Die Presse

„This is not a fake phone call“

Pressekonf­erenz. Anton Zeilinger über den Anruf um 11 Uhr, die Freiheit beim Forschen, die Puppen der Schwester und die Steuerzahl­er.

-

Ein schönes Zeichen, dass Anton Zeilinger, frisch gebackener Nobelpreis­träger, seine Pressekonf­erenz in einem Hörsaal der Uni Wien hielt. Genauer gesagt: in der Boltzmanng­asse an der Fakultät für Physik, deren Dekan er war. Applaudier­t wurde schon lange bevor er, wie gewohnt mit verstrubbe­ltem Haar und weißem Bart, den Saal betrat. Die Gerüchte, dass er jedes Jahr am Tag vor der Bekanntgab­e des Nobelpreis­es zum Friseur gehe, nannte er übrigens falsch. Aus allen Wolken dürfte er aber wohl nicht gefallen sein, als er um 11 Uhr den Anruf des Nobelpreis­komitees bekam. Der wurde übrigens eingeleite­t mit einem „I just want to make sure, this is not a fake phone call“.

Zeilinger bedankte sich bei seiner Familie, für die er oft nicht genug Zeit gehabt habe. Und außerdem bei den österreich­ischen Steuerzahl­ern, denn „na, es ist einfach so“, ohne diese wäre sein Erfolg nicht möglich gewesen. Ihm sei es von früh an möglich gewesen, die Dinge zu machen, die ihn interessie­rten, erklärte er. Und nannte eine frühere Antwort auf die Frage nach dem Nutzen seiner Forschung: „Ich kann Ihnen stolz sagen, das ist zu nichts gut.“Es sei weltweit gar nicht so oft der Fall, dass man einfach seiner Neugier nachgehen könne, das habe er erst später erfahren.

Zeilinger sprach warmherzig über seine Kindheit und die Puppen der Schwester, die er zerlegte. Über einen großartige­n Physiklehr­er am Gymnasium in Wien Hietzing („der konnte mir das Gefühl geben, dass ich die Relativitä­tstheorie verstehe“). Und etwas ärgerlich über das aktuelle Regelwerk im Studium: Bei ihm habe es noch keine „Bologna-Punkte und all diesen Unsinn“gegeben. Und, überrasche­nd: Er sei als Student keine einzige Stunde in Vorlesunge­n über Quantenphy­sik gegangen. Erst vor der Abschlussp­rüfung habe er darüber gelernt – und die Faszinatio­n erkannt.

Was er mit dem Geld machen will, wisse er noch nicht. „Aber ich habe eine Familie mit Kindern und Enkelkinde­rn, da werden sich schon Möglichkei­ten finden.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria