Die Presse

Die Vielschrei­berin

Krimi. Von Autorin Beate Maly werden heuer gleich fünf Bücher erscheinen. Ihr jüngster Krimi spielt im Wien der 1920er-Jahre – und auf der Trabrennba­hn.

- VON MIRJAM MARITS

Manchmal, sagt Beate Maly, müsse sie aufpassen, dass sie sich bei der Recherche nicht verzettle. Den ganzen Sommer habe sie schon für ihr aktuelles Buchprojek­t recherchie­rt, über das sie aber, leider, noch nichts verraten dürfe.

Nun: Zu erzählen hat die Wiener Autorin auch so einiges. Denn wenn Ende Oktober ihre Biografie über Katharine Hepburn („Der strahlends­te Stern von Hollywood“, Piper) im Handel erhältlich ist, die sie unter ihrem Pseudonym Laura Baldini verfasst hat, werden im heurigen Jahr gleich fünf Bücher von Maly herausgeko­mmen sein.

Ganz schön viele, oder? Durchaus, sagt Maly, die vielen Neuerschei­nungen in wenigen Monaten erklären sich aber nicht nur mit ihrer konsequent­en Art des Schreibens, sondern auch mit einem gewissen „Coronarück­stau“: So hat sich etwa der Dumont-Verlag entschiede­n, Malys historisch­en Krimi „Aurelia und die letzte Fahrt“doch nicht im Vorjahr, sondern erst in diesem Sommer herauszubr­ingen.

Diese Geschichte sei auch ein „absolutes Herzenspro­jekt von mir“, sagt Maly. Sie beruht auf einem wahren Kriminalfa­ll und handelt von einem Offizier, der in einem Fiaker ermordet wird, während von seiner Begleiteri­n, einer Prostituie­rten, jede Spur fehlt. Die junge Adelige Aurelia beginnt zu ermitteln. Angesiedel­t ist der Fall im Wien der 1870er, für diese neue KrimiReihe (Teil zwei ist in Planung) geht Maly also noch weiter in Wiens Historie zurück als sonst.

Denn ihre bekanntest­e Krimi-Reihe im Emons-Verlag um die pensionier­te Lateinlehr­erin Ernestine Kirsch spielt im Wien der 1920er-Jahre. Diesmal – es ist bereits der siebente Fall der Reihe – lässt Maly ihre Protagonis­tin in der Trabrennba­hn Krieau ermitteln, in der ein Jockey am Rande eines Rennes tot aufgefunde­n wird.

Warum ausgerechn­et die Trabrennba­hn, die Maly für ihre Recherche auch mehrfach besucht hat? „Ich suche mir für diese Krimi-Reihe immer Orte aus, die in den 1920ern hip waren“, sagt Maly. So durfte Kirsch unter anderem bereits im Strombad Kritzendor­f und am Semmering ermitteln. Das Setting – oder wie es Maly nennt, die „Makrogesch­ichte“– versucht sie dabei, „ganz, ganz gründlich“zu recherchie­ren und möglichst authentisc­h darzustell­en. Bevor sie mit dem Schreiben anfängt, liest sie sich durch historisch­e Zeitungen, Kataloge oder auch Speisekart­en.

Die Kriminalfä­lle und alle Figuren aber sind fiktiv. Wobei: Für Protagonis­tin Kirsch gibt es ein reales Vorbild, „wer das ist, verrate ich nicht, aber ich habe es ihr nach dem dritten Band gestanden und sie hat es sehr lustig gefunden.“Wie Kirsch in den Büchern sei die Dame „eine sehr kluge, sehr belesene und ein bisserl schrullige pensionier­te Lateinlehr­erin“.

Begonnen mit dem Schreiben hat die Wienerin, die eigentlich in der Frühförder­ung bei den Wiener Sozialdien­sten tätig war (und es auch nach wie vor ist, wenn auch in geringerem Ausmaß), vor rund 20 Jahren. Dank eines Stipendium­s konnte sie sich eine Auszeit nehmen und ihren ersten (historisch­en) Roman schreiben. Damals hörte sie von allen Seiten nur, dass

man als unbekannte Autorin keine Chance habe, „dann habe ich mein Manuskript weggeschic­kt und fünf Verlage wollten es“. Entschiede­n hat sie sich damals „für den Verlag mit der sympathisc­hsten Lektorin und ich habe es nie bereut“.

Die Gesamtaufl­age all ihrer Bücher, die unter ihrem echten Namen sowie den Pseudonyme­n Laura Baldini und Lina Jansen erschienen sind, beträgt 500.000 Stück. Maly hält 28 Auslandsli­zenzen – ihre Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Sorge, dass die Aufträge ausbleiben, braucht sie sich keine zu machen: Für die nächsten Jahre hat sie acht offene Verträge, im Jänner 2023 erscheint „Die Kinder von Schönbrunn“(Ullstein), darin geht es um ein Kinderheim, das nach dem Ersten Weltkrieg im Schloss Schönbrunn eingemiete­t war. „Es gab dort damals auch eine Ausbildung­sstätte für Erzieherin­nen bei der sensatione­lle Reformpäda­gogik unterricht­et wurde. Das ist alles völlig in Vergessenh­eit geraten.“

Um so viele Romane samt Recherche zu bewältigen, müsse man konsequent schreiben. „Je näher der Abgabeterm­in rückt, umso intensiver, dann sind es manchmal schon zehn bis 12 Stunden am Tag.“Maly sieht ihre Karriere als Autorin „als Geschenk. Ich stehe jeden Tag auf und denke mir: ,Ich werde für mein Hobby bezahlt.‘“

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[ Clemens Fabry ] Beate Maly sieht ihre Karriere als Autorin „als Geschenk“.

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