas-Piloten bisher zu keinem neuen Vertrag. Welche Optionen bleiben noch?
Singapur. Diese Gelegenheit will sich Haas-Teamchef Günther Steiner nicht entgehen lassen. Der Grand Prix von Singapur (Qualifying 15 Uhr, Rennen Sonntag 14 Uhr, ORF eins, Sky) ist nicht nur das längste und ob der tropischen Bedingungen forderndste Rennen der Saison, es sollte mit seinen vielen Kurven den unterlegenen Haas-Boliden weit besser liegen als die Topspeed-Strecken der vergangenen Wochen. Eine richtige Bewährungsprobe also noch einmal für Mick Schumacher, der noch dazu seine Premiere in Singapur gibt – und unter besonderer Beobachtung von Steiner steht.
Für den 23-jährigen Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher geht es um die Zukunft. Sein Vertrag beim US-Team Haas läuft mit Jahresende aus und wurde noch immer nicht verlängert. Teamchef Steiner betonte in Singapur, dass man sich mit der Entscheidung, wer ab 2023 der zweite Pilot neben Kevin Magnussen sein wird, Zeit lasse. „Wir wollen eine klare Vision, was wir in Zukunft vorhaben. Ist Erfahrung die wichtigste Sache? Ist es die Geschwindigkeit? Was ist wichtig?“
Doch Schumacher läuft die Zeit davon, seine weiteren Cockpit-Optionen
sind bestenfalls vage. Nur bei Alpine und Williams ist jeweils noch ein Sitz frei.
Ein Wechsel zu Alpine ist wenig realistisch. Weil aber Alpha-TauriPilot Pierre Gasly dort landen könnte, wäre plötzlich der zweite Red-Bull-Rennstall neu im Rennen. Doch Red Bull und Schumacher wäre ein völliges Novum. Für RB-Konsulent Helmut Marko ist Schumacher als Mitglied der Ferrari-Nachwuchsakademie eigentlich kein Thema, doch auch der Vertrag mit den Italienern soll Ende des Jahres auslaufen. Andererseits: Red Bull dürfte zuallererst aus dem eigenen Nachwuchsprogramm rekrutieren.
BUDGET CAP Red Bull Racing und Aston Martin
sollen in der Formel-1-Saison 2021 die vorgeschriebene Kostengrenze von 148,6 Millionen US-Dollar überschritten haben. Das berichtet „Auto, Motor und Sport“. Eines der beiden Teams soll das Budget sogar deutlich überzogen haben – ein Regelbruch, für den es aber keinen klar definierten Strafenkatalog gibt. Bei schwereren Vergehen ist dem Medienbericht zufolge auch ein nachträglicher Punkteabzug denkbar.
I Die weitaus realistischere Option ist Williams. Das WM-Schlusslicht hat zwar andere Favoriten für sein freies Cockpit, doch der F1-Einstieg von Porsche ab 2026 könnte Schumacher in die Karten spielen. Seit der Sportwagenbauer bei Red Bull abgeblitzt ist, scheint Williams die einzig verbliebene Möglichkeit für eine Partnerschaft zu sein. Schumacher wäre in diesem Fall als Deutscher hoch im Kurs – sofern er weiter F1-Erfahrung sammelt. Ob ihn Porsche schon jetzt bei Williams unterbringen würde?
Wie gut ist er wirklich?
Eine andere Frage kann mittlerweile beantwortet werden: Wie gut ist Schumacher jun. überhaupt? Die Bilanz seiner zweiten F1-Saison: Erst fehlerhaft mit Unfällen, dann ein kurzes Hoch mit zwei Punkterängen in Folge, zuletzt solide Rennen im hinteren Feld. Nur zwölf Punkte bedeuten WM-Platz 15, klar hinter Haas-Kollege Magnussen (Zwölfter, 22 Punkte), der im Qualifying überlegen ist (12:4). Schumacher ist ein guter Fahrer, aber kein Genie hinter dem Lenkrad.
Solche gibt es auch nicht viele auf dem Fahrermarkt, weshalb ausgerechnet Nico Hülkenberg, 35, hoch im Kurs um die SchumacherNachfolge
bei Haas stehen soll. Ein Punktelieferant, aber auch jener Mann, der es bei 181 GP-Starts nie aufs Podest schaffte (Rekord).
Für den Schumacher-Verbleib machen sich die F1-Bosse Stefano Domenicali (CEO) und Ross Brawn (Sportdirektor) stark, beide Weggefährten von Schumacher senior. Sie wollen den klingenden Namen nicht verlieren, außerdem hätte die Königsklasse dann erstmals seit 1981 keinen deutschen Fahrer. Doch auch die namhaften Fürsprecher verhalfen Schumacher nicht zu einem neuen Vertrag. Haas-Teamchef Steiner sagt: „Im Moment sehen wir uns noch die Dinge an.“In Singapur könnte die Vorentscheidung fallen. (joe)