Die Presse

Blutiger Anschlag im Herzen Istanbuls

Mindestens sechs Todesopfer und Dutzende Verletzte durch eine Bombe in der Einkaufs- und Partymeile Istiklal.

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Nach der Explosion eines Sprengsatz­es auf oder am Rande der großen Istanbuler Einkaufsst­raße Istiklal am Sonntagnac­hmittag gegen 16.20 Uhr Ortszeit war die Lage bei Schluss dieser Ausgabe immer noch unklar. Berichten der türkischen Behörden zufolge sollen mindestens sechs Menschen ums Leben und mehr als 50 verletzt worden sein.

Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdog˘an wandte sich wenig später in einer Rede an die Bevölkerun­g und sprach von einem „hinterhält­igen Terroransc­hlag“, der das türkische Volk allerdings nicht weiter beeindruck­en werde. Der Urheber der Explosion war vorerst noch unbekannt.

Eine historisch­e Straße

Die Explosion – es handelte sich offenbar um eine einzige Bombe – löste einen Großeinsat­z der Rettungsun­d Sicherheit­skräfte aus. Hubschraub­er waren im Einsatz, Polizisten sperrten die Gegend ab. Der Schauplatz des Vorfalls im Bezirk Beyog˘lu auf der europäisch­en Seite Istanbuls war wie üblich dicht bevölkert mit Einheimisc­hen, Touristen und Migranten.

Die Istiklal-Straße verbindet drei große Plätze in der türkische Metropole und ist etwa 1,4 Kilometer lang. Sie wurde Anfang der 1990er in eine Fußgängerz­one verwandelt und ist auch nächtens eine Arterie des Istanbuler Nachtleben­s. Längs der meist nicht besonders breiten Straße standen zu Zeiten des Osmanische­n Reichs eine Reihe europäisch­er Botschafte­n, heute sind es Konsulate.

Eine Geschichte der Gewalt

Istanbul und andere türkische Städte waren schon bisher oft Ziele von Anschlägen kurdischer Separatist­en, in neuerer Vergangenh­eit allerdings auch von terroristi­schen islamistis­chen Gruppen aus dem IS-Umfeld, die sich für die türkische Einmischun­g in Syrien und den Kampf gegen den IS dort und im Nordirak revanchier­en.

Die Medienbehö­rde verhängte nach dem Anschlag eine Nachrichte­nsperre. Der Bürgermeis­ter der Stadt, Ekrem Imamog˘lu, kondoliert­e den Opfern per Twitter und versprach eine Aufklärung des Attentats.

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