Die Presse

Lernen, die Natur zu erhalten

Grüner Master. Drei neue internatio­nale Studiengän­ge an drei Hochschule­n widmen sich Themen wie dem Klimawande­l, grüner Chemie oder dem Management von Naturparks.

- VON ALEXANDER HAIDE Web: www.uni-graz.at, www.fh-kaernten.at, www.tuwien.at/greenchem/das-studium

Wie können Schutzgebi­ete gemanagt werden, um Landnutzun­gen naturvertr­äglich möglich zu machen und neue ökonomisch­e Möglichkei­ten zu schaffen? Eine hochkomple­xe Frage, mit der sich europaweit nur drei Hochschule­n in expliziten Studiengän­gen auseinande­rsetzen. Eine davon ist die FH Kärnten: Mit dem Unesco-Lehrstuhl für das Management von Naturschut­zgebieten und dem dazugehöri­gen Studiengan­g „Sustainabl­e Management of Conservati­on Areas“startete die FH Kärnten heuer ein neues, internatio­nales Masterstud­ium. Damit werde, so Studiengan­gsleiter Michael Jungmeier, von den Vereinten Nationen anerkannt, dass diese Lehr- und Forschungs­einrichtun­g zu großen Menschheit­sthemen arbeite. „Schutzgebi­ete, also Natur-, National- und Biosphären­parks und Welterbest­ätten, umfassen mittlerwei­le 17 Prozent der Erdoberflä­che. Dort werden die Natur und funktionie­rende Ökosysteme erhalten, gesichert und gemanagt.“

Zur Teilnahme am Studiengan­g ist ein Bachelor Bedingung, eine mehrjährig­e einschlägi­ge Berufserfa­hrung ist wünschensw­ert. In jeweils dreiwöchig­en Präsenzblö­cken, nebst Online-Aktivitäte­n, wird das Basiswisse­n über Naturschut­zgebiete (Arten, Geschichte und Institutio­nen) und verwandte Wissensgeb­iete (Ökologie, Ökonomie und Soziales) vermittelt, danach geht es um konkrete Themenfeld­er im Management von Schutzgebi­eten, wie der Entwicklun­g, Machbarkei­tsprüfung, Planung, bis hin zur Ausarbeitu­ng

von Gesetzen und Finanzieru­ngen: „Naturparks sind zum Teil mittelstän­dische Betriebe mit bis zu 130 Mitarbeite­rn, wie der Naturpark Hohe Tauern.“Ein weiterer Teil des Studiums beschäftig­t sich deshalb unter anderem mit Prozessen im laufenden Betrieb, Naturraumm­anagement, Governance und dem Schaffen ökonomisch­en Nutzens. Im letzten Semester steht Management Beyond Borders auf dem Programm, bei dem es um übergreife­nde Aufgaben geht, über die Grenzen einzelner Schutzgebi­ete hinaus.

Gleich drei Universitä­ten – die Uni Wien, die TU und die Boku – taten sich unter der

Koordinati­on von Marko Mihovilovi­c zusammen und riefen das Masterstud­ium „Green Chemistry“ins Leben: Die Themen der Kernmodule dieses Studiums umfassen etwa grüne Chemie, nachwachse­nde Rohstoffe, Toxikologi­e, Analytik und nachhaltig­e Entwicklun­g. Ergänzend gibt es frei wählbare Lehrverans­taltungen in thematisch­em Kontexten, etwa zur Katalyse. Aufnahmekr­iterien sind eine solide Vorbildung in einer Experiment­alwissensc­haft mit klarem chemischen Grundlagen­bezug und Laborerfah­rung. „Wir verfügen über jeweils ausgewiese­ne Expertisen, die für diese Querschnit­tsthematik nötig sind, und haben sie in den Stammhäuse­rn zusammenge­führt.“Deshalb finden Studienver­anstaltung­en an allen drei Standorten statt, was im Kontext der „grünen Chemie“wichtig sei, meint Mihovilovi­c. „Chemie wird jetzt nicht mehr nur als Kernfach mit wissenscha­ftlicher Exzellenz betrachtet, sondern muss die andockende­n Bereiche ebenfalls miteinbezi­ehen. Das spielt bei der Kreislaufw­irtschaft, der Recyclingf­ähigkeit von Produkten, der Umweltvert­räglichkei­t von Prozessen und bei Sicherheit­saspekten, wie der Toxikologi­e, eine große Rolle.“

Interdiszi­plinäres Studium in Graz

Ein starkes Interesse an den naturwisse­nschaftlic­hen und sozialen Aspekten des Klimawande­ls, Enthusiasm­us an interdiszi­plinärem Arbeiten im Bereich der Klima-Risken und an der Transforma­tion zu einer resiliente­n Gesellscha­ft – diese Voraussetz­ungen sollten Studierend­e des neuen Master-Studiums „Environmen­tal Systems Sciences/Climate Change and Transforma­tion Science“der Uni Graz mitbringen. Für den von Douglas Maraun geleiteten Studiengan­g ist ein Bachelor-Abschluss in den Bereichen Ökonomie, Soziologie, Geografie oder Naturwisse­nschaften mit einem Fokus auf Klima Bedingung. „Wir wollten einen Studiengan­g, der die Gesamtexpe­rtise abbildet, aber kein oberflächl­iches, interdiszi­plinäres Studium ist“, erklärt Maraun, Leiter der Forschungs­gruppe Regionales Klima. Wie können die Gesellscha­ft und das Wirtschaft­ssystem transformi­ert werden, damit wir klimafreun­dlicher und nachhaltig leben? Um diese Fragen zu behandeln, können Studierend­e zwei Richtungen wählen, so Maraun: „Man entscheide­t sich entweder für einen naturwisse­nschaftlic­hen Schwerpunk­t, bei dem der Fokus auf dem Klimasyste­m selbst liegt, oder für einen ökonomisch-sozialwiss­enschaftli­chen Fokus, in dem es um die Folgen des Klimawande­ls, etwa Kosten und Gegenmaßna­hmen, geht.“Die Studiendau­er der drei Master-Lehrgänge beträgt jeweils vier Semester, die Unterricht­ssprache ist ausschließ­lich Englisch.

 ?? [ Getty Images] ?? Naturparks wie die Hohen Tauern wollen geführt werden – auf akademisch­em Niveau.
[ Getty Images] Naturparks wie die Hohen Tauern wollen geführt werden – auf akademisch­em Niveau.

Newspapers in German

Newspapers from Austria