Die harte Währung am Klimagipfel
Bei der COP27 eht es mitunter mehr um Dolla als um Emissionen. Di sucht willige Ge Klimaschäden z Erwärmung stoppt da
Wien. Die globalen CO2-Emissionen sind auf Rekordniveau. Es gebe „keine Anzeichen für einen Rückgang“, heißt es im Forschungsbericht „Global Carbon Budget 2022“(S. 2). Daran ändern auch die ersten Tage der 27. Klimakonferenz (COP27) in Sharm el-Sheikh wenig. Die meisten Staatsoberhäupter sind schon wieder weg und haben wenig hinterlassen, das hoffen ließe, dass die Welt ihr 1,5Grad-Ziel aus Paris noch erreichen könnte. US-Präsident Joe Biden, der erst am Freitag gelandet ist, hat dank des „Inflation Reduction Acts“gute Karten, die Emissionen der USA wie versprochen zu halbieren. Auch die EU schärft ihre Ziele nach. Viele Staaten aber lassen aus. Und manche wollen in Ägypten am liebsten über ganz etwas anderes reden.
Die Frage, was das beste Ergebnis des Klimagipfels wäre, beantwortete Yvonna AkiSawyerr, Politikerin aus Sierra Leone, ganz offen: „Geld! Echtes Geld – keine Versprechen.“Dollar, so scheint es, sind also auch bei der Rettung der Welt die härteste Währung. Denn Aki-Sawyerr ist mit dieser Meinung nicht allein. Die ärmeren Staaten klagen seit Jahren, dass reiche Nationen versprochen haben, jährlich hundert Milliarden Dollar für Klimaschutzprojekte zu überweisen, ihr Versprechen aber ungerührt brechen.
Bleiben Afrikas Fossile unter der Erde?
Warum das auch abseits mangelnder Solidarität ein Problem ist, zeigt sich bei der COP in Sharm el-Sheikh deutlich: Öl- und Gasunternehmen sind bei dieser Klimakonferenz präsent wie selten zuvor. Das ist kein Zufall. Die fossilen Konzerne sollen auch zeigen, dass es sich Afrika nicht wird nehmen lassen, seine Öl- und Gasreserven zu fördern, um wirtschaftlich aufzuholen. Schon gar nicht, wenn „die Reichen“nicht bereits ind, die versprochene Hilfe beim Klimaschutz zu gewähren.
Erstmals wird in Ägypten auch darüber geredet, wer die unvermeidbaren Verluste und Schäden („loss and damage“), die Entwicklungsländer infolge des Klimawandels erleiden, decken soll. Die jährlichen Kosten etwa durch Flutkatastrophen wie heuer in Pakistan werden auf Hunderte Milliarden Dollar geschätzt. Auch hier wünschen sich die verwundbarsten Staaten klare Fin zierungsmechanismen und Geld von jenen, die ihrerMeinung nach die Schuld daran tragen.
Ganz oben auf der Liste stehen die USA und Europa, die ihren Wohlstand seit der Industrialisierung mit dem Verbrennen fossiler Rohstoffe aufgebaut haben. Die Vereinigten Staaten sind für ein Viertel der historischen Emissionen verantwortlich, die EU und Großbritannien für mehr als ein Fünftel. Das ist relevant, weil die kumulierte Menge an CO2, die seit der industriellen Revolution ausgestoßen wurde, als Hauptursache für die bisherige Erwärmung der Erde gut 1,2 Grad angesehen wird. Seit 1850 ha t die Menschheit 2500 Mrd. Tonnen CO2 in die Atmosphäre gepumpt. Damit sind 90 Prozent des CO2-Budgets schon verbraucht, sollen die Klimaziele erreicht werden.
Einige Länder wie Österreich hab ein paar Millionen in den Ring geworfen. Einen eigenen Fonds oder gar eine Dotierung, die den Schäden gerecht wird, dürfte es angesichts der angespannten Staatshaushalte nach Pandemie und Energiekrise heuer ebenso wenig geben. Auch Joe Biden packte am Freitag den großen Geldkoffer nicht aus.
Chinas Wandel zum Klima-Nettozahler
Offen ist, wie sich der große Abwesende des Klimagipfels verhält. Chinas Xi Jinping, Führer des weltgrößten Emittenten, fehlt. Sein Land baut Erneuerbare aus wie kein zweites, hat heuer aber auch gezeigt, dass es weiter auf den Ausbau der Fossilen setzen wird, wenn die Versorgung wankt. Bei Finanzthemen hat sich die Rolle Pekings radikal gewandelt. Im Vorjahr forderte das Land noch einen milliardenschweren Topf für „los sand damage“– und sah sich wohl als möglichen Nutznießer. Doch das hält nicht mehr. China ist die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt und historisch bereits der drittgrößte CO2-Emittent. Noch wehrt sich Pekin g gegen seinen Aufstieg in den Klub der KlimaNettozahler. Geld will die Volksrepubli k für „loss and damage“in anderen Teilen der Erde jedenfalls nicht geben.
Allein an der Höhe des Schecks an den Süden lässt sich der Erfolg dieser COP ohnedies nicht bemessen. Mehr Geld löst die Klimakrise nicht. Die Staaten müssen auf die Emissionsbremse treten, und zwar alle.