Schritt für Schritt zu weniger CO 2
Klimaziele. Österreichs Industrie arbeitet seit Jahren daran, produktionsbedingte Emissionen zu vermeiden und ihre Energieeffizienz zu steigern.
Das Weltwirtschaftsforum stuft ein Versagen der Klimapolitik als folgenschwerste Gefahr für die Weltwirtschaft ein. Ein Sektor, der im Kampf gegen den Klimawandel eine große Rolle spielt, ist die Industrie. So ist etwa die Verringerung prozessbedingter Emissionen ein wichtiger Hebel dazu. Dabei ist die heimische Industrie in Sachen Emissionsvermeidung und Energieeffizienz bereits auf einem guten Weg: Laut Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, liegen die Treibhausgasemissionen je produzierter Tonne heimischen Stahls mittlerweile um 24 Prozent unter den Werten des Jahres 1990. Und bei der Erzeugung einer Tonne Zement werden im Schnitt um 22 Prozent weniger CO2 emittiert als in anderen europäischen Ländern. Eine Schlüsselrolle spielt in diesem Zusammenhang die Chemische Industrie, wie eine im Mai präsentierte Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo zeigt: „Die chemische Industrie ist einer der wesentlichen Motoren der Transformation. Eine klimaneutrale Wirtschaft braucht Produkte, Technologien und Lösungen der Chemiebranche“, sagt Studienautor Franz Sinabell, Forschungsbereichskoordinator für Umwelt, Energie und Landwirtschaft im Wifo. Die Branche selbst arbeitet seit Jahren an ihrer Klimaneutralität: Seit 1990 konnte die Chemieindustrie ihre prozessbedingten Emissionen bereits um mehr als 50 Prozent senken. Die Energiekrise hat die Bemühungen der Industrie, den Energieverbrauch zu reduzieren, die Energieeffizienz zu steigern und auf Erneuerbare umzusteigen, noch befeuert.
Energie aus Abwasser-Wärme
Österreichs Industrie leistet sowohl in puncto Emissionsvermeidung und Energieeffizienz als auch im Bereitstellen technologischer Lösungen einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Das oberösterreichische Bau- und Umwelttechnikunternehmen Rabmer etwa punktet mit innovativen Lösungen, um Energie aus Abwasser, das ganzjährig zwischen zehn und 15 Grad warm ist, zu gewinnen. Mittels Wärmetauscher wird dem Abwasser thermische Energie entzogen, die via Wärmepumpen Gebäude heizt oder kühlt. Bis zu 14 Prozent des Wärmebedarfs könnten so aus dem Abwasserkanal gedeckt werden. „Wir machen aus schmutzigem Abwasser saubere Energie“, sagt Geschäftsführerin Ulrike Rabmer-Koller. Mit der so gewonnenen Energie können nicht nur Gebäude wirtschaftlich und umweltfreundlich beheizt und gekühlt werden, die Energie kann auch in Fern- und Nahwärmenetze eingespeist werden.
Ein anderes Beispiel für umweltfreundliche Produkte ist die Andritz AG: In fast jedem vierten Wasserkraftwerk weltweit ist entweder eine Turbine oder ein Generator der Steirer im Einsatz. Allein diese Wasserkraftwerke sichern die tägliche Stromversorgung von 300 Millionen Menschen und ermöglichen eine Reduktion des CO2-Ausstoßes um rund 700 Millionen Tonnen. Das entspricht rund dem Neunfachen der jährlichen CO2-Emissionen in Österreich. Eine eigens entwickelte Kesseltechnologie reduziert zudem die CO2-Emissionen in Zellstofffabriken.
Auch die Produkte des oberösterreichischen Technologiekonzerns Miba machen die Endanwendungen der Kunden, die aus verschiedensten Branchen – vom Windradhersteller bis zum Autobauer – kommen, energieeffizienter und damit ressourcenschonender. „Unsere Technologien helfen den Kunden dabei, ihre eigenen Energieeffizienzund Klimaziele zu erreichen“, sagt Vorstandsvorsitzender F. Peter Mitterbauer. Entwickelt und produziert werden Komponenten für effiziente und nachhaltige Anwendungen entlang der gesamten EnergieWertschöpfungskette – von der Gewinnung, über Übertragung und Speicherung bis zur Verwendung von Energie.
Damit dieser Weg fortgesetzt werden kann, braucht es jedoch entsprechende Rahmenbedingungen. Dazu gehört den Industrievertretern zufolge die gezielte Förderung der Kreislaufwirtschaft sowie von Schlüsseltechnologien wie Wasserstoff und Carbon Capture and Utilization (CCU), mit der CO2-Emissionen für die Produktion verwertet werden können. Auch „überbordende Regulierungen“sollten vermieden werden. So sei etwa die chemische Industrie von rund 80 geplanten Green Deal Regularien betroffen.