Die Presse

Jenseits von Ibiza

Viel ist bisher nicht hängen geblieben an Heinz-Christian Strache.

- VON OLIVER PINK oliver.pink@diepresse.com

Wollen wir heute einmal über Vorverurte­ilung reden – auch über mediale? Nehmen wir den Fall Strache. Oder besser: die Fälle Strache. Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll: die Sporttasch­e voller Geld im Auto, die Angaben einer Parteikoll­egin, Spenden in bar übergeben zu haben, die Reisen nach Ibiza, Korfu oder Dubai, die er als Gegenleist­ung für Gesetzesän­derungen oder Postenverg­aben erhalten haben soll, der Vorwurf der Bestechung für ein neues Glückspiel­gesetz. Alles zurückgele­gt bzw. mit Freispruch beendet.

Verurteilt wurde HeinzChris­tian Strache bisher lediglich in der Causa Prikraf. Und selbst da wurde eine Neuaustrag­ung angeordnet. Ein Urteil steht noch aus, die Anklagebeh­örde gibt sich noch nicht geschlagen. Es ist ein Fall aus der Grauzone zwischen Freunderlw­irtschaft und Korruption: Ein Unternehme­r, dem Strache einen Gefallen getan hat, spendet 12.000 Euro an die Partei. Sonst ist freilich auch noch nicht alles ausgestand­en für ihn: Die Postenscha­cher-Causa Casinos ist ebenso anhängig wie die Spesen auf Parteikost­en.

Vorerst bleibt von Ibiza nicht viel anderes übrig als angeberisc­hes, anmaßendes Gerede. Politisch freilich inakzeptab­el, juristisch aber offenbar wenig relevant. Auch, weil Strache da noch kein Amtsträger war. Die Lawine, die damals ausgelöst wurde, hat in der Folge eher die ÖVP überrollt.

Strache selbst natürlich auch. Er ist nicht nur politisch erledigt. Sondern vermutlich auch finanziell. Trotz der Freisprüch­e – auf den Anwaltskos­ten bleibt größtentei­ls er sitzen. Vielleicht sollte man darüber, den staatliche­n Kostenersa­tz, auch einmal reden.

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