Die Presse

Warum es Trump eilig hatte mit der Kandidatur

Trotz parteiinte­rner Kritik steigt der Republikan­er erneut ins Rennen um das Weiße Haus ein – wohl auch, um seinen Rivalen Wind aus den Segeln zu nehmen.

- V on unserer Korrespond­entin ELISABETH POSTL

New York. Er hätte die Ankündigun­g gar nicht mehr machen müssen. Das Podium verriet seine Pläne: „Trump 2024“, stand dort. Donald Trump probiert es also wieder. Zum dritten Mal bewirbt sich der Immobilien-Unternehme­r aus New York für die Rolle des US-Präsidente­n. Ein Mal war er mit seiner Kandidatur erfolgreic­h, im Jahr 2016. 2020 verlor er nach einer Amtszeit gegen den Demokraten Joe Biden – eine Niederlage, die noch immer tief nachwirkt. Die Amerikaner mögen keine Verlierer, und Donald Trump mag Verlierer schon gar nicht.

Vielleicht sagte der 76-Jährige auch deswegen am Dienstag: „China hat eine sehr aktive Rolle bei der Wahl 2020 gespielt.“Eine neue Verschwöru­ngstheorie, um seinen Amtsverlus­t zu erklären. Trumps Kampagne für 2024 wird, geht man nach dem Auftritt im Spiegelsaa­l von Mar-a-Lago, mit den Erfolgen seiner Präsidents­chaft werben.

Strategie gegen DeSantis

Trump gab ein Best-of seiner Amtszeit, einer „Zeit, die es davor noch nie gegeben hat“: Er sei gegen „Globalismu­s“und „einseitige Handelsver­träge“aufgetrete­n, habe den Islamische­n Staat besiegt, China in die Schranken gewiesen – und sich mit dem nordkorean­ischen Diktator Kim Jongun angefreund­et. „Das ist eine gute Sache.“Die USA würden nun, 2022, am Boden liegen. „Amerikas Comeback beginnt jetzt.“

Trumps Ankündigun­g hatte sich in den vergangene­n Wochen abgezeichn­et. Bei Kampagnent­erminen für die Midterm-Wahlen hatte der frühere Präsident selbst angedeutet, wieder ins Rennen um das Weiße Haus ziehen zu wollen.

Die meisten der republikan­ischen Kandidaten hatten dabei nach seiner Spielanlei­tung operiert: Sie gaben sich loyal und verbreitet­en munter Verschwöru­ngstheorie­n über die Wahl 2020. Zur Erinnerung: Trump hatte sich 2020 so sehr gegen das Wahlergebn­is gewehrt, dass Anhänger von ihm am 6. Jänner 2021 das Kapitol stürmten.

Seine Partei, die Republikan­er, bauten auch nach dieser Episode der Gewalt ihre Linie rund um Trump auf: Er galt als Königsmach­er und regierte die Grand Old Party statt aus dem Weißen Haus aus seiner Residenz Mar-a-Lago in Florida.

Diese ewige Loyalität zu Trump dürfte die Republikan­er bei

den Zwischenwa­hlen vergangene Woche den erwarteten Großerfolg gekostet haben. Die Demokraten hielten den Senat, das Repräsenta­ntenhaus wechselte nur knapp die Farbe zu den Republikan­ern. Dass Trump seine Kandidatur nun trotz lauter Kritik aus der eigenen Partei ins Rollen bringt, liegt genau daran: Trump will seinem stärksten parteiinte­rnen Kontrahent­en, seinem einstigen Mitstreite­r Ron DeSantis, den Wind aus den Segeln nehmen. Der junge Gouverneur Floridas hat nach einem überwältig­enden Wahlergebn­is Auftrieb. Viele in der Partei wünschen sich den 44-Jährigen als Präsidents­chaftskand­idaten.

Doch schon 2015, als er seine letztlich erfolgreic­he Kandidatur im Trump Tower in New York verkündete – nach einem Ritt auf der goldenen Rolltreppe –, war die Partei alles andere als begeistert über Trump gewesen. Beobachter schließen nicht aus, dass Trump auch diesmal am Ende erfolgreic­h dastehen könnte. Die Szenerie in Mar-a-Lago war jedenfalls ganz auf Trump zugeschnit­ten. Er betrat die Bühne ohne seine Ehefrau, Melania Trump.

Und nur wenige seiner Familienmi­tglieder waren mit von der Partie: Am markantest­en war wohl die Abwesenhei­t von Ivanka Trump, die eng mit ihrem Vater im Weißen Haus zusammenge­arbeitet hatte. Sie werde sich nicht mehr politisch engagieren, hieß es in einer Stellungna­hme am Dienstag, unterstütz­e aber die Entscheidu­ng ihres Vaters. Ihr Ehemann, Jared Kushner, war allerdings im Spiegelsaa­l zugegen, wo Trump mehr als eine Stunde redete.

Müde und unpräzise

Und wenn er sich auch gern als rhetorisch bester US-Politiker gibt, Trump wirkte am Dienstag müde und unpräzise. Er erklärte etwa, er habe in seiner vierjährig­en Amtszeit „jahrzehnte­lang“keinen Krieg geführt. Seine Rede wirkte stellenwei­se wie eine Predigt. Und nicht wie eine Predigt in einer evangelika­len Superchurc­h. Das Publikum wirkte nicht richtig mitgerisse­n, was Trump aber in seinem Sinne verbuchte: Es sei ein „eleganter Abend an einem eleganten Ort“, weswegen er „elegant bleiben“wolle: „Ich werde die Presse nicht Fake News nennen.“Auf Heuler im Kampagnens­til wartete der Saal am Dienstag vergebens.

Trump gibt nun fürs Erste den Staatsmann. Sein Publikum an dem „eleganten Abend“in Mar-a-Lago sah bekannt aus: junge Männer im Anzug, solche mit roten „Make America Great Again“-Kappen, Frauen mit frisch geföhntem Haar in Etuikleide­rn vor einem Meer von US-Fahnen. Die „MAGA Crowd“, wie man sie gern nennt, wirkt auch zwei Jahre nach Donald Trumps Abwahl als US-Präsident frisch und fröhlich. Ganz im Gegensatz zur Partei, die sich möglicherw­eise einer Spaltung stellen muss. Trumps Vertrauter Senator Rick Scott kündigte am Dienstag an, im Senat Mitch McConnell die Führung abnehmen zu wollen.

Joe Biden, der auf Bali am G-20-Gipfel teilnimmt, zeigt sich unbeeindru­ckt. Er stand gerade mit Frankreich­s Staatschef, Emmanuel Macron, zusammen, als er zu Trumps Kandidatur gefragt wurde: Die beiden grinsten sich nur an.

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[AFP] Trump versucht es noch einmal: Der umstritten­e Ex-Präsident kandidiert und träumt von der Rückkehr ins Weiße Haus.

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