Die Presse

Türkei greift Erdölanlag­en in Nordsyrien an

Washington warnt vor Destabilis­ierung der Region und Gefahr für US-Soldaten.

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Kurdische Quellen verbreiten in sozialen Medien Bilder, die zeigen, wie pechschwar­zer Rauch aufsteigt. Die Brände sind das Ergebnis türkischer Luftschläg­e auf Erdölanlag­en im Norden Syriens. Bereits am Wochenende hat die Regierung in Ankara einen neuen Großangrif­f auf das Gebiet der autonomen Selbstverw­altung von Nord- und Ostsyrien gestartet. Seither wird täglich bombardier­t. Die türkischen Streitkräf­te setzen Flugzeuge, Kampfdrohn­en und Artillerie ein. Dutzende Menschen – darunter auch zahlreiche Zivilisten – sind dabei bisher ums Leben gekommen.

Nordsyrien­s Selbstverw­altung wurde von Kurden gemeinsam mit Arabern und anderen Volksgrupp­en ausgerufen. Geführt wird sie von politische­n und militärisc­hen Kräften, die der Arbeiterpa­rtei Kurdistans (PKK) nahestehen. Die PKK kämpft seit Jahrzehnte­n einen Untergrund­krieg in der Türkei. Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdog˘an, kündigte wiederholt an, die PKK und ihre Verbündete­n zu vernichten.

Die Militärope­ration in Syrien und gegen PKK-Rückzugsge­biete im Nordirak bezeichnet Ankara als Vergeltung für das Attentat in Istanbul am 13. November, bei dem fünf Menschen ums Leben gekommen sind. Sowohl die PKK als auch Nordsyrien­s Verwaltung und Militärein­heiten beteuern aber, nichts mit dem Anschlag zu tun zu haben.

Gemeinsame­r Kampf gegen den IS

Die USA zeigen sich „zutiefst besorgt“über die Militärakt­ion in Nordsyrien. Ein US-Außenamtss­precher warnte vor einer Destabilis­ierung der Region. Zudem werde der Kampf gegen den Islamische­n Staat (IS) gefährdet – ebenso wie Zivilisten und die in der Region stationier­ten US-Soldaten. Die bewaffnete­n Kräfte der Selbstverw­altung führen an der Seite der USA Operatione­n gegen den IS durch. Die Türkei griff zuletzt einen Stützpunkt an, der offenbar auch von den USA genutzt wird.

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