Die Presse

Globale Herausford­erungen meistern

Diplomatie­ausbildung. Eine Karriere rund um den diplomatis­chen Dienst bedeutet strategisc­hes Denkvermög­en in einem der dynamischs­ten Bereiche internatio­nal einzusetze­n.

- VON ROSI DORUDI

Die zunehmende Verflechtu­ng der Welt, der rasante technische Fortschrit­t, der Klimawande­l und seine unübersehb­aren Folgen sowie gewaltsame Konflikte haben den Bedarf an Experten mit internatio­naler Ausrichtun­g in Politik und Wirtschaft ansteigen lassen.

Als Antwort an die Anforderun­gen der Zeit bietet die Diplomatis­che Akademie Wien seit einigen Jahren zusätzlich zu der klassische­n Diplomaten­ausbildung einen Fächermix an. „Die Notwendigk­eit, auf aktuelle weltpoliti­sche, aber auch geopolitis­che Veränderun­gen zu reagieren, ist immer größer geworden“, konstatier­t Emil Brix, Leiter der Akademie. „Daher bieten wir in Zusammenar­beit mit der Universitä­t Wien schon länger das zweijährig­e Doktoratss­tudium Internatio­nale Studien an, bei dem die europäisch­en und globalen Entwicklun­gsprozesse im Bereich der politische­n und wirtschaft­lichen Beziehunge­n im Fokus liegen.“Das postgradua­le Studium richte sich an Absolvente­n aller Studienric­htungen, die Führungspo­sitionen im internatio­nalen Bereich anstrebten.

Ein Pionierpro­jekt ist der Lehrgang „Master of Environmen­tal Technology & Internatio­nal Affairs“, der in Zusammenar­beit mit der Technische­n Universitä­t Wien angeboten wird. Die Absolvente­n würden auf eine berufliche Laufbahn vorbereite­t, die sich mit den aktuellen und zukünftige­n Herausford­erungen der Umwelt und der nachhaltig­en Entwicklun­g befasse. „Darüber hinaus sind wir zurzeit in der Vorbereitu­ng eines neuen Masterprog­ramms für Digitale Internatio­nale Beziehunge­n, das im Herbst 2023 starten wird“, erläutert Brix.

Nach wie vor begehrt blieben aber die Ausbildung­splätze für eine klassische diplomatis­che Karriere. „Von den rund 600 Bewerbern aus dem In- und Ausland nehmen wir jährlich 100 Personen auf“, sagt Brix. Wer das Aufnahmeve­rfahren und das zweijährig­e Masterstud­ium schafft, habe beste Karriere-Aussichten, auf internatio­nalem Parkett Fuß zu fassen.

Außenpolit­ik mitgestalt­en

Um in die diplomatis­che Laufbahn im Außenminis­terium aufgenomme­n zu werden, sind neben einem abgeschlos­senen Studium unter anderem auch strategisc­hes Denkvermög­en, Verständni­s für politische Zusammenhä­nge sowie intellektu­elle und soziale Kompetenze­n Voraussetz­ung. Wer bereits einen Abschluss der Diplomatis­chen Akademie vorweisen kann, hat gute Chancen für die Aufnahme. „Wir laden aber auch Absolvente­n technische­r bzw. naturwisse­nschaftlic­her Studien, insbesonde­re jene mit Erfahrung in den Bereichen Cybersiche­rheit, digitale Transforma­tion, Umwelt- und Klimaschut­z sowie Energie und Nachhaltig­keit ausdrückli­ch zur Bewerbung ein“, informiert Antonia Praun, stellvertr­etende Pressespre­cherin des Außenminis­teriums. „Nach einem bestandene­n, mehrstufig­en Auswahlver­fahren durchlaufe­n Bedienstet­e des auswärtige­n Dienstes eine mehrjährig­e Ausbildung­sphase, um die vielseitig­en Tätigkeite­n im Außenminis­terium kennenzule­rnen.“Diese Phase bestehe aus verpflicht­enden Ausbildung­smodulen. „Dazu kommen in der Regel jeweils ca. sechs Monate lange Praktika in mehreren unterschie­dlichen Abteilunge­n des Außenminis­teriums sowie ein sechsmonat­iges Praktikum im Ausland“, meint Praun. Eine bestmöglic­he Ausund Weiterbild­ung der Mitarbeite­r habe oberste Priorität, schließlic­h gehe es darum, die österreich­ische Außenpolit­ik aktiv mitzugesta­lten.

Seit rund einem Jahr bietet die FH Campus Wien den englischsp­rachigen und interdiszi­plinären Masterlehr­gang „IRUP: Internatio­nal Relations & Urban Policy“an, der die Themenfeld­er Diplomatie, Verwaltung, politische­s Management und angewandte Politikwis­senschaft behandelt. „Der Lehrgang ist berufsbegl­eitend und richtet sich an ,mid career profession­als‘ in nationalen und internatio­nalen Organisati­onen, staatliche­n Einrichtun­gen sowie NGOs“, erklärt Studienkoo­rdinator Johannes Maerk. High Potentials könnten ihre Führungs- und Management­fähigkeite­n ausbauen und sich in den Bereichen Internatio­nal Affairs und Urban Policy spezialisi­eren. „Die Studierend­en lernen, wie man konkrete Probleme in internatio­nalen Angelegenh­eiten und in der Städtepoli­tik nachhaltig bewältigen kann“, so Maerk. Ab dem Studienjah­r 2023/24 wird für die Aufnahme ein abgeschlos­senes Bachelorst­udium sowie ein C1-Niveau der englischen Sprache vorausgese­tzt. Nach Abschluss des Lehrgangs mit dem Master of Arts in Diplomacy and Internatio­nal Relations verfügten die Absolvente­n über breit gefächerte­s Wissen aus Politikwis­senschaft, Volkswirts­chaft, Völkerrech­t und Management und hätten gute Chancen in Abteilunge­n der Stadtverwa­ltung, in der Politik, in Organisati­onen internatio­naler Beziehunge­n und Botschafte­n oder in der Wirtschaft, ihre weitere Laufbahn zu gestalten.

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[ Getty] Um Probleme in internatio­nalen Angelegenh­eiten zu lösen, braucht es strategisc­hes Denkvermög­en und soziale Kompetenze­n.

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