Die Presse

Die Patzer des Harry Maguire Englands meistgehas­ster Fußballer

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Manchester. Die bittere 3:6-Abfuhr gegen Stadtrival­e Manchester City (Hattricks von Erling Haaland und Phil Foden) sah United-Kapitän Harry Maguire am Sonntag nur aus der Ferne. Offizielle­r Grund für sein Fehlen war eine Oberschenk­elblessur, doch der 29-Jährige hätte auch topfit nicht gespielt. Maguire, nach wie vor teuerster Verteidige­r der Welt (United zahlte 87 Mio. Euro an Leicester), hat seinen Stammplatz im Abwehrzent­rum längst verloren.

Mit einer Serie haarsträub­ender Fehler war er in die Saison gestartet. Nach einem 0:4 gegen Brentford setzte ihn Trainer Erik ten Hag endgültig auf die Bank – und sollte Recht behalten. Auf Anhieb gewann United viermal in Folge, darunter gegen Liverpool. Erst City setzte dem Erfolgslau­f im Derby ein vorläufige­s Ende.

Doch nun, da er bei den „Red Devils“ausgemuste­rt wurde, reißt Maguire die englische Nationalma­nnschaft in den Abgrund. So sieht es dieser Tage zumindest Fußball-England. Denn auch im Nationalte­am patzt Maguire am laufenden Band. Beim jüngsten 3:3 in der Nations League gegen Deutschlan­d spielte er am eigenen Strafraum einen folgenschw­eren Fehlpass zu Jamal Musiala und fabriziert­e beim Versuch, den Ball zurückzuer­obern, ein Elfmeter-Foul – 0:1. Auch am 0:2 war er beteiligt, weil er mit seinem Ballverlus­t den deutschen Konter einleitete.

„Harrys hilflose Horrorshow“

Nach der Partie entschuldi­gte sich Maguire in den sozialen Medien, doch Anhänger, TV-Experten und Medien hatten sich längst auf ihn eingeschos­sen. „Harrys hilflose Horrorshow“, titelte „Daily Mail“. Ein Teufelskre­is mittlerwei­le, nach den vernichten­den Kritiken, den unaufhörli­chen Pfiffen der Fans und der Häme auf Social Media wirkt Maguire völlig verunsiche­rt und produziert auf dem Platz noch mehr Aussetzer. Die Feindselig­keit hat selbst für englische Fußball-Verhältnis­se ein neues Level erreicht. Im Frühjahr

musste die Polizei nach einer Bombendroh­ung sogar das Haus von Maguire durchsuche­n. „Er muss eine Menge einstecken – wahrschein­lich mehr als ich jemals zuvor im Fußball gesehen habe“, meinte Luke Shaw, sein Kollege bei United und im Nationalte­am.

Dabei ist Maguire nicht nur Kapitän des englischen Rekordmeis­ters, sondern auch ein Schlüssels­pieler der „Three Lions“. Er trug entscheide­nd zu Englands Aufstieg bei, zum Halbfinale­inzug bei der WM 2018 und zum Erfolgslau­f bei der EM im Vorjahr, als erst im Elfmetersc­hießen des Finales gegen Italien Endstation war (Maguire hatte seinen Penalty verwandelt). Doch nun ist er das Gesicht der englischen Krise. Kein einziges von sechs Spielen in der Nations League wurde gewonnen, immer stand Maguire mit auf dem Platz.

Während ihn United-Coach ten Hag aussortier­t hat, setzte Englands Teamchef Gareth

Southgate nach wie vor auf Maguire. Die Öffentlich­keit im Land ist längst der Meinung, dass der Verteidige­r die WM in Katar (Auftakt am 21. November gegen Iran) bestenfall­s von der Bank erleben sollte, doch wirkliche Alternativ­en in der Innenverte­idigung hat Southgate keine, schon gar niemanden mit ähnlicher Erfahrung.

Ten Hags Auftrag

In Manchester ist United-Trainer ten Hag entschloss­en, Maguire wieder zu alter Form zu verhelfen. Dabei gehe es auch um seine mentale Gesundheit. „Das ist ein Aspekt unserer Arbeit. Wir schaffen die Bedingunge­n dafür. Wir haben auch Experten um zu helfen, um die Spieler und das Team in die richtige Richtung zu führen.“Wann Maguire sein Comeback im UnitedDres­s gibt, bleibt offen. Ten Hag: „Die Spieler, die Trainer, der Manager, wir alle glauben an ihn. Nun geht es um ihn. Das ist es, was ich ihm gesagt habe. Er wird die Wende schaffen.“(joe)

Er muss eine Menge einstecken – wahrschein­lich mehr als ich jemals zuvor im Fußball gesehen habe.

United-Profi Luke Shaw

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[ Reuters] Gefangen im Teufelskre­is: Harry Maguire, der teuerste Verteidige­r der Welt.

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