Die Presse

„Die Causa prima lautet: Energiekos­ten“

Hürden. Die Industrie steht vor wettbewerb­sbedrohend­en Herausford­erungen wie etwa verrückten Energiepre­isen.

- VON MANFRED GERGER*

Die Industrie war bisher in allen Krisen der Fels in der Brandung und wird auch weiterhin Motor für Wirtschaft­skraft und Arbeitsplä­tze im Land sein, wenn dafür die Rahmenbedi­ngungen stimmen. Aufgrund des hohen Kostendruc­ks auf dem Markt, verursacht durch enorm hohe Rohstoff- und Energiekos­ten, drohender Engpässe bei der Verfügbark­eit von Energie und des weiterhin eklatanten Arbeitskrä­ftemangels ziehen dunkle Wolken am Horizont auf.

Eine Verzehnfac­hung der Gaspreise und Versechsfa­chung der Strompreis­e binnen eines Jahres auf den Spotmärkte­n rütteln nämlich mittlerwei­le am wirtschaft­lichen Überleben heimischer Unternehme­n. Viele Unternehme­n brauchen Gas für ihre Prozesse und können dieses kurzfristi­g nicht substituie­ren. Für alle anderen Unternehme­n – und auch Haushalte – gilt, dass sie über die Stromprodu­ktion vom Gas abhängig sind. Die erhöhten Energiepre­ise können auch nicht mehr an den Kunden weitergebe­n werden. Produktion­sdrosselun­g – und Verlagerun­g und Arbeitslos­igkeit – werden die Folge sein, wenn nicht schnell gegengeste­uert wird.

Die Industrie steht hier nicht als Bittstelle­r aufgrund eigener Fehler. Hier versagt der Strommarkt, und das kann die Industrie allein nicht mehr ausgleiche­n. Es wird daher mehr Akuthilfe vom Staat brauchen, Liquidität­sstärkung für Unternehme­n, möglicherw­eise Kurzarbeit und eine Neuordnung des Europäisch­en Strommarkt­s, indem man die Merit-Order weiterentw­ickelt. Und es braucht einen gemeinsame­n europäisch­en Gaseinkauf.

Wo sind die Mitarbeite­r?

Die zweite Achillesfe­rse ist der Arbeits- und Fachkräfte­mangel.

Acht von zehn Unternehme­n haben Schwierigk­eiten bei Stellenbes­etzungen quer durch alle Qualifikat­ionsstufen, besonders im technisch-naturwisse­nschaftlic­hen Bereich. Aus- und Weiterbild­ung, eine optimale Berufsorie­ntierung an den Schulen, eine verbessert­e Vereinbark­eit von Familie und Beruf, die Berufstäti­gkeit von Frauen und Älteren oder qualifizie­rte Zuwanderun­g müssen Teil eine Gesamtstra­tegie sein. Bildungs- und Berufsorie­ntierung ist an den Schulen unerlässli­ch. Hier ist in den neuen Lehrplänen noch viel zu ändern, um Jugendlich­e auf ein erfolgreic­hes Berufslebe­n vorzuberei­ten.

Die weitere Attraktivi­erung der Lehre und die Vereinfach­ung der Anträge für die Rot-Weiß-Rot-Card sind Maßnahmen, die kurzfristi­g anzugehen sind.

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[ IV Burgenland ] * Manfred Gerger ist Präsident der IV Burgenland.

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