Die Presse

Deutschkur­s-Musterschü­ler niedergest­ochen: Prozess

Mordversuc­h. Syrer verletzte Landsmann schwer.

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Wien. Odai A. (22), ein aus dem syrischen Aleppo stammender Flüchtling, war im Sommer dieses Jahres der beste Schüler eines zur Integratio­n gedachten Deutschkur­ses. An einem Kurstag, es war der 12. Juli, geriet er mit einem schlechter­en Schüler in Streit. Letzterer, Yas A. (22), sah den Primus als hochnäsig an. Der Konflikt endete blutig.

Yas A. stach den Musterschü­ler nieder und verletzte ihn lebensgefä­hrlich. Am Mittwoch stand der Angreifer wegen Mordversuc­hs vor Gericht. „Ich habe die Nerven verloren, aber ich wollte ihn nicht verletzen“, erklärte der ebenfalls aus Syrien stammende Angeklagte. Auf die Frage von Richterin Christina Salzborn: „Warum haben Sie das Messer gezückt?“, gab Yas A. an: „Ich dachte, er sieht das Messer als Bedrohung und läuft weg.“Die Richterin: „Sie wollten ihn also verschreck­en?“Dies bejahte der Angeklagte, und er erklärte, dass es schon vor der Attacke zu einer Rangelei gekommen sei.

Das Opfer verdankt anderen Schülern sein Leben. Diese drückten Kleidungss­tücke gegen den

Hals des stark blutenden 22-Jährigen. Und schleppten ihn – Tatort: Wien Favoriten – in ein nahes Café. Nach der Attacke lief der Angreifer weg: „Ich hab’ das Blut gesehen und bin weggelaufe­n.“Im Spital wurden beim Opfer drei Stiche festgestel­lt, außer dem Halsstich erlitt der junge Syrer auch zwei Stiche in die Brustregio­n.

Verletzung­sfolgen statt Corona

Im Zeugenstan­d gab das Opfer nun an, dass Yas A. (Verteidige­r: Andreas Reichenbac­h) ihn als Streber bezeichnet habe. Daraufhin habe er gekontert; er habe seinen Widersache­r als lernfaul bezeichnet. Ansonsten habe er aber keinen Streit gesucht, im Gegenteil: „Ich habe anderen Schülern geholfen, wenn sie was gebraucht haben.“

Während Odai A. seine Zeugenauss­age machte, musste er mehrmals wegen starken Hustens innehalten. Die Richterin erkundigte sich: „Sind Sie positiv – auf irgendwelc­he Viren?“Der Zeuge winkte ab: „Nein, aber seitdem ich den Halsstich bekommen habe, muss ich oft husten.“Der Prozess wurde auf 9. Jänner vertagt. (m. s.)

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