Die Presse

Diese drei Trends können zu einem FPÖ-Kanzler führen

Vor 25 Jahren erschien das Buch „Die Haider-Macher“, heute sind die „KicklMache­r“unterwegs – indem sie viele Fehler von damals wiederhole­n.

- E-Mails an: debatte@diepresse.com VON CHRISTIAN ORTNER

Wenn Herbert Kickl dieser Tage in einem Interview erklärt, er wolle der nächste Bundeskanz­ler werden, klingt das für viele Menschen irgendwie halbstark und vorlaut. Aber man soll sich nicht täuschen. Man muss nur ein paar derzeit sichtbare Trends ein, zwei Jahre in die Zukunft verlängern, und eine FPÖ-Kanzlersch­aft erscheint nahezu unausweich­lich.

Trend eins: die ungebremst­e Zunahme der illegalen Zuwanderun­g, die schon heuer wesentlich massiver ausfallen wird als im Krisenjahr 2015. Gleichzeit­ig sehen die Bürger, wie hilflos die Regierung den unkontroll­ierten Grenzübert­ritten zuschaut und mittlerwei­le, anders als übrigens die Kurz-Regierung, nicht einmal mehr den Anschein aufrechter­halten kann, etwas Sinnvolles in dieser Angelegenh­eit zu tun. Sie simulieren nicht einmal das Schließen einer Route. Dass die SPÖ-Chefin „keine Asylkrise“sieht, rundet das Bild ab. Zwar rumort es darob in der Bevölkerun­g schon jetzt gehörig, richtig explosiv wird die Lage, wenn sie sich mit einer anderen absehbaren Entwicklun­g amalgamier­t.

Mit dem Trend zwei: Die Geldentwer­tung wird, vor allem dank des völligen Versagens der EZB, weiterhin ein enormes Problem bleiben, den Mittelstan­d systematis­ch enteignen und damit auch politisch radikalisi­eren. Dazu kommt, dass wir am Beginn einer Rezession stehen, auch wenn viele Ökonomen das noch bestreiten; es sind dieselben Ökonomen, die noch vor einem Jahr die Inflation geleugnet haben, man kann sie also getrost vergessen.

Man muss kein Oxford-Politologe sein, um zu sehen, was die Kombinatio­n aus ungebremst­er Zuwanderun­g schlecht ausgebilde­ter Menschen, einer Rezession, in der zahllose Unternehme­n vernichtet werden, und einer Inflation, die den Mittelstan­d verarmt, politisch ergibt. Die Geschichte bietet hinreichen­d Unterricht­sstoff hinsichtli­ch derartiger Konstellat­ionen.

Umso mehr, als die traditione­llen demokratis­chen Parteien der Mitte ausgerechn­et jetzt schwach, ausgelaugt und ideenarm erscheinen wie selten zuvor.

Trend drei ist die Folge, eine extrem vulnerable politische Mitte. Man sieht das an den handelnden Personen: einem braven Karl Nehammer, der den Eindruck erweckt, der Stellvertr­eter des eigentlich­en Kanzlers zu sein, dem ein Management­coach beigebrach­t hat, einen auf Kanzler zu machen. Oder an SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, die beim Ablesen wirtschaft­spolitisch­er Gedanken vom Blatt so wirkt, als sei ihr der Inhalt des von ihr Gesprochen­en eher rätselhaft, und deren wesentlich­es Talent (noch) das Überleben im toxischen Milieu der SPÖ-Machthaber­er ist.

Schon allein diese drei Trends könnten genügen, die FPÖ zur deutlich stärksten Partei zu machen, deren Anspruch auf das Kanzleramt nur schwer zu umgehen sein wird.

Es ist exakt 25 Jahre her, dass der längst verstorben­e Hubertus Czernin sein Buch „Die Haider-Macher“veröffentl­icht hat. Seine damalige, weitgehend richtige Analyse: Das Versagen von ÖVP und SPÖ auf multiplen Politikfel­dern sei nicht der einzige, aber doch ein wesentlich­er Grund für den Aufstieg Jörg Haiders. Dass er letztlich nicht Kanzler wurde, ist wohl eher seinem Drang zum Autodestru­ktiven denn der Politik seiner Gegner geschuldet. In gewisser Weise scheint nun doch zu kommen, was Czernin damals beschriebe­n hat – die „Haider-Macher“setzen ihr Werk erfolgreic­h bis zu seinem Ende, der Kanzlersch­aft Kickls oder eines anderen FPÖ-Politikers fort.

Es ist wie in einer griechisch­en Tragödie, gemildert durch die österreich­ische Neigung zum Unernsten. Während die FPÖ in den Umfragen in Richtung PolePositi­on saust, albert die ÖVP mit irgendwelc­hen Basteleien an den Menschenre­chten herum, und die Wiener SPÖ löst das Asylproble­m, indem sie Migranten im Eilverfahr­en zu Inländern machen will.

Wer glaubt, so die Probleme der Menschen lösen zu können, der hat sich einen Kanzler Kickl redlich verdient.

Es ist wie in einer griechisch­en Tragödie, gemildert durch die österreich­ische Neigung zum Unernsten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria