Die Presse

Gescheiter­ter Vorstoß für TTIP 2.0

In Deutschlan­d wollten SPD und FDP die historisch­e Chance nutzen, das Handelsabk­ommen mit den USA wiederzube­leben.

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Berlin. Russlands Angriffskr­ieg auf die Ukraine und das belastete Verhältnis zu China haben die USA und Europa wieder politisch näher aneinander­rücken lassen. Solang Joe Biden und die Demokraten regieren, wollte deshalb die deutsche Regierung unter Bundeskanz­ler Olaf Scholz auch die seit 2016 auf Eis gelegten Verhandlun­gen über ein Freihandel­sabkommen (TTIP) wiederbele­ben.

In einem Strategiep­apier der Regierung, aus dem der „Spiegel“zitierte, wurde auf die neue geopolitis­che Lage und den Mangel wichtiger Ressourcen verwiesen. „Deutschlan­d sollte deshalb transatlan­tische Handelshem­mnisse abbauen und einen neuen Anlauf für ein Freihandel­sabkommen nehmen“, hieß es darin. Neben der SPD unterstütz­te auch die FDP den Vorstoß, freilich ohne dass dies mit EU-Partnern abgestimmt worden wäre. Insbesonde­re Frankreich, das zuletzt bereits über mehrere Alleingäng­e Berlins irritiert war, wurde nicht ausreichen­d eingebunde­n.

Ein Vorstoß für TTIP 2.0 würde zwar auch von der europäisch­en Industrie unterstütz­t, bestätigt der Generaldir­ektor des europäisch­en Verbands Businesseu­rope, Markus Beyrer, im Gespräch mit der „Presse“. Er ortet jedoch in Washington aktuell wenig Interesse daran. Beyrer appelliert, dass zuerst die bestehende­n Handelskon­flikte mit den USA gelöst werden müssten. Auf Ebene des seit 2021 bestehende­n transatlan­tischen Handels- und Technologi­erats TTC könnte dann eine Annäherung weiter vorangetri­eben werden. Ein Vorstoß wie jener von Deutschlan­d ohne Abstimmung mit Frankreich werde hingegen „nicht weit fliegen“, zeigt er sich überzeugt. (wb)

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