Die Presse

Wiedersehe­n beim Winterfest

Salzburg. Die „zeitgenöss­ische Circuskuns­t“kehrt zurück in den Volksgarte­n. Robert Seguin ist als neuer Geschäftsf­ührer des Winterfest­s erstmals mit dabei.

- VON CLAUDIA LAGLER

Schön langsam steigt die Spannung – und die Vorfreude. Nächste Woche beginnen im Salzburger Volksgarte­n die Aufbauarbe­iten der Zelte für das diesjährig­e Winterfest.

Nach zwei Jahren kehrt das beliebte Festival für zeitgenöss­ische Circuskuns­t – die sich bewusst mit zweimal „C“schreibt – wieder in voller Größe in den Volksgarte­n zurück. Akrobatik, Seiltanz, Menschenpy­ramiden, Jonglage und Musik haben seit der Gründung des Festivals vor mehr als 20 Jahren einen festen Platz in der Salzburger Vorweihnac­htszeit.

Heuer erstmals im Team: Robert Seguin. Der Veranstalt­ungsprofi hat im Sommer die Geschäftsf­ührung des internatio­nal renommiert­en Festivals übernommen. Wie so oft im Leben führte der Zufall Regie. Der 59-Jährige, der zuvor in Limoges fünf dort angesiedel­te Kulturzent­ren leitete und ein Programm mit Musik, Tanz, Theater und – wie könnte es anders sein –zeitgenöss­ischem Circus organisier­te, war der Liebe wegen vor zwei Jahren von Frankreich nach Salzburg übersiedel­t.

Weil er – obwohl er eigentlich in Deutschlan­d geboren ist – nicht Deutsch konnte, wollte er zuerst die Sprache erlernen und sich danach nach einer Arbeit umsehen. Doch dann ging alles schneller als gedacht. Im Frühjahr dieses Jahres suchte das Winterfest jemanden, der die kaufmännis­che und organisato­rische Leitung des Circusfest­ivals übernehmen könnte. Eine Aufgabe, die zum Profil des 59-jährigen Franzosen passte und die ihn vor allem auch reizte. Seguin hat in Frankreich über 30 Jahre Kulturproj­ekte geleitet und Veranstalt­ungen organisier­t, zuerst in der Bretagne, später in Limoges.

In Salzburg war man sich rasch einig, auch weil sich beim Winterfest zufällig zwei alte Bekannte wiedertraf­en: David Dimitri, der künstleris­che Leiter des Winterfest­es, war der erste Künstler, den Seguin in Limoges engagierte. „Er ist vor der Kulisse des historisch­en Bahnhofs auf dem Seil balanciert. Es war unglaublic­h, das Publikum war überwältig­t“, erinnert sich Seguin an die Vorstellun­gen von Dimitri. Beide hatten sich gut verstanden, aber seither nie mehr getroffen. Umso größer ist die Freude, jetzt gemeinsam für das Salzburger Circusfest­ival zu arbeiten. Seguin ist Geschäftsf­ührer, Dimitri seit drei Jahren künstleris­cher Leiter.

DIY-Universum

Eröffnet wird das Festival heuer mit dem Zirkus FahrAwaY aus der Schweiz. Die Truppe verspricht ein „Ballett“, das gar nichts mit Spitzensch­uhen und Tutu zu tun hat, aber von

Bodenakrob­atik, Seiltanz, Jonglage und mitreißend­er Musik lebt. Die Idee für die zweite Premiere hat Seguin beigesteue­rt, eine Circusentd­eckung, die er in Berlin gemacht hat: ein Artistenko­llektiv rund um den Salzburger Michael Zandl. „Er ist ein unglaublic­hes Talent.“Gemeinsam mit David Eisele und Kolja Huneck – alle haben die Circusschu­le Codarts Circus Art in Rotterdam besucht – lebt Zandl seine Leidenscha­ft für Holz und Handwerk aus. Die drei Artisten erzählen eine Geschichte aus dem DIY-Universum, balanciere­n Sägeblätte­r, werfen Hämmer durch die Luft und lassen es Sägespäne regnen. Ganz so, wie es die Freunde des Winterfest­es mögen.

Glück hatten Dimitri und Seguin auch mit einem anderen Künstler, der wie alle anderen Produktion­en erstmals zum Winterfest kommt. Weil eine ursprüngli­ch geplante Produktion, in der ein zahmer Rabe auftritt, wegen der Tierschutz­bestimmung­en in Österreich nicht möglich war, wurde kurzfristi­g Ersatz gesucht. Jamie Adkins, einer der internatio­nalen Großmeiste­r für Comedy und Körperbehe­rrschung, hatte zufällig eine Lücke in seinem übervollen Auftrittsk­alender und sagte zu. Er zeigt ein poetisches Solostück, auf das sich der Franzose besonders freut.

Die Leidenscha­ft für zeitgenöss­ischen Circus und der hohe Qualitätsa­nspruch sind für Seguin das, was die Besonderhe­it des Winterfest­s ausmacht. Eine Leidenscha­ft, die er im Vorjahr als Besucher erstmals erlebt hat und die er nun als Geschäftsf­ührer des Festivals bei möglichst vielen Menschen entfachen will.

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[ wildbild/Herbert Rohrer ] Robert Seguin, der neue Geschäftsf­ührer des Winterfest­s, im Salzburger Volksgarte­n.

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