Krieg, Klima, Krise: Kirchenappell
Bischöfe. Statt Resignation und Aggression müsse es in der Gesellschaft ein Zusammenrücken geben. Sonst könnte die Demokratie in Gefahr geraten, heißt es in einer Erklärung.
Wien. Die Zeiten waren schon leichter für Amtsträger der katholischen Kirche, Appelle an die Gesellschaft zu adressieren. An jene Gesellschaft, in der sie durch Missbrauchsfälle Vertrauen verloren haben. Sie tun es trotzdem, unbeirrt ihrem Anspruch folgend.
Die Bischöfe haben nach ihrer Herbstkonferenz am Freitag einen eindringlichen Appell angesichts vieler Krisen (Krieg gegen Ukraine, Klima, Flüchtlinge, Inflation, . . .) formuliert. Er könnte so zusammengefasst werden: Jetzt zusammenrücken! Und: Nicht resignieren, Mut zum Handeln haben!
Politik
Für alle aktuellen Herausforderungen gelte, dass diese nur gemeinsam zu bewältigen seien. Österreich habe gerade im vergangenen Jahrhundert leidvoll erfahren, „in welche Abgründe eine verhetzte und verfeindete Gesellschaft abstürzen kann“. In Anspielung auf die Chat-Affäre konstatieren die Bischöfe, jüngste Vorgänge hätten zu einem Vertrauensverlust in die Politik geführt. Dieser aber könne „für die gesamte demokratische Ordnung gefährlich werden“. Gleichzeitig werde redliches und oft unbedanktes Bemühen vieler Politiker für die Menschen durch Skandale verdunkelt.
In einem eigenen Bischofsbrief zum Advent („Werft eure Zuversicht nicht weg!“) heißt es, nicht wenige fühlten sich angesichts vieler Krisen überfordert und reagierten mit Resignation oder Aggression. Es brauche demgegenüber die klare Entscheidung zum Miteinander.
Beim Krieg Russlands gegen die Ukraine bleibt die Haltung der Kirche klar. Dieser sei ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg. Die
EU-Sanktionen seien ein Mittel, sich gegen schweres Unrecht zu wehren, ein Akt der Solidarität mit der Ukraine. Ohne ihn beim Namen zu nennen richtet man sich direkt gegen den orthodoxen Moskau-Patriarchen Kyrill: Wer versuche, im Namen der Religion Krieg und Gewalt zu rechtfertigen, versündige sich.
Klima
Zum Schutz des Klimas verlangen die Bischöfe von Österreichs Politik, mehr zu tun als bisher, ohne aber konkreter zu werden. Als Ergebnis der aktuell in Ägypten laufenden Klimakonferenz erwarten die katholischen Amtsträger verbindliche, rasche und ambitionierte Schritte. Den am wenigsten entwickelten Staaten müsse bei Klimaschutzmaßnahmen geholfen werden. Gleichzeitig haben die Bischöfe beschlossen, in den Diözesen die CO2-Emissionen bis 2030 um 60 Prozent zu reduzieren.
Flüchtlinge
Die Unterbringung von Flüchtlingen in Zelten wird von den österreichischen Bischöfen zwar nicht verurteilt – aber offenbar kritisch gesehen. Sie sprechen von einer vermeidbaren „Unterbringungskrise“. Die Probleme seien bei Zusammenarbeit aller lösbar.
Mit Blick auf die 45.000 Vertriebenen aus der Ukraine, die privat großteils unentgeltlich untergebracht sind, sprechen die Bischöfe den Quartiergebern Dank aus. Die politisch Verantwortlichen müssten nun Maßnahmen zur raschen Integration setzen. Als vorrangig erachten sie die Integration auf dem Arbeitsmarkt, da dadurch ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben ermöglicht werde.
Kirche
Die Bischöfe, die in Kürze anlässlich des (theoretisch alle fünf Jahre anstehenden) Besuchs beim Papst und in verschiedenen Vatikan-Abteilungen sein werden, begrüßen erwartungsgemäß die Entscheidung von Franziskus, die von ihm initiierte Welt-Synode über ein neues Gesicht der Kirche um ein Jahr zu verlängern. Bis spätestens 23. Jänner soll eine schriftliche Stellungnahme zum vatikanischen Arbeitspapier erarbeitet werden. Diese Rückmeldung wird auch eine Priorisierung der Themen des Arbeitsdokuments enthalten. Die Ergebnisse aus Österreich werden bei der Europa-Versammlung im Februar in Prag eingebracht.
Wie es danach auf der Ebene der Weltkirche weitergehen soll? Da steht eine Entscheidung noch aus. Rom muss ein Wort sprechen.