Die Ötscherlifte, plötzlich im Staatsbesitz
Tourismus. Um die Einstellung des Skigebiets Lackenhof zu verhindern, kaufte die Niederösterreichische Landesregierung kurzerhand die Lifte am Ötscher. Und die am Hochkar gleich mit. Vorübergehend, wie es hieß – nun geht es um die Zukunftsvision.
Es war praktisch eine Rettung in letzter Minute: Eigentlich sollten die Ötscherlifte laut Ankündigung von Ende November mangels Wirtschaftlichkeit geschlossen werden. Aber mit 3. Dezember wurde das Land Niederösterreich zum Alleineigentümer der Liftgesellschaften am Hochkar und in Lackenhof – rückwirkend. Die Schröcksnadel-Gruppe und Ecoplus Alpin, eine Gesellschaft im Alleineigentum des Landes, hatten an diesem Tag die Kaufverträge für die Hochkar-Bergbahnen und die Ötscherlifte beschlossen. Der Beschluss erfolgte einstimmig. Für den Betrieb der Anlagen am Hochkar und in Lackenhof ist seither die Hochkar Bergbahnen GmbH zuständig.
SPÖ und FPÖ hatten sich ob der nahenden Schließung der defizitären Ötscherlifte für einen Fortbetrieb eingesetzt und einen Sonderlandtag beantragt. Dazu gab es eine Petition der Marktgemeinde Gaming zur Weiterführung des Skigebiets. Sie erhielt fast 20.000 Unterschriften. „Großes Aufatmen in Lackenhof“, schrieben die „Niederösterreichischen Nachrichten“(„NÖN“) am 3. Dezember, dem Tag der Entscheidung. Die Skigebiete wurden fusioniert.
Kleine Einschränkung: Das Land Niederösterreich werde die Ötscherlifte lediglich für zwei Jahre betreiben, hieß es seitens des Landes. Finde sich binnen zwei Jahren kein Investor, würden die Ötscherlifte endgültig abgedreht, hieß es weiter.
Dabei ist ja Verstaatlichung als Mittel zur Unternehmensrettung an sich nicht unbedingt Parteilinie der ÖVP. „Die Schröcksnadel-Gruppe wollte Lackenhof sofort ganz zusperren, da ging es ums Überleben des Skigebiets“, sagt nun Niederösterreichs Landeshauptfrau, Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).
Hintergrund: Das Skigebiet Lackenhof ist defizitär, am Hochkar hingegen werden Gewinne geschrieben. Die Lösung: Die Niederösterreichische Landesregierung zahlte für den 60-Prozent-Anteil der SchröcksnadelGruppe an den Ötscherliften einen symbolischen Preis von 50 Euro. Und übernahm die Anteile der Gruppe am gewinnbringenden Skigebiet Hochkar gleich mit. Dafür ließ man ein Verkehrswertgutachten erstellen, das den Preis für die Anteile der SchröcksnadelGruppe am Hochkar mit sechs Millionen Euro festlegte, berichtete damals die Austria Presse Agentur.
500 Ideen eingebracht
Für den Weiterbetrieb der Ötscherlifte wurde eine Taskforce eingesetzt. Sie arbeitet seit Jahresende an der touristischen Neupositionierung der Destination Ötscherdorf Lackenhof. Die Zeit läuft. Gibt es jetzt, neun Monate später, schon potenzielle Investoren? „Das ist gerade Work in Progress, und es wird ein Zukunftskonzept entwickelt“, sagt Landeshauptfrau Mikl-Leitner.
Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs zwischen Dezember 2021 und Februar 2022 seien fast 500 Ideen eingebracht worden, heißt es auf der Internetseite www.der-oetscherruft.at. Die Vorschläge der Gewinner sollen in der Neukonzipierung der Destination berücksichtigt werden, um Lackenhof zu einem attraktiven Ganzjahresziel zu machen. „Dabei zählen neben Innovationsgrad auch Realisierbarkeit und Umweltverträglichkeit“, heißt es dazu.