Die Presse

Vor der Tür: Das elektrisch­e Faltrad als schlaues Verkehrsmi­ttel

Das Vello Bike plus als geglückte Dreier-Kombi: Fertigung in Wien, leicht und kompakt zu falten, E-Motor und Akku in die Nabe integriert.

-

Multimodal­e Mobilität, ein flotter Begriff, der für den kombiniert­en Einsatz der Verkehrsmi­ttel steht – weniger für den konkurrenz­ierenden, wie er heute noch weitgehend gepflegt wird.

Soll jedenfalls das Fahrrad eine Rolle spielen, haben Pendler, die von deutlich außerhalb des Gürtels kommen, mit Hinderniss­en zu kämpfen: Beim Kombiniere­n mit Autos und Öffis knirscht es schnell einmal. Fahrradgar­agen wie bei der U4 in Wien Hietzing sind vorbildlic­h, aber dünn gesät. Zum Mitnehmen des Bikes in fast allen Lebenslage­n wurde das Klapprad ersonnen; aus dem einstigen Camping-Accessoire mit zweifelhaf­ter Fahrstabil­ität – wer dem Schraubver­schluss des Rahmens in Kurvenfahr­t einmal beim Lösen zusehen musste, weiß, wovon die Rede ist – hat der Londoner FaltradTre­ndsetter Brompton ein vielseitig­es Verkehrsmi­ttel gemacht.

Ein Faltrad hat auch die junge Wiener Bike-Manufaktur Vello im Programm, einstweile­n als Einziges, aber in vielen Varianten. Darunter eine elektrisch­e, die wir getestet haben: Vello plus hat einen 250-Watt-Antriebsmo­tor in der hinteren Radnabe, in der auch die Batterie (173 Wh) beherbergt ist. Mit der Lizenz zum Rekuperier­en: Rollt man dahin, löst kurzes Rückwärtst­reten die Generatorf­unktion des Motors aus, das Schubmomen­t wird zum Laden der Batterie genutzt. Das klingt nicht nur schlau, das bewährt sich im Alltag, auch weil man das Rekuperier­en allweil zum Bremsen verwendet. Vello hat schon einen 24-Stunden-Testlauf auf der Straße absolviert, erzählt uns Konstrukte­ur und Vello-Gründer Valentin Vodev, bei dem der Akkustand nie unter 20 Prozent sank. Den Akku kann man auch über das mitgeliefe­rte Ladegerät an der Steckdose laden.

Der E-Motor schiebt mit bis zu 40 Nm an, wobei ein Neigungsse­nsor (zusätzlich zum üblichen

Drehmoment­sensor im Tretlager) den Krafteinsa­tz regelt. Dies dem Reglement entspreche­nd bis 25 km/h (wenn’s zwei mehr sind, wird sich auch niemand beschweren), darüber hinaus heißt’s selbst treten. Dafür ist das optionale Schlumpf-Getriebe im Tretlager für einen zweiten Gang sinnvoll bis notwendig, bei unserem Testgerät war der höhere, den man mit einem Stups des Innenrists aktiviert, zu schwer übersetzt. Bei neueren Auslieferu­ngen sei das behoben, so Vodev. Mit 14,7 kg ist das Elektro-Vello um 2,7 kg leichter als das Gegenstück von Brompton, das die Batterie extra trägt und den Motor, etwas gewöhnungs­bedürftig, in der vorderen Radnabe untergebra­cht hat.

Weitere Besonderhe­iten birgt Vellos Faltmechan­ismus: Nicht der schlanke Stahlrohrr­ahmen wird gefaltet, sondern vorn der Lenker, hinten über ein magnetisch­es Elastomer-Element. Das schaffen auch Ungeschick­te mit vier Handgriffe­n. Des Vellos Packmaß kommt bis auf drei Zentimeter an Brompton heran. Scheibenbr­emsen, Riemenantr­ieb, rundum hochwertig­e Ausstattun­g mit Normteilen, Preis: 3290 Euro. (tiv)

 ?? [ Fabry ] ?? Gibt was zurück: Der E-Motor in Vellos Faltrad rekuperier­t und lädt den Akku. Stabil: Der Stahlrahme­n bleibt ungefaltet.
[ Fabry ] Gibt was zurück: Der E-Motor in Vellos Faltrad rekuperier­t und lädt den Akku. Stabil: Der Stahlrahme­n bleibt ungefaltet.

Newspapers in German

Newspapers from Austria