Klassik-Saisonstart in New York
Musikleben. Ein Galaabend in der Carnegie Hall, Manfred Honecks Debüt an der Met, ein neuer Konzertsaal für das New York Philharmonic.
Es war ein Hauch von Alt-Wiener Glanz dabei, als am letzten Donnerstag die neue Saison der Carnegie Hall eröffnet wurde: Das samtig kraftvolle Philadelphia Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin füllte das trotz seiner Größe so wohlklingende Stern Auditorium mit Ravels Fantasie über einen imperialen Ball, „La Valse“. Als akustische Spitzenklasse gilt zwar neben dem Musikverein die Boston Symphony Hall und das Concertgebouw in Amsterdam; doch seit 1995 ein Brocken Beton unter der Bühne entfernt wurde, steht das Stern Auditorium der Konkurrenz kaum nach. Es klingt fast so warm wie der Musikverein, aber noch klarer und heller.
1891 dirigierte bei der Eröffnung Tschaikowski selbst; Dvorˇáks Neunte Sinfonie sowie etliche Werke Rachmaninows, Bartóks und Strawinskis wurden hier uraufgeführt. Die Beatles und Sinatra traten hier auf. Leonard Bernsteins Weltkarriere begann auf dieser Bühne, als er mit 25 für Bruno Walter einsprang. Die Highlights der heurigen Saison sind auch in Wien bekannte Gesichter, die Klassikwelt ist längst hoch globalisiert. Porträtkünstlerin ist Mitsuko Uchida, in der letzten Saison war sie das noch im Musikverein. Im Oktober kommen Janine Jansen, Igor Levit und gleich nochmal die Philadelphianer, insgesamt fünfmal in der Spielzeit.
Wurde da das heimische New York Philharmonic ausgestochen? Vielleicht, die haben mit ihrem neuen Konzertsaal im Lincoln Center aber einen Trumpf im Ärmel. Die Erfahrung aus Paris oder Hamburg hat gelehrt, wie eine aufregende neue Spielstätte das Konzertleben beleben kann. Und die David Geffen Hall ist vielversprechend. Die alte Halle wurde um 500 Sitze verkleinert, die Akustik soll nun Weltklasse sein. Erste Berichte, auch über die transparente Lobby mit Liveübertragung der Konzerte, klangen begeistert, offizielle Eröffnung ist am 12. Oktober. Das dürfte erstmal davon ablenken, dass das Orchester in einer Selbstfindungsphase ist. Nach der nicht gerade glanzvollen, kurzen Amtszeit des Chefdirigenten Jaap van Zweden läuft die langwierige Suche nach einem Nachfolger, vielleicht endlich einmal einer Nachfolgerin.
In der Metropolitan Opera direkt nebenan würde sich Direktor Peter Gelb wohl auch über eine Verkleinerung des Zuschauerraums freuen – er hat oft Schwierigkeiten, die 3900 Sitze zu füllen. Ganz voll war das Haus auch am 28. September nicht, als Debütant Manfred Honeck nach einem erfrischend energischen und dynamisch fein abgestuften „Idomeneo“bejubelt wurde.
Überall Namen von Mäzenen
Amüsant für den Besucher aus Österreich ist in New York die Menge an Gönnernamen, die Hallen, Bühnen und Sitze zieren. Der edle Trinkwasserspender in der Lobby der Met ist nach einem Wohltäter benannt, seit wenigen Tagen muss man Direktor Gelb „Marie Manetti Shrem General Manager“nennen. Der schwerreiche Musikproduzent David Geffen spendete 100 Millionen Dollar dafür, dass der Komplex seinen Namen trägt, der Konzertsaal darin heißt trotzdem Wu Tsai Theater, für 50 Millionen des Gründers des Technologiekonzerns Alibaba.