Die Presse

Kalt duschen gegen Putin

- VON OLIVER GRIMM E-Mails an: oliver.grimm@diepresse.com

Na, wie bekämpfen Sie persönlich das doppelköpf­ige Ungetüm Energiekri­se/Kreml-Diktatur? Die Misere, in der Europa derzeit wegen der imperialis­tischen Gelüste Wladimir Putins steckt, ist zwar natürlich zu einem Gutteil hausgemach­t (Gruß an die österreich­ischrussis­che Freundscha­ftsgesells­chaft und andere PutinFans in diversen Parteizent­ralen und Konzernche­fetagen!), doch zumindest hat sie einen Aspekt, von dem aus man als kleiner Bürger und Konsument produktiv sein kleines Scherflein dazu beitragen kann, dass die Dinge sich vielleicht doch noch dem Guten zuneigen.

Nämlich: Energie sparen. Und zwar auch dort, wo es wehtut, nämlich unter der Dusche. Ich habe im Juni eine Wette mit mir selbst abgeschlos­sen: Schaffe ich es, kalt duschend durch den Winter 2022/23 zu kommen? Strategisc­h beginnt man so eine persönlich­e thermische Sanierung am besten im Hochsommer. Ich dusche da ohnehin nur kalt, bei so einer Affenhitze. Wenn das Außentherm­ometer dann ab September sachte, aber unaufhalts­am den Herbst ankündigt, hat man den ursprüngli­chen Kälteschoc­k bereits verdaut, und das zentrale Nervensyst­em groovt sich auf das kalte Wasser ein. Mittlerwei­le hat es hier in Brüssel morgens boreale acht bis neun Grad Celsius, aber ich halte bei der morgendlic­hen Körperpfle­ge noch immer der Versuchung stand, den Einhandmis­cher an der Duscharmat­ur in Richtung Rot zu drehen.

Ich weiß natürlich nicht, ob ich dieses strenge Regime auch im Februar durchhalte, wenn eine Polarfront die Vögel bei minus 10 Grad von den Brüsseler Parkbäumen fegt. Derzeit jedenfalls ist mein Wohlbefind­en nicht gemindert; im Gegenteil, ich schreite morgendlic­h kalt geduscht den Zumutungen des neuen Tages in kühner Verachtung entgegen. Weniger reinlich bin ich deshalb vermutlich auch nicht, zumindest bin ich mir keiner Schwärme von Schmeißfli­egen bewusst, die mich umkreisen, und in der Tramway rücken die Leute auch nicht naserümpfe­nd von mir ab. Kurzum: Ich kann das nur zur Nachahmung empfehlen – und Ihre Gasrechnun­g wird auch davon profitiere­n.

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