Aktie der Woche im Check: Bet-at-home
Der Onlinewettenanbieter setzt auf den Schub durch die Fußball-WM. Die günstige Aktie könnte einen Kauf wert sein.
Das Leben ist ein Spiel“, lautet der Werbeslogan des Onlinewetten- und Spieleanbieters Bet-at-home. Wenn die Börse eine Wette auf die Zukunft ist, könnten Anleger, die auch auf dem Finanzparkett Risiko nicht scheuen, bei der Betat-home-Aktie ein Spiel riskieren. Die in dieser Woche publizierten Drittquartals- und Neunmonatszahlen haben zwar die Analysten leicht enttäus cht, aber sie halten dem Unternehmen mit österreichischen Wurzeln die Stange.
Die Anleger griffen beherzt zu: Die Aktie schoss am Montag um mehr als 26 Prozent nach oben. Bis Mittwoch verteuerte sich die Aktie weite r,e he der Kurs am Donnerstag wieder etwas abbröckelte. Für Schub sorgte auch eine neue Analyse von Hauck & Aufhäuser. Die Analysten verwiesen auf die starken Drittquartalszahlen und halten den Ausblick für heuer für konservativ. Denn das vierte Quartal sei traditionell das stärkste im Jahr, und heuer komme mit der gerade laufenden Fußball-WM ein positiver Sonderfaktor hinzu. Auch wenn das Großevent in Katar sehr umstritten ist – die Wettleidenschaft wird dadurch nicht gemindert.
Viele Probleme im Nacken
Auf die Fußball-WM, das Kostenreduktionsprogramm, das den Spielraum für zusätzliches Marketing geben soll, und die Reorganisation des operativen Geschäfts setzt auch Unternehmenschef Marco Falchetto, der im Frühjahr das Ruder von Firmengründer Franz Ömer und Co-Vorstand Michael Quatember übernommen hat. Falchetto soll das Unternehmen wieder in die Gewinnzone führen, er rechnet nun im Gesamtjahr mit Bruttospieleinnahmen von 45 bis 50 Mio. Euro (bis Ende September lagen sie bei 39 Mio.). Das Ebitda soll bei minus zwei bis minus 4,5 Mio. Euro liegen – im ohnedies schwachen Vorjahr gab es noch ein Plus von 14 Mio. Euro. Der Nettoverlust sollte sich laut Schätzungen von 16,3 auf 5,8 Mio. verringern.
Das 1999 in Wels gegründete, nun in Düsseldorf beheimatete Unternehmen bekommt seit Langem die Folgen der Regulierung im Glücksspielgeschäft zu spüren. Es wird heftig diskutiert, ob Anbieter mit einer Lizenz eines europäischen Landes – meist der Steuerparadiese – auch in einem anderen Land ihre Produkte anbieten dürfen. Polen und die Schweiz haben bereits ihre Märkte für ausländische Anbieter abgeriegelt. In Deutschland wurde die Grauzone mit dem neuen Staatsvertrag behoben, Bet-athome hat eine Lizenz für Sportwetten erworben. In Österreich sind Sportwetten seit jeher legal. Anders ist die Situation bei Onlinespielen: Nach juristischen Auseinandersetzungen hat Betat-home das Onlinespielegeschäft in Österreich komplett eingestellt. Die maltesische Tochter wurde in die Insolvenz geschickt.
Das sagen die Experten
Die vie len Turbulenzen spiegelt der Kursverlauf gut wider: Vom Börsengang 2004 bis 2017 stieg das Papier auf ein All-time-High von 148 Euro, danach ging es im Zickzackkurs nach unten. Im April 2021 kostete die Aktie 47 Euro, um dann bis auf ein 52-Wochen-Tief bei 4,03 Euro Ende September zu sinken. Jetzt kostet die Aktie mehr als doppelt so viel, sie ist nach Ansicht der Analysten von Wa rburg, der Oddo Seydler Bank und von FMR nach wie vor unterbewertet. Die Experten raten zum Halten.