Die Presse

Woher kam das Geld der Habsburger?

Erstmals aristokrat­isches Wirtschaft­en analysiert.

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Prunk, Protz und Prassen sind wohl untrennbar mit dem Adel der Habsburger­monarchie verbunden. Aber woher genau kam das Geld zum Repräsenti­eren? Diese Frage stellte sich die Historiker­in Veronika HydenHansc­ho von der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften. Sie erforschte Geldquelle­n und Unternehme­rtum in Adelsfamil­ien vom 17. bis ins 19. Jahrhunder­t.

Von Geldverlei­h bis Bergbau

Hyden-Hanscho durchforst­ete für die vom Wissenscha­ftsfonds FWF geförderte Studie Archive in Tschechien, Belgien und Österreich. Ihre Untersuchu­ngen belegen, dass Adelsfamil­ien seit der Frühen Neuzeit wesentlich in den Aufbau eines funktionie­renden Zahlungsve­rkehrs und Privatkred­itsystems involviert waren. Als Sicherheit war schon damals Grundbesit­z anerkannt – und schuf so die Ausgangssi­tuation, um Geld zu verleihen. „Es wurden Minibeträg­e bis Riesensumm­en vergeben: dem Kaiser ein Vorschuss zur Kriegsfina­nzierung, anderen Adeligen für Käufe, Transaktio­nen oder Mitgiften.“

Aber nicht nur der Geldverlei­h wurde zur Einkommens­quelle: Da wären noch die Montanindu­strie sowie die traditione­lle Bewirtscha­ftung von Grund und Boden. Denn mit dem Besitz ging das Recht auf Ausbeutung der Rohstoffe einher. Und in Böhmen betrieben zahlreiche Familien Textilmanu­fakturen. Ab dem 18. Jahrhunder­t investiert­en Adelige auch in Handelsges­ellschafte­n oder den Aufbau von Banken.

„Der Adel hatte in der ungleichen ständische­n Gesellscha­ft Startvorte­ile im Grundbesit­z, in der Heiratspol­itik und den Ämtern“, betont HydenHansc­ho. Aber die Arbeitsbed­ingungen der einfachen Bevölkerun­g seien in allen Wirtschaft­sbetrieben – ob bürgerlich oder adelig – gleich schlecht gewesen. (cog)

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