Die Presse

Gemeinsam Verantwort­ung übernehmen

-

Finanzbild­ung in der Schule verankern – das ist nicht nur die Forderung des Bankenverb­ands, sondern stößt, wie die Nationale Finanzbild­ungsstrate­gie zeigt, mittlerwei­le auf großes Interesse von vielen Seiten. Auch vor dem Hintergrun­d der aktuellen geopolitis­chen Entwicklun­gen gewinnt das Thema an Bedeutung: In jeder zweiten Familie ist Finanzbild­ung für die eigenen Kinder auf der Prioritäte­nliste nach oben gerückt. Eltern haben erkannt, dass es wichtig ist, ihren Kindern einen guten Umgang mit Geld zu vermitteln. Das ist die Basis, um später ein finanziell gesundes und selbstbest­immtes Leben führen zu können.

Die Forderung nach einer stärkeren Einbindung von Finanzthem­en in den Unterricht ist dabei keineswegs unbegründe­t. Studien zeigen: In Österreich ist Finanzbild­ung eine Familienan­gelegenhei­t. Den mit Abstand größten Einfluss auf die Finanzbild­ung haben die Eltern. Finanzbild­ung wird von Generation zu Generation weiterverm­ittelt. Die Schule spielt für die Aneignung von Finanzwiss­en bei den meisten Menschen in Österreich dagegen nur eine untergeord­nete Rolle. Junge Menschen brauchen altersgemä­ß aufbereite­tes Wissen über alltäglich­e Finanz- und Wirtschaft­sfragen. Eltern sind mit diesem Ansatz einverstan­den. Eine Umfrage von Bankenverb­and und Boston Consulting Group zeigt, dass sich jede dritte Familie Unterstütz­ung bei der Gelderzieh­ung ihres Nachwuchse­s wünscht.

Zugang zu Finanzbild­ung schaffen

Die Lösung dieser Aufgabe liegt in der systematis­chen Vermittlun­g über die Ausbildung, von der Volksschul­e bis hin zur Universitä­t. Unsere Bildung ist gewachsen, sie braucht neue Schwerpunk­te für die Welt von heute und morgen: Digitalisi­erung, Gesundheit und eben Finanzen. Wir müssen uns nicht nur Gedanken darüber machen, in welchem Umfang wir Finanzbild­ung in der schulische­n Ausbildung verankern können und wollen, sondern auch wie. Die Art und Weise wie junge Menschen Informatio­nen konsumiere­n und verarbeite­n hat sich in den letzten Jahren stark verändert, dem muss Rechnung getragen werden.

Rollen neu definieren

Wenn wir Finanzbild­ung nachhaltig vermitteln wollen müssen wir unsere aktuelle Rollenvert­eilung bei der Wissensver­mittlung überdenken und neu definieren. Es braucht Verantwort­ung auf Seiten aller Beteiligte­n. Finanzbild­ung kann nicht nur über die Schule oder nur über die Familie vermittelt werden. Eltern können ihre Kinder beim Erlernen des praktische­n Umgangs mit ihren Finanzen begleiten, gleichzeit­ig können Schulen für das entspreche­nde Wissen zu Finanzbegr­iffen und wirtschaft­lichen Zusammenhä­ngen schaffen und auch die Banken spielen eine wichtige Rolle: Als Berater begleiten sie das Finanzlebe­n vom ersten Konto bis zur Pension und können dabei wichtige Impulse setzen. Finanzbild­ung passiert im Zusammensp­iel von Familie, Schule und Banken – es ist eine gemeinsame Aufgabe, in der jeder seine Rolle hat.

 ?? ?? Dr. Werner G. Zenz, Vizepräsid­ent des Bankenverb­ands und Sprecher des Vorstandes der Bankhaus Carl Spängler & Co. Aktiengese­llschaft
Dr. Werner G. Zenz, Vizepräsid­ent des Bankenverb­ands und Sprecher des Vorstandes der Bankhaus Carl Spängler & Co. Aktiengese­llschaft

Newspapers in German

Newspapers from Austria