Eisenbahner gehen mit 60 in Pension
ÖBB. Frühpensionsparadies ist die Bahn keines mehr, die Pensionen sind aber immer noch doppelt so hoch wie im Durchschnitt.
Wien. Wie viele Mitarbeiter der ÖBB sind im Vorjahr in Pension gegangen? Eine Frage, die einfach zu beantworten ist, sollte man meinen. Die grüne Infrastrukturministerin, Leonore Gewessler, musste aber bei der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage von Neos-Mandatar Gerald Loacker passen. Der ÖBB-Konzern habe nur bei seinen Beamten Detailinformationen über Ruhestandsversetzungen, nicht aber zu Pensionierungen seiner ASVG-Bediensteten, heißt es in der Anfragebeantwortung. Man möge doch bei der Pensionsversicherungsanstalt nachfragen.
Zur Erklärung: Bei den ÖBB gibt es zwei unterschiedliche Pensionssysteme. Wer vor dem Jahr 1995 ins Unternehmen eingetreten ist, unterliegt dem alten und deutlich besseren ÖBB-Pensionsrecht, alle danach bekommen eine normale ASVG-Pension.
Zumindest zu den Beamtenpensionisten hat Gewessler aber doch Zahlen veröffentlicht: Demnach sind im vergangenen Jahr 1502 Mitarbeiter in Pension gegangen (bei einem Beschäftigtenstand von rund 42.000), der Großteil davon, nämlich 1135, in die normale Alterspension, 342 Pensionierungen waren krankheitsbedingt.
Die ÖBB dürfen Mitarbeiter auch organisationsbedingt in Pension schicken, was vor einigen Jahren noch ein beliebtes Mittel war, um den Personalstand abzubauen. Jetzt spielt das kaum noch eine Rolle, lediglich 25 Pensionierungen erfolgten im Vorjahr aus diesem Grund.
Im Durchschnitt 3290 Euro
Frühpensionsparadies wie einst dürfte die Bahn nicht mehr sein: Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter liegt bei 60 Jahren und damit nur geringfügig unter jenem der ASVG-Pensionisten. Dafür ist die Durchschnittspension deutlich höher: Wer unter das ÖBB-Pensionsrecht fällt, bekommt durchschnittlich 3290 Euro (bei Alterspensionen).
Bei ASVG-Pensionisten liegt der vergleichbare Wert bei der Hälfte, konkret bei 1632 Euro brutto im Monat.
40.944 Eisenbahner-Pensionisten gibt es derzeit, also fast so viele wie aktiv Bedienstete im Staatsunternehmen. Dazu kommen noch fast 20.000 Hinterbliebenenpensionen.
Der Aufwand dafür beträgt knapp über zwei Milliarden Euro und muss zum allergrößten Teil vom Staat bezahlt werden. Denn die Pensionsbeiträge von Dienstnehmern und Dienstgeber belaufen sich auf gerade einmal 250 Millionen Euro. Dazu kommen noch 86 Millionen Euro an „Pensionssicherungsbeitrag“, den die Eisenbahner-Pensionisten abführen müssen.
Dass die Pensionslücke bei den Eisenbahnern besonders groß ist, hat aber auch strukturelle Gründe: Da die neu eintretenden Eisenbahner seit 27 Jahren im ASVG-System sind, wird die Zahl jener, die ins System einzahlen, immer kleiner.