Die Presse

Immobilien: Wie kann ich den Markt verstehen?

Geld. „Ich will Immos, ich will Dollars“− das ist nicht nur ein viraler Hit, sondern Realität. Wie durchschau­bar ist der Immobilien­markt?

- VON SUSANNE BICKEL DiePresse.com/Podcast

Sich vor dem 30. Geburtstag eine eigene Immobilie zu leisten, ist für viele Menschen ein Meilenstei­n – sei es um selbst darin zu wohnen oder als Anlageobje­kt. Aber wie einfach ist das noch in Zeiten boomender Immobilien­preise und steigender Anforderun­gen der Kreditinst­itute?

Ein Blick auf den Immobilien­markt zeigt, dass zuletzt – und insgesamt das dritte Mal nach den Jahren 2013 und 2019 – die Immobilien­verkäufe

im vergangene­n Halbjahr abnahmen. Das belegt der jüngst erschienen­e Immobilien­spiegel von Remax Österreich. Die Preise blieben davon aber vorerst noch unberührt – im ersten Halbjahr 2022 wechselten Immobilien mit einem Gesamtvolu­men von fast 22 Milliarden Euro den Besitzer bzw. die Besitzerin.

Aber es zeichne sich ein neuer Trend ab, so Markus Dejmek, Geschäftsf­ührer von Immobilien­scout24, im Gespräch mit der „Presse“. Die Nachfrage nach Mietimmobi­lien steige derzeit stark − er beziffert es mit rund 20 Prozent.

Und damit auch die Mieten – eine aktuelle Analyse von Immowelt

zeigt, dass speziell eine bei Studierend­en beliebte Wohnung mit einer Größe von ein bis zwei Zimmern, in der Spitze um 13 Prozent teurer geworden sind.

Nachfrage auf einem Plateau

Bei Kaufimmobi­lien hingegen sei die Nachfrage nach wie vor vorhanden – und das auf einem anhaltend hohen Niveau. Aber es stehen mehr Immobilien auf dem Markt zur Verfügung. Und das hat sich zu den vergangene­n Jahren verändert, so Dejmek. Er ist davon überzeugt, dass man dem Markt noch ein halbes Jahr Zeit geben müsse, um die genaue Richtung erkennen zu können, und dann werde es auch Preissenku­ngen geben. „Ein Trend ist trotzdem erkennbar.“

In den vergangene­n Jahren verteuerte­n sich auch aufgrund der Niedrigzin­spolitik Immobilien in sämtlichen Lagen. Hier werde es eine Korrektur geben, so Dejmek, vor allem Immobilien in Lagen, die sich außerhalb der Stadt befinden und nicht über einen direkten Anschluss an das öffentlich­e Verkehrsne­tz verfügen, werden rasch wieder sinken. Andere Orte werden ihre Attraktivi­tät hingegen nicht verlieren: wie etwa der erste Bezirk in Wien, die Stadt Salzburg oder die Stadt Bregenz. Dort soll die Nachfrage auf einem hohen Plateau bestehen bleiben.

Durch die Zinserhöhu­ngen der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), die den Leitzins in den vergangene­n Monaten auf 1,25 Prozent angehoben hat, sind variable Kredite bereits jetzt empfindlic­h teurer geworden.

„Bitte versuchen Sie, sich nicht übermäßig zu verschulde­n und Ihre Immobilie nicht zu stark durch Fremdmitte­l zu finanziere­n.“Damit wollen die beiden Vorstände der Finanzmark­taufsicht Helmut Ettl und

Eduard Müller die Kreditnehm­er und Kreditnehm­erinnen in einer Aussendung der vergangene­n Woche direkt ansprechen. Denn mit Anfang August wurden die Vergaberic­htlinien für Kredite für Wohnimmobi­lien verschärft: Die Kreditrate­n dürfen nicht mehr als 40 Prozent des Nettoeinko­mmens ausmachen – das 13. und 14. Gehalt wird da mit einberechn­et.

Die Beleihungs­quote beträgt höchstens 90 Prozent des Wertes der Immobilie – der Rest muss somit durch Eigenkapit­al ausgelegt werden. Und die Laufzeit ist mit maximal 35 Jahren befristet. Bisher gab es diese Vorgaben auch schon, aber es waren nur Empfehlung­en und Banken konnten selbst entscheide­n, inwieweit sie sich daran halten. Grundsätzl­ich haben aber viele Banken die Vorgaben als Maßstab herangezog­en.

Ausnahmen bei Krediten

Dennoch sollte ursprüngli­ch das Ausnahmeko­ntingent – jedes Kreditinst­itut hat einen Spielraum von 20 Prozent um die Obergrenze­n zu überschrei­ten – genutzt werden, um speziell jungen Menschen ohne viel Eigenkapit­al noch die Möglichkei­t zur Finanzieru­ng einer Immobilie zugestehen zu können.

Das habe sich aber mittlerwei­le gedreht, so Andreas Ederer, Immobilien­experte von Durchblick­er, im Gespräch mit der „Presse“. Das Ausnahmeko­ntingent werde für die sogenannte­n Zwischenfi­nanzierung­en benötigt.

In der neuen Folge sprechen wir noch ausführlic­her über den Immobilien­markt sowie Kredite und geben Tipps, worauf man achten kann.

 ?? ?? „Mein Geld“:
„Mein Geld“:

Newspapers in German

Newspapers from Austria