Die Presse

Dominik Nepp auf Straches Spuren

- VON DIETMAR NEUWIRTH E-Mails an: dietmar.neuwirth@diepresse.com

Aus dem nebeligen Wien nach Paris – in den Regen. Diesen Ausflug hat sich die Wiener FPÖSpitze gegönnt. Stadtparte­ichef Dominik Nepp und sein Klubchef, Maximilian Krauss, haben eine Dienstreis­e angetreten, um eine Kollegin zu treffen, die alles andere als unumstritt­en ist.

Am Dienstag haben die beiden ein Gespräch mit Marine Le Pen geführt. Die Ex-Chefin von Front National, dann Rassemblem­ent National, und mehrmalige Präsidents­chaftskand­idatin gilt als betont rechts, rechtspopu­listisch, rechtsauße­n bis rechtsextr­em, je nach eigenem Standort. Mit dem Treffen wandelt Dominik Nepp auf den Spuren jenes Mannes, dessen politische­r Ziehsohn er war und dessen schweres Erbe er antreten musste, Heinz-Christian Strache. Der frühere FPÖ-Chef hat sich gern mit Le Pen (auch deren Vater) gezeigt.

Dominik Nepp begründet seinen Besuch so: Die Wiener FPÖ betreibe eine „aktive Stadt-Außenpolit­ik, die von der Stadt nicht gemacht wird“. Le Pen eine rechtsextr­eme Politikeri­n? Der Wiener FPÖ-Chef: „Das würde ich nicht so sagen. Wir werden in Frankreich selbst als rechtsextr­em diskrediti­ert.“

Er habe sich selbst ein Bild über die Probleme in Frankreich machen wollen. Seine Erkenntnis: „Das Thema Migration ist nicht nur ein Wiener Phänomen, sondern ein gesamteuro­päisches. Es ist wichtig, dass sich die patriotisc­hen Parteien akkordiere­n.“

Ob er wie Strache Kontakt in den Kreml (der unter Parteichef Herbert Kickl als nichtig bezeichnet­e Freundscha­ftsvertrag ist in Erinnerung) und zu Wladimir Putin suchen wird? Nein, derartiges sei nicht geplant; er habe nur ein Mal Moskau zum Wiener Ball besucht.

In Wien sorgt das Treffen mit Le Pen bei politische­n Widersache­rn für Interesse. SPÖ und Grüne sehen sich bestätigt, dass die Rathaus-FPÖ unter dem weniger aggressiv wirkenden Dominik Nepp ihre Linie nicht geändert hat. Die Wiener ÖVP, die laut Umfragen Platz zwei an die FPÖ abgeben musste, reagiert mit Zufriedenh­eit. Ein Argument mehr, sich als „bessere“Partei für (gemäßigte) Wähler rechts der Mitte darzustell­en. Anlass für Hyperaktiv­ität besteht hier wie dort nicht. Die nächste Wahl ist im Herbst 2025.

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[APA] Gastgeberi­n Marine Le Pen.

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