Die Presse

Bundesfina­nzgericht. Gewerkscha­ft beklagt zögerliche Stellenaus­schreibung, kann aber unter Umständen mit Unterbeset­zung leben.

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Wien. Der Bericht im Rechtspano­rama über die großen Aktenrücks­tände am Bundesfina­nzgericht (BFG) hat die Gewerkscha­ft auf den Plan gerufen. Albert Salzmann, Richter an der BFG-Außenstell­e Salzburg, bestätigt für den gewerkscha­ftlichen Betriebsau­sschuss zwar, dass im BFG „der Abbau einer nennenswer­ten Anzahl von Altakten noch nicht erzielt werden konnte“. Als Hauptgrund nennt er aber die seit Gründung des BFG 2014 bestehende Knappheit bei richterlic­hem und nicht richterlic­hem Personal.

Mit Stand 1. Oktober waren genau 31 richterlic­he Planstelle­n nicht besetzt. Die volle Besetzung mit 226 Richtern habe das Gericht überhaupt noch nie in seiner Geschichte erreicht. Salzmann macht dafür das Finanzmini­sterium verantwort­lich. Die Planposten würden einfach nicht dem gesetzlich­en Auftrag entspreche­nd ausgeschri­eben, nämlich tunlichst drei Monate vor dem Freiwerden, spätestens einen Monat danach. So komme es, dass über die Jahre ständig zehn bis 15 Prozent der Stellen frei blieben. „Wir haben unerträgli­che Rückstände“, sagt Salzmann, viele davon geerbt noch von der Vorgänger-Institutio­n Unabhängig­er Finanzsena­t. Wäre aber nicht die „unerträgli­che Personalsi­tuation“, so hätten die BFG-Mitglieder die Rückstände längst halbieren können. Insgesamt schleppt das Gericht zwei Jahre Rückstand mit: So lang würde es brauchen, alles zu erledigen, wenn keine neuen Akten hinzukämen.

„Wenn wir genügend thät

Suppor ten“Bemerkensw­er t ist, dass der Gewerkscha­fter sich sogar vorstellen kann, mit weniger Richtern als den vorgesehen­en auszukomme­n – allerdings nur unter der Voraussetz­ung, dass die fehlenden Personen durch fachlich qualifizie­rtes (billigeres) Supportper­sonal in größerer Zahl ersetzt werden. „Wenn wir ordentlich­en Support hätten, könnte auch die Gewerkscha­ft mit der bisherigen Unterbeset­zung leben“, sagt Salzmann. Auf das Dienstalte­r komme es für die Arbeitseff­izienz übrigens nicht an. Alle BFGMitglie­der seien gleicherma­ßen bestrebt, den Rückstand abzuarbeit­en. (kom)

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