„Kunden fahren Autos länger“
Škoda-Österreich-Chef Max Egger über den Rückstau bei den Autobestellungen, den Imagewandel von Škoda, den Preis von Pkw und seine Liebe zum Yeti.
Ein Š koda-Händler hat mir gesagt, dass ich bis 2024 warten muss, wenn ich mir jetzt den vollelektrischen Enyaq bestelle. Ist der . . .
Die Presse:
Max Egger: . . . das stimmt nicht ganz. Es besteht weiterhin hohe Nachfrage, aber es hängt sehr von der Konfiguration ab, er kann auch schon 2023 geliefert werden.
Aber ist der Skoda-Käufer ˇ so treu, dass er so lange auf ein neues Auto wartet?
Ja, schon. Wir haben weiterhin hohe Auftragseingänge. Die Rückgänge, die man bei den Auslieferungen sieht, spiegeln die aktuelle Lieferproblematik wider. Wir können einfach nicht genug Autos bauen, daher die langen Lieferzeiten. Das Problem ist oftmals auch die Lieferung selbst: Den Speditionen fehlen die Fahrer. Früher hat es eine Woche gedauert, ein Auto vom Werk zum Kunden zu bringen. Jetzt dauert es teilweise fast einen Monat.
Wie hoch ist der Rückstand bei den Bestellungen?
Wir nennen keine konkreten Zahlen, aber es geht in Richtung Jahreslieferung. Die großen Firmenkunden planen ihren Fuhrpark weit voraus, da sind wir aktuell im Jahr 2024.
Aktuell wäre die Nachfrage da, aber man kann nicht genug Autos liefern. Experten meinen, dass es demnächst aufgrund der Teuerung Zurückhaltung bei den Käufern geben wird, dass also aus dem Lieferdemnächst ein Nachfrageproblem wird.
Aufgrund der hohen Auftragsbestände wird dieses Thema, so es kommt, sich erst gegen Ende 2023 bemerkbar machen. Derzeit verlängern viele Kunden ihre Haltedauer, sie fahren das Auto ein, zwei Jahre länger als
früher. Die Frage ist, ob die Kunden selbst nach Ende der Lieferschwierigkeiten neue Autos kaufen oder ob sie die Haltedauer noch weiter verlängern. Bei Firmenkunden glaube ich das nicht, bei Privatkunden ist das möglich.
Kann man dann wieder über den Autopreis verhandeln?
Derzeit muss man ja darüber verhandeln, dass man überhaupt ein Auto bekommt. Verhandeln kann man über den Preis derzeit auch, man bekommt eben weniger Nachlass, weil die Nachfrage so groß ist. Es geht ganz simpel um Angebot und Nachfrage. Wenn die Produktion wieder normal läuft, wird es auch auf dem Preissektor Bewegung geben.
Aber die Zeit der billigen Autos scheint vorbei zu sein. Der billigste Š koda, ein Fabia, kostet aktuell ab 17.000 Euro.
Das stimmt, das ist ein großes Thema und wird auch bei vielen Herstellern ein Thema werden. Die Autos sind insgesamt teurer geworden, auch wegen der gesetzlichen Vorgaben, die viele Assistenzsysteme und eine strenge Abgasreinigung fordern. Wir werden im Volkswagenkonzern 2025 ein Einstiegselektroauto um die 25.000 Euro einführen. Wir müssen aber auch wieder hin zu einem Einstiegsangebot um die 20.000 Euro. Das ist für viele auch keine Okkasion, aber man bekommt hier ausstattungsseitig viel geboten. Unser Škoda Fabia zum Beispiel ist nicht das günstigste Einstiegsmodell, aber ein bereits sehr gut ausgestattetes Modell mit einem tollen Preis-Wert-Verhältnis.
Škoda hat zum Start in Österreich 1992 damit geworben, die Neuwagenalternative zum Gebrauchtauto zu sein. Vom Billigimage ist man jetzt weit weg.
Wir haben uns damals absolut auf den Preis fokussiert. Das hat sich durch neue Modelle rasch geändert, und spätestens 1996 ging es mit dem Octavia um das Preiswerte und um die Qualität. Es gab beim Octavia keine Kinderkrankheiten, er hatte sehr viele Features, die nur hochpreisige Modelle hatten. Damals wurden wir die Qualitätsmarke mit Mehrwert.
Die Modelle sind ja teilweise so gut, dass der Kunde eher zum günstigeren Fabia oder Octavia greift als zu den fast baugleichen Modellen der Schwesternmarke VW. Macht man nicht dem falschen Unternehmen Konkurrenz?
Der Konzern versteht es sehr gut und bedeutend besser als in der Vergangenheit, mit den unterschiedlichen Modellen unterschiedliche Käuferschichten anzusprechen, auch wenn diese Modelle das gleiche Segment bedienen. Jede Marke hat ihr klares Profil. Natürlich gibt es teilweise Überschneidungen, aber man nimmt den Mitbewerbern deutlich mehr Marktanteile weg als Schwesternmarken.
Skoda ˇ hat vor einigen Monaten seine Vorstellungen für die Zukunft präsentiert, dazu gehört der Siebensitzer Vision 7S. Mit dem Auto scheint man noch einmal einen deutlichen Schritt nach oben zu machen, schon in Richtung Audi.
Der Vision 7S liegt noch weit in der Zukunft. Aber er zeigt deutlich, dass wir den ŠkodaWerten treu bleiben: viel Raum und Platz im Auto sowie gutes Design, das modern, aber nicht modisch ist. Es geht auch um exzellente Qualität, aber Premium kommt in unserem Konzept nicht vor.
Das ist ja insgesamt ein interessanter Wechsel. Früher war es ja fast peinlich, einen Škoda zu fahren, heute fährt auch der Firmenchef einen. Wie ist man das Billigimage losgeworden?
Škoda hatte 1992, als wir in Österreich angefangen haben, ganz schlechte Imagewerte. Also haben wir uns anfangs auch ein wenig über uns selbst lustig gemacht, damit haben wir Kritikern viel Wind aus den Segeln genommen. Das hat uns auch sympathisch gemacht. Wir hatten am Anfang eine sehr hohe Akademikerquote bei den Käufern, zwischen 20 und 30 Prozent. Die Qualität und das Angebot haben gestimmt. Wir waren unter den Ersten mit einem serienmäßigen ABS und einer serienmäßigen Klimaanlage. Das alles hat uns sehr geholfen. Und natürlich unser Händlernetz – das ist vielleicht nicht so groß wie bei anderen Herstellern, aber es sind State-of-the-Art-Betriebe und die Mitarbeiter mit ganzem Herzen dabei.
Es gab in den 30 Jahren, in denen Sie Škoda-Chef in Österreich sind, einige interessante Modelle – den Roomster etwa, ein nicht gerade schöner, aber sehr geräumiger Pkw, oder den Yeti.
Ja, den Roomster hat man entweder geliebt oder gehasst. Er hat bis heute ganz hartnäckige Fans. Der Yeti ist uns mehr oder weniger passiert. Er war nur als Prototyp für Automessen gedacht. Aber er ist bei den Kunden so gut angekommen, dass die Ingenieure versuchen mussten, das Auto auf einer bestehenden Plattform zu bauen. Das war eine ziemliche Herausforderung, aber er war in Österreich extrem erfolgreich.
Eigentlich schade um den Yeti.
Ja, er hat sich gefahren wie ein Gokart, ich war auch ein Fan von ihm. Aber er hat zuletzt einfach technologisch und designtechnisch nicht mehr in die Produktpalette gepasst.