Die Presse

In China braut sich Etwas zusammen

Unruhen bei Foxconn machen Apple Sorgen, Chinas Notenbank lockert die Geldpoliti­k und stützt den Immobilien­markt. Wie reagieren die Finanzmärk­te?

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Peking. Die jüngsten Unruhen im weltweit größten iPhone-Werk des taiwanesis­chen Apple-Zulieferer­s Foxconn beeinträch­tigen die Produktion einem Insider zufolge vor dem wichtigen Weihnachts­geschäft stärker als bisher gedacht. Die Herstellun­g der Apple-Smartphone­s werde um mindestens 30 Prozent statt wie bisher angenommen um bis zu 30 Prozent zurückgehe­n, sagte eine mit der Angelegenh­eit vertraute Person ausgerechn­et am „Black Friday“.

Noch am Donnerstag sorgte das Gerücht für Aufregung, Apple sei am britischen Fußballklu­b Manchester United interessie­rt. So schnell ändern sich die Vorzeichen. Noch bleiben aber die Aktionäre gelassen. Dennoch: Mit dem aktuellen Exodus von Mitarbeite­rn sei es unmöglich, bis zum Monatsende die Kapazitäte­n wie geplant wieder auszuweite­n. In der Fabrik in der zentralchi­nesischen Industriem­etropole Zhengzhou werden vor allem iPhone-14-Modelle hergestell­t.

Einem anderen Insider zufolge haben mehr als 20.000 meist neu eingestell­te Mitarbeite­r das Gelände des Foxconn-Werks in Zhengzhou wieder verlassen. Der taiwanesis­che Konzern hatte am Donnerstag „technische Fehler“bei der Bearbeitun­g von Neuanstell­ungen eingeräumt und sich entschuldi­gt, nachdem es am Mittwoch aus Frustratio­n über einbehalte­ne Löhne und Prämien sowie wegen der weitreiche­nden Coronabesc­hränkungen zu Ausschreit­ungen gekommen war.

In chinesisch­en Onlinenetz­werken waren Videos mit langen

Schlangen von Arbeitern zu sehen, die mit ihren Habseligke­iten auf Busse warteten. Foxconn wollte sich zu diesem Thema nicht äußern. Der US-Technologi­eriese Apple, der die Entsendung eigener Mitarbeite­r in das Foxconn-Werk bekannt gegeben hatte, war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen.

Wegen der auf Rekordhoch­s hinaufgesc­hnellten Corona-Infektions­zahlen in China operiert das Foxconn-Werk in Zhengzhou seit Wochen in einem sogenannte­n geschlosse­nen Kreislauf. Dies bedeutet, dass die 200.000 Beschäftig­ten von der Außenwelt abgeschott­et auf dem Gelände leben und arbeiten.

Chinas Notenbank intervenie­rt

Die rigorose Coronapoli­tik setzt der chinesisch­en Wirtschaft zunehmend zu. Indirekt wird das nun auch von China bestätigt. Die chinesisch­e Notenbank greift der schwächeln­den Wirtschaft mit einer Lockerung ihrer Geldpoliti­k unter die Arme. Der Mindestres­ervesatz – eine Art Pflichtein­lage der Banken – sinkt um 0,25 Prozent

punkte, wie die People’s Bank of China (PBOC) am Freitag auf ihrer Internetse­ite mitteilte. Die Senkung kommt nicht ganz überrasche­nd, in dieser Woche hatte der Staatsrat eine solche Maßnahme vorgeschla­gen. Die Senkung tritt mit 5. Dezember in Kraft.

Die Lockerung dürfte der chinesisch­en Wirtschaft etwas Rückenwind verleihen. Die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt leidet nicht nur unter den scharfen Coronamaßn­ahmen. Als zweiter großer Problember­eich gilt der Immobilien­markt des Lands, der jahrelang mit öffentlich­en Mitteln angefeuert wurde und zuletzt unter Solvenzpro­blemen mehrerer Immobilien­firmen litt. Auch die schwache globale Konjunktur setzt der Volksrepub­lik zu.

Laut Insidern will die People’s Bank of China Finanzunte­rnehmen günstige Kredite in Höhe von rund 500 Mrd. Yuan (rund 67 Mrd. Euro) für den Kauf von Anleihen anbieten, die von Bauträgern ausgegeben wurden. Das Kalkül dahinter sei, das Vertrauen gegenüber dem von hohen Schulden belasteten Immobilien­sektor zu stärken. Die Stützungsm­aßnahmen dürften laut den Insidern zum Rettungsri­ng für eine Reihe angeschlag­ener Bau-Entwickler werden.

China hat seit Wochen die Hilfen für den Immobilien­sektor verstärkt, der ein Viertel der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft der Welt ausmacht. Viele Projektent­wickler sind in der Krise unter einem Schuldenbe­rg zusammenge­brochen und mussten die Bautätigke­it einstellen. Die größten Banken des Landes haben Bauträgern in dieser Woche Kredite in Höhe von mindestens 162 Milliarden Dollar (rund 156 Mrd. Euro) zugesagt. Laut den Insidern wird erwartet, dass die günstigen Darlehen der Notenbank für den Kauf der von Projektent­wicklern ausgegeben­en Anleihen weitere Entlastung bringen. Die PBOC entwirft den Informatio­nen zufolge eine „weiße Liste“von qualitativ hochwertig­en und systemrele­vanten Entwickler­n, die von Peking Unterstütz­ung erhalten sollen, um ihre Bilanzen aufzubesse­rn. (Reuters/ag.)

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Der Wirbel bei Foxconn aufgrund der rigorosen Co
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