Kritik an Wipplinger als Kurator des Parlaments
Der Chef des Leopold-Museums arbeitet bei seinem Parlamentsprojekt mit seiner Lebensgefährtin zusammen. Warum nicht, meint er.
Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold-Museums, kommt zurzeit nicht aus den Schlagzeilen: erst mit dem Anschlag von Klima-Aktivisten auf das Klimt-Gemälde „Tod und Leben“und jetzt als Kurator der neuen, permanenten Kunstinterventionen im umgebauten Parlament (von Heimo Zobernig, Eva Schlegel, Constantin Luser etc.). Beauftragt wurde er mit dem Projekt von Nationalratspräsident Werner Sobotka. Als Projektleiterin holte sich Wipplinger die Kunsthistorikerin Susanne Längle mit an Bord. Die im „Standard“erhobene Kritik lautet jetzt: Freunderlwirtschaft. Denn Sobotka habe Wipplinger wohl in Niederösterreich kennengelernt, als Wipplinger dort Direktor der Kunsthalle Krems und Sobotka in der Landespolitik war. Und Längle sei Wipplingers Lebensgefährtin.
Stimmt beides, sagt Wipplinger zur „Presse“. Nur sei er deshalb noch kein Busenfreund von Sobotka. Und Längle sei deswegen nicht unqualifiziert. Von Beginn an sei ihre Involvierung kein Geheimnis gewesen, beide Namen stünden im Vertrag, man sei seit 14 Jahren ein Paar und habe schon mehrmals bei Kunst-am-Bau-Projekten miteinander gearbeitet. Längle sei dafür Spezialistin. Er suchte jemanden mit Expertise, dem er vertrauen und mit dem er außerhalb seiner Dienstzeit im Leopold-Museum daran arbeiten könne. „Finden Sie das einmal“, sagt Wipplinger. Die 40.000 Euro Honorar pro Jahr (bei einer zweijährigen Laufzeit) würden praktisch in zwei Hälften geteilt.
Die Funktion eines Parlamentskurators gibt es seit Beginn der Nullerjahre. Es war immer das Hausrecht des Nationalratspräsidenten, diesen auszusuchen – ohne Ausschreibung. Andreas Khol etwa wählte den damaligen Joanneum-Leiter Peter Pakesch, Barbara Prammer wählte Gerald Matt und Stella Rollig, danach Mumok-Direktorin Karola Kraus. Nach welchen parteilichen oder persönlichen Vorlieben dies jeweils geschah, ist schwer abzulesen. Jedenfalls waren es immer Direktoren honoriger Institutionen. Deren Aufgabe: kleinere Ausstellungen im Parlament zu organisieren. Vor Wipplinger war das der ebenfalls eindeutig in Niederösterreich aktive, rührige Leopold Kogler. Honorar gab es dafür 20.000 Euro im Jahr, weiß Wipplinger – denn er hatte diese Rolle 2014/15 schon einmal über.
Diesmal aber wollte er den Parlamentsumbau nutzen und etwas Bleibendes schaffen, was Sobotka guthieß. Projekt und Aufwand wurden dementsprechend größer, woraus sich das verdoppelte Honorar ergebe, sagt Wipplinger. Zwei vorgesehene Werke konnten übrigens wegen behördlicher Bedenken nicht verwirklicht werden: große Skulpturen von Erwin Wurm und Ioannis Avramidis vor dem Parlament. (alm)