Kurzvisite Selenskijs in Cherson
Ukraine. Der Präsident kam zum Lokalaugenschein in die befreite Stadt: „Wir sind bereit für den Frieden.“Er prangert Kriegsverbrechen an.
Kiew. Wenige Tage nach der Befreiung und den Jubelfeiern kam auch Wolodymyr Selensi zu einer Kurzvisite in die südukrainische Stadt Cherson. „Wir kommen voran“, sagte der ukrainische Präsident vor Soldaten, während zahlreiche Zivilisten die gelbblaue Fahne des Landes schwenkten. „Wir sind bereit für den Frieden, für Frieden für unser gesamtes Land.“Selenskij betonte, vor allem die Lieferung von US-Raketen habe einen großen Beitrag zur Befreiung geleistet.
Die Reaktionen der Bevölkerung auf die Ankunft der ukrainischen Truppen in Cherson sprächen für sich, sagte der Staatschef. „Ihre Reaktionen sind nicht gestellt.“Die Menschen haben den einrückenden ukrainischen Truppen einen frenetischen Empfang bereitet. Die russischen Streitkräfte hatten sich zuvor auf das östliche Ufer des Flusses Dnipro zurückgezogen. Es war die bisher schwerste Niederlage für Russland seit Beginn des Angriffskriegs. Cherson ist eine von vier ukrainischen Regionen, die die Regierung in Moskau völkerrechtswidrig annektiert und zum Teil des russischen Staatsgebiets erklärt hat.
Nach Angaben Selenskijs haben Ermittler in den zurückeroberten Gebieten rund um Cherson bisher bereits mehr als 400 russische Kriegsverbrechen aufgedeckt. Es seien Leichen von Zivilisten gefunden worden. In seiner allabendlichen Video-Botschaft am Sonntag sagte er, es würden russische Soldaten und Söldner festgenommen.
In mehr als 200 Ortschaften mit insgesamt über 100.000 Einwohnern sei der Rechtsstaat wiederhergestellt worden. Die Vorwürfe decken sich mit Aussagen von Augenzeugen. Demnach haben die russische Besatzer Zivilisten verschleppt und getötet. Russland weist dies zurück.
Weiter Kämpfe in Donezk und Luhansk
Das Verteidigungsministerium in Kiew teilte mit, in den vergangenen Tagen seien 179 Ortschaften und 4500 Quadratkilometer entlang der Küste des Dnipro im Süden zurückerobert worden. Der Generalstab erklärte, im Osten würden die Kämpfe in Luhansk und Donezk unterdessen fortgesetzt. In beiden Regionen seien zuletzt mehrere russische Angriffe abgewehrt worden.