Preisrabatte für die Stromsparer
Energie. Serbien will mit Einsparungen und Sparanreizen kostspielige Energieimporte reduzieren. Dafür sollen auch öffentliche Einrichtungen wie Kliniken ihren Verbrauch um 20 Prozent senken.
Belgrad. Eher schlecht als gut gerüstet macht sich Serbien in den bevorstehenden Krisenwinter auf. Der staatliche Stromversorger EPS pfeift aus dem letzten Loch – und hat mit enormen Finanzproblemen zu kämpfen. Die Braunkohlekraftwerke des Balkanstaats, die 70 Prozent der heimischen Stromproduktion ausmachen, sind völlig veraltet. Die Förderanlagen des Braunkohlewerks im Kolubara-Becken fallen mit Defekten regelmäßig aus. Zu allem Übel ist auf den internationalen Energiemärkten nicht nur der Preis für Gas und Öl, sondern auch für Strom in astronomische Höhen geschossen.
Die dem russophilen EU-Anwärter von Moskau zugesicherten
Gaslieferungen zum Sonderpreis reichen zur Abdeckung des Winterbedarfs keineswegs aus. Hatte Belgrad für zusätzliche auf dem freien Markt eingekaufte Stromund Gasimporte für den kommenden Winter 1,5 Mrd. Euro vorgesehen, droht sich dieser Betrag auf drei Mrd. Euro zu verdoppeln. Mit Energieeinsparungen bei öffentlichen Einrichtungen und Stromsparanreizen für Verbraucher und Unternehmen hofft der EU-Anwärter, die kostspieligen Energieimporte zu reduzieren – und Stromrestriktionen zu vermeiden.
Private Konsumenten und Unternehmen, die ihren Stromverbrauch gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahrs um fünf bis 20 Prozent reduzieren, erhalten vorläufig bis März einen Preisnachlass von 15 Prozent. Bei Stromeinsparungen
von 20 bis 30 Prozent winkt ein Rabatt von 20 Prozent. Sinkt der Verbrauch um über 30 Prozent, steigt der Preisnachlass auf 30 Prozent.
Abgestellte Sterilisatoren
Öffentliche Einrichtungen haben Pläne vorzulegen, um den Energieverbrauch um 20 Prozent zu senken. In manchen Städten leuchtet bereits nur noch jede zweite Straßenlaterne. Staatsdiener sind angehalten, beim Verlassen ihrer Büros die Lichter auszuschalten. Die Innentemperatur sollte 20 Grad nicht mehr überschreiten. Obwohl Krankenhäuser und Kindergärten von den Sparplänen ausgenommen sind, berichtet die Zeitung „Nova“über „absurde Sparmaßnahmen“wie abgestellte Sterilisatoren.
Ein Problem ist, dass in Serbien keine Kultur des Energiesparens existiert. So wird die Fernwärme, die ab 15. Oktober in die Wohnstuben blubbert, nicht nach Verbrauch, sondern nach Größe der Wohnungen abgerechnet: Weil an den Heizkörpern funktionsfähige Hitzeregler fehlen, wird die Temperatur mit dem Öffnen der Fenster zur Abkühlung der überhitzten Zimmer geregelt.
Zudem dürfte die vermehrte Umstellung der 60 FernwärmeKraftwerke von Gas auf Braunkohle oder dem Erdölrückstand Masut in diesem Winter für noch schwerere Luft und Smogalarm sorgen: Schon jetzt wird die Zahl der Serben, die alljährlich an den Folgen der immensen Luftverschmutzung sterben, auf 6000 im Jahr geschätzt.