VW soll Börsengänge „üben“
Konzernchef Oliver Blume will VW stärker am Kapitalmarkt ausrichten.
Hamburg. Nach dem erfolgreichen Sprung der Volkswagen-Tochter Porsche aufs Börsenparkett will Vorstandschef Oliver Blume die gesamte Wolfsburger Mehr-Markengruppe stärker am Kapitalmarkt orientieren. „Über die Marken besitzen wir die Möglichkeit, den Volkswagen-Konzern für Investoren noch deutlich attraktiver darzustellen“, sagte Blume dem „Handelsblatt“.
Er plant virtuelle Aktienplatzierungen, eine Art Trockenübung, bei der den Marken ein Bankenteam beratend zur Seite steht. Ziel ist, die VW-Töchter an den Wünschen von Investoren auszurichten und die Ertragskraft des Konzerns so insgesamt zu steigern. Die Ergebnisse sollen im nächsten Jahr auf einem Kapitalmarkttag präsentiert werden.
Echte Börsengänge noch offen
Für Wolfsburger Verhältnisse wäre das ein Novum. Denn der Konzern ist bisher eher durch widerstreitende Interessen von Marken bekannt. Die Orientierung an Investoreninteressen könnte eine neue Klammer bilden. Ob aus den Trockenübungen am Ende echte Börsengänge werden, ließ Blume offen. „Zukünftige Perspektiven können wir später bewerten“, sagte der 54-Jährige, der seit Anfang September sowohl die börsennotierte Porsche AG als auch den Konzern führt. Volkswagen selbst hat wiederholt auch die Möglichkeit einer Platzierung seiner Batterieaktivitäten ins Gespräch gebracht. Finanzchef Arno Anlitz dämpfte die Erwartungen jüngst allerdings. Zunächst wolle man strategische Partner finden, um die Batteriestrategie umzusetzen.
Analysten setzen schon länger darauf, dass Volkswagen weitere Töchter an die Börse bringt. „Er könne sich den Konzern „durchaus als ein Art Holding vorstellen, unter der verschiedene börsennotierte Marken hängen“, sagte Arndt Ellinhorst, Autoexperte von Quantco. Tom Narayan, Analyst der Royal Bank of Canada, verwies indes auf die Historie des Porsche-Börsengangs, bei dem die Eignerfamilien Porsche und Pie¨ch als treibende Kraft gelten. Angesichts der Machtverhältnisse hält er eine Abspaltung von Marken wie Audi, Seat/Cupra oder Skoda für unwahrscheinlich. Denkbar sei eher, dass man das Batteriegeschäft aufs Börsenparkett schicke. Andere Experten halten auch den Verkauf weiterer Anteile der börsennotierten Lkw-Holding Traton für möglich. (Reuters)