Baerbock: Keine Reparationen mehr für Polen
Polen will von Deutschland 1,3 Billionen Euro Entschädigungen für die Besatzung im Zweiten Weltkrieg.
Erneute polnische Reparationsforderungen an Deutschland belasten das Verhältnis zwischen den Nachbarn: Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat bei einem Besuch in Warschau polnische Forderungen in Billionenhöhe für Schäden und Opfer durch Nazi-Deutschland während des Zweiten Weltkriegs zurückgewiesen. Die Frage nach Reparationen sei aus Sicht Berlins abgeschlossen, betonte die Grünen-Politikerin am Dienstag nach Beratungen mit Polens Außenminister Zbigniew Rau.
Zugleich sicherte Baerbock zu: Deutschland steht zu seiner historischen Verantwortung „ohne Wenn und Aber“, sagte die Ministerin. „Es bleibt unsere ewige Aufgabe, an das millionenfache Leid zu erinnern, das Deutschland Polen angetan hat.“Das Gedenken daran müsse auch bei den jungen Menschen in Deutschland immer wieder wach gehalten werden. Es sei „immer wieder spürbar, wie präsent dieser Schmerz bis heute ist“, sagte Baerbock zu Rau. „Und zwar nicht nur bei Neunzigjährigen, sondern auch bei Neunjährigen, weil dieser Schmerz über Generationen vererbt wird.“Dies sei in Deutschland vielleicht nicht immer so bewusst.
„Haben wir im Fernsehen gesehen“
Polens Regierung hatte ihren Reparationsforderungen an Deutschland kurz vor Baerbocks Besuch Nachdruck verliehen: Rau unterzeichnete eine diplomatische Note, die Berlin übergeben werden soll. Zum 83. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs am 1. September hatte eine Parlamentskommission ein Gutachten vorgelegt, in dem die Schäden in Polen auf mehr als 1,3 Billionen Euro beziffert werden. Rau nannte gestern erneut keine konkrete Summe, die womöglich in der diplomatischen Note enthalten sei. Baerbock sagte über die diplomatische Note Warschaus nur: „Wir haben im Fernsehen gesehen, dass ein Brief auf dem Weg nach Berlin ist.“(APA, Reuters)