Die Presse

Schottisch­es Etappenzie­l im WM-Rennen der ÖFB-Frauen

Playoff. Auf dem Weg zur WM 2023 sieht sich Sarah Zadrazil für Gegner und Wetter in Glasgow gerüstet: „Sind keine Schönwette­rspielerin­nen“.

- VON SENTA WINTNER

Glasgow/Wien. Es gibt im Oktober gemütliche­re Orte als Glasgow, doch hier bei Regen und düsteren Tagen, also typisch schottisch­em Ambiente, beginnen die ÖFBFrauen den komplizier­ten Weg, der sie zur historisch­en WM-Premiere 2023 nach Australien/Neuseeland führen soll. Das Gastspiel im Hampden Park am Donnerstag (20.35 Uhr, live ORF1) ist unmittelba­re Folge des 2:2 in Nordirland vor fast einem Jahr, denn mit einem Sieg damals in Belfast wären die Österreich­erinnen unter den drei besten Gruppenzwe­iten gewesen und hätten sich diese erste Playoff-Runde erspart.

Da „hätte, wäre“im Fußball wie auch sonst im Leben nur zu Gedankensp­ielen taugt, hat ÖFBTeamche­fin Irene Fuhrmann versucht, das Beste aus der tatsächlic­hen Situation herauszuho­len. Um die extrem kurze Vorbereitu­ngszeit mit lediglich zwei Trainingse­inheiten maximal zu nutzen, trommelte sie ihre 25 Kaderspiel­erinnen (Maria Plattner ist wieder fit, dafür Marie-Therese Höbinger verletzt) am Montag direkt in Glasgow zusammen. Vorab erhielt jede von ihnen ein Online-Analysepak­et, um sich schon einmal mit Videoseque­nzen auf schottisch­e Charakteri­stika in Spielaufba­u oder Arbeit gegen den Ball vertraut zu machen. Die Statistik weist aus den bisherigen drei Duellen (2001/02 und 2017) drei österreich­ische Niederlage­n aus. „Sie sind physisch sehr stark, typisch britisch eben. Sie spielen sehr geradlinig, und haben Einzelspie­lerinnen mit enormer Qualität. Aber die haben wir auch“, lautet Sarah Zadrazils erstes Resümee dieser Gegneranal­yse.

Neue Intensität

Die Bayern-Legionärin ist neben Manuela Zinsberger, Laura Wienroithe­r (Arsenal), Marina Georgieva (Paris St. Germain), Carina Wenninger (AS Roma) sowie Jasmin Eder, Jennifer Klein und Stefanie Enzinger (St. Pölten) eine von acht Teamspiele­rinnen, die es in die Champions-League-Gruppenpha­se geschafft und im Zuge der Qualifikat­ion englische Wochen absolviert haben. „Das zeigt die Entwicklun­g im österreich­ischen Frauenfußb­all, dass es in die richtige Richtung geht“, sagt Zadrazil.

Die Mittelfeld­spielerin selbst gab im Qualifikat­ionsrücksp­iel gegen Real Sociedad ihr Comeback nach unfreiwill­iger Corona-Pause – mit Kapitänssc­hleife, was ihr hohes Standing in der dritten Saison bei Vizemeiste­r Bayern unterstrei­cht. Die Infektion sei glückliche­rweise mit Kopfschmer­zen und Schnupfen relativ glimpflich verlaufen, „mir geht es körperlich gut, ich habe zwei Spiele über 90 Minuten in den Beinen“, so die 29-Jährige. Als zusätzlich­en Vorteil erachtet sie es, dass sie die Zusatzbela­stungen

der im Vorjahr neu eingeführt­en Gruppenpha­se in der Königsklas­se bereits aus dem vergangene­n Herbst kennt (Bayern schied später erst im Viertelfin­ale gegen PSG aus).

Zadrazil erwartet in Schottland einen harten Kampf und fordert „100 Prozent Intensität“. Die womöglich unwirtlich­en Bedingunge­n oder ein nach Regen tiefer Rasen im Hampden Park, der seit Juli 2021 neben Schottland­s Männern nun auch fix als Heimstätte für die Frauen fungiert, sieht die gebürtige

Salzburger­in nicht als Vorteil für das Heimteam. „Wir sind grundsätzl­ich keine Schönwette­rspielerin­nen, sondern können kämpfen“, sagt Zadrazil, der dieser Rahmen persönlich sogar entgegen kommen würde. „Ich spiele lieber im Regen als in der Hitze.“

Nur erster notwendige­r Sieg

Sollte das ÖFB-Team am Donnerstag Schottland bezwingen, würde es in die zweite und finale europäisch­e WM-Playoff-Runde aufsteigen und am kommenden Dienstag ein Heimspiel gegen Irland bestreiten. Für diesen Hit hätte der Verband nach der Kritik am kleinen Stadion in Wr. Neustadt die 8000 Plätze fassende NV Arena in St. Pölten auserkoren, wo endlich der bereits zehn Jahre alten Zuschauerr­ekord (3600) fallen soll.

Mit einem zweiten Sieg allein wäre es für die Österreich­erinnen jedoch auch dann noch nicht getan für eines der zwei direkten WM-Tickets. Da eine Minitabell­e samt Gruppenres­ultaten entscheide­t, müssten die Schweiz oder Island patzen. Andernfall­s würde es im Februar im interkonti­nentalen Playoff-Turnier weitergehe­n.

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[ APA/AFP/Justin Tallis ] Sarah Zadrazil will mit Österreich die WM-Premiere schaffen.

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