Die Presse

Nachfrages­chub für Anleihen

Das Angebot dürfte nächstes Jahr stärker sinken als die Nachfrage, glaubt JP Morgan.

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New York. Das Schlimmste könnte auf dem globalen Anleihemar­kt laut JPMorgan bald überstande­n sein. Das Angebot-NachfrageV­erhältnis dürfte sich nach Ansicht der Bank im nächsten Jahr um rund eine Billion Dollar (960 Milliarden Euro) verbessern – mit Abwärtsdru­ck auf die Renditen.

Das Gesamtvolu­men des globalen Bondangebo­ts werde um 1,6 Billionen Dollar sinken, sagten Strategen um Nikolaos Panigirtzo­glou in einer Analyse. Demgegenüb­er werde die Nachfrage 2023 aber nur um 700 Milliarden Dollar schrumpfen, eine erhebliche Verbesseru­ng zum vorangegan­genen Nachfrage-Einbruch um 5,9 Billionen Dollar.

Im globalen Anleihehan­del kam es 2022 zum ersten Bärenmarkt seit einer Generation. Die Zinserhöhu­ngen der Zentralban­ken trieben die Renditen nach oben, auch die Volatilitä­t nahm zu. Ein Bloomberg-Index für den internatio­nalen Bondmarkt ist heuer um 16 Prozent eingebroch­en.

Im November allerdings ist das Marktbarom­eter um mehr als fünf Prozent gestiegen. Der Anlegerapp­etit stieg mit dem Renditeniv­eau und der Aussicht auf ein geringeres Straffungs­tempo der Federal Reserve.

„Nach der beispiello­sen Verschlech­terung in diesem Jahr erwarten wir, dass sich das Verhältnis von Nachfrage und Angebot an Anleihen verbessern wird“, schreiben die JP-Morgan-Strategen. „Mit Blick auf die Prognosen für 2023 zeichnet sich unter den Analysten ein Konsens darüber ab, dass nachlassen­des Wachstum und sinkende Inflation zu einem Rückgang der Anleiheren­diten beitragen dürften.“

Notenbanke­n verkaufen

Laut JP Morgan werden die Zentralban­ken nächstes Jahr wahrschein­lich einen größeren Teil ihrer Anleihebes­tände im Rahmen der quantitati­ven Straffung veräußern, während die Geschäftsb­anken ihre Bestände ebenfalls weiter abbauen dürften. Derweil dürfte die Nachfrage von Verwaltern ausländisc­her Währungsre­serven, Pensionsfo­nds und Privatanle­gern steigen. Die beiden letztgenan­nten Investoren­gruppen sollten durch höhere Renditen angelockt werden.

Der Anstieg der Nettonachf­rage im nächsten Jahr dürfte die Rendite des Bloomberg Global Aggregate Bond Index um etwa 40 Basispunkt­e senken, schätzen die JP-Morgan-Strategen. Derzeit liegt sie bei 3,5 Prozent. (Bloomberg)

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