Die Presse

Adventmärk­te: „Die Stimmung ist irrsinnig gut“

Die Wiener Weihnachts­märkte sind zum Beginn der Saison trotz Inflation überrasche­nd gut besucht.

- VON MIRJAM MARITS

Wer die Menschenma­ssen am vergangene­n Wochenende vor dem Rathaus oder dem Schloss Schönbrunn beobachtet hat (oder selbst Teil davon war), wird es vermutet haben: Die Lust, einen der Wiener Weihnachts­märkte zu besuchen, scheint – Inflation hin oder her – in Wien groß zu sein.

Auch wenn das Geschäft traditione­ll erst mit dem ersten Adventwoch­enende (also diesem) richtig an Fahrt gewinnt und die Wochen davor eher als ruhigerer Start mit überschaub­aren Umsätzen gelten, sind die meisten Wiener Weihnachts­märkte mit der Besucherfr­equenz zum Auftakt der Saison durchaus sehr zufrieden.

„Das erste Wochenende war extrem gut besucht“, sagt etwa Gabriela Schmidle, die seit vielen Jahren den Kultur- und Weihnachts­markt vor dem Schloss Schönbrunn organisier­t. Auch von den anderen Weihnachts­märkten – Schmidle ist Sprecherin der Branche – seien die Rückmeldun­gen ähnlich gut, „alle sind zufrieden. Man hat den Eindruck dass alle glücklich sind, dass die Märkte endlich wieder unter normalen Umständen offen haben können.“Denn 2020 war pandemiebe­dingt

gar kein Betrieb möglich, im vergangene­n Jahr war die Saison ob des Lockdowns verkürzt – und dann mit 2-G-Kontrollen verbunden.

Keine Punschprei­s-Debatte

Es gibt also durchaus so etwas wie einen Nachholbed­arf, „man hat das Gefühl, die Menschen sind froh, dass sie raus und einander ohne Masken treffen können“, sagt auch Karl Lind, Veranstalt­er des Weihnachts­markts am Spittelber­g. „Die Stimmung ist irrsinnig gut.“

Ob die Menschen angesichts der Inflation weniger Punsch trinken oder bei den Kunsthandw­erkständen zurückhalt­ender sind, könne man jetzt noch nicht sagen. „Die Leute sind interessie­rt, sie gehen herum. Ob sie dann auch wirklich kaufen, das hoffen wir.“

Die Kunsthandw­erkstände am Spittelber­g hätten ihre Preise jedenfalls nicht erhöht, beim Punsch haben die Gastronome­n am Spittelber­g nur 20 Cent aufgeschla­gen, auch das Pfand ist mit zwei Euro günstig geblieben.

Für Markus Ornig, der seit zehn Jahren seine Gourmetpun­schstände betreibt, auf denen er Punsch nach Rezepten von Haubenköch­en (wie den Obauer-Brüdern) ausschenkt, ist die Bilanz ein wenig durchwachs­ener. Beim Weihnachts­markt auf dem Stephanspl­atz läuft es bisher „extrem gut, wir sind fast auf dem Niveau von vor Corona“, sagt er. Auf dem Maria-Theresien-Platz wiederum liege man derzeit erst bei 50 Prozent im Vergleich zu früheren Jahren, es fehlen vor allem die Bustourist­en, die oft genau hier aus den

Bussen aussteigen und auf den Markt zwischen Kunst- und Naturhisto­rischem Museum strömen, „diese Tagestouri­sten sind einfach noch nicht da“. Ornigs Eindruck ist zudem, dass die Menschen schon etwas verhaltene­r konsumiere­n: „Die Runden, die Stunden hier verbringen und fünf oder sechs Punsch trinken, sind bis jetzt noch nicht aufgetauch­t.“Ornig hat seinen Punsch um 50 Cent erhöht (auf 5,50 Euro). „Weil wir sehr edle Zutaten haben, hätten wir de facto auf über sechs Euro gehen müssen, aber das können wir den Menschen nicht zumuten.“

Beschwerde­n über die gestiegene­n Preise für den Punsch habe es bisher aber „überrasche­nderweise“nicht gegeben, sagt Ornig. Auch auf den anderen Märkten scheint das Thema Punschprei­se nicht so ein großes zu sein wie vermutet. „Die Menschen wissen seit Monaten, dass alles teurer wird und dass wir die Preise weitergebe­n müssen“, sagt Schmidle vom Schönbrunn­er Weihnachts­markt.

Positives Feedback vernimmt man auch beim Christkind­lmarkt vor dem Rathaus, der erstmals von Stadt Wien Marketing betrieben wird. Weshalb man auch keine Vergleichs­zahlen zu früher habe, „aber wir sind wirklich happy, wie es angelaufen ist“, sagt ein Sprecher. Das erste Wochenende sei sehr gut besucht, auch abends unter der Woche sei trotz Regens recht viel los gewesen.

Tagsüber zwar weniger, aber damit habe man gerechnet, heißt es vom Label Sophie Soufflé, das historisch­e Briefmarke­n zu (Ketten-)Anhängern verarbeite­t und neben dem Rathauspla­tz auch auf den Märkten am Hof und am Spittelber­g vertreten ist. Das sei am Anfang der Saison immer so. Man stehe erst am Beginn des Weihnachts­geschäfts, und dafür laufe es „eigentlich sehr okay, das Wochenende war richtig gut“.

 ?? [ AFP/Joe Klamar] ?? Der Weihnachts­markt in Schönbrunn – im Bild der dortige Schneekuge­lstand – war zum Auftakt „extrem gut besucht“.
[ AFP/Joe Klamar] Der Weihnachts­markt in Schönbrunn – im Bild der dortige Schneekuge­lstand – war zum Auftakt „extrem gut besucht“.

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