„Die Causa prima lautet: Energiekosten“
Hürden. Die Industrie steht vor wettbewerbsbedrohenden Herausforderungen wie etwa verrückten Energiepreisen.
Die Industrie war bisher in allen Krisen der Fels in der Brandung und wird auch weiterhin Motor für Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze im Land sein, wenn dafür die Rahmenbedingungen stimmen. Aufgrund des hohen Kostendrucks auf dem Markt, verursacht durch enorm hohe Rohstoff- und Energiekosten, drohender Engpässe bei der Verfügbarkeit von Energie und des weiterhin eklatanten Arbeitskräftemangels ziehen dunkle Wolken am Horizont auf.
Eine Verzehnfachung der Gaspreise und Versechsfachung der Strompreise binnen eines Jahres auf den Spotmärkten rütteln nämlich mittlerweile am wirtschaftlichen Überleben heimischer Unternehmen. Viele Unternehmen brauchen Gas für ihre Prozesse und können dieses kurzfristig nicht substituieren. Für alle anderen Unternehmen – und auch Haushalte – gilt, dass sie über die Stromproduktion vom Gas abhängig sind. Die erhöhten Energiepreise können auch nicht mehr an den Kunden weitergeben werden. Produktionsdrosselung – und Verlagerung und Arbeitslosigkeit – werden die Folge sein, wenn nicht schnell gegengesteuert wird.
Die Industrie steht hier nicht als Bittsteller aufgrund eigener Fehler. Hier versagt der Strommarkt, und das kann die Industrie allein nicht mehr ausgleichen. Es wird daher mehr Akuthilfe vom Staat brauchen, Liquiditätsstärkung für Unternehmen, möglicherweise Kurzarbeit und eine Neuordnung des Europäischen Strommarkts, indem man die Merit-Order weiterentwickelt. Und es braucht einen gemeinsamen europäischen Gaseinkauf.
Wo sind die Mitarbeiter?
Die zweite Achillesferse ist der Arbeits- und Fachkräftemangel.
Acht von zehn Unternehmen haben Schwierigkeiten bei Stellenbesetzungen quer durch alle Qualifikationsstufen, besonders im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Aus- und Weiterbildung, eine optimale Berufsorientierung an den Schulen, eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Berufstätigkeit von Frauen und Älteren oder qualifizierte Zuwanderung müssen Teil eine Gesamtstrategie sein. Bildungs- und Berufsorientierung ist an den Schulen unerlässlich. Hier ist in den neuen Lehrplänen noch viel zu ändern, um Jugendliche auf ein erfolgreiches Berufsleben vorzubereiten.
Die weitere Attraktivierung der Lehre und die Vereinfachung der Anträge für die Rot-Weiß-Rot-Card sind Maßnahmen, die kurzfristig anzugehen sind.