Streamingtipps. Die Tochter der Addams-Family rebelliert und wird von den verzweifelten Eltern in ein Internat voller Werwölfe, Hexen und Vampire gesteckt: Die neue Serie von Tim Burton – und vier seiner besten Filme. Wednesday
Spuk und Teenie-Wirren, 2022
Natürlich gibt es einen Ball. Gehört dazu, bei einer US-Serie über Teenager, auch wenn diese Teenager nächtens den Mond anheulen, Visionen haben oder sich bei Bedarf in Monster verwandeln können. Die Drinks sind fancy, die Musik ist hip, aber nicht zu sehr, die Direktorin der Nevermore Academy überwacht wohlwollend und angemessen streng das Geschehen und die Dramen im Vorfeld sind natürlich noch nicht vergessen: Werwölfin Enid ist sauer auf Ajax, weil er sie versetzt hat, und ist
deshalb mit einem Normalo hier, der aber Böses im Schilde führt. Xavier hat wieder mit seiner Ex angebandelt, liebt aber in Wirklichkeit Wednesday, die heftig rebellierende Tochter der Addams Family. Die eigentlich gar nicht auf den Ball gehen wollte, aber nun doch auftaucht, und zwar mit ihrem zweiten Love Interest Tyler und in einem umwerfenden Kleid, das ihr das eiskalte Händchen noch schnell besorgt hat (ja, das Händchen durfte mit ins Internat). Und siehe da, Wednesday tanzt, und sie tanzt irr und wirr und eckig und lustig, legt gar den Kopf so schief, als baumle sie am Galgen, und das ist das beste an dieser Folge.
„Wednesday“von Tim Burton ist im Wesentlichen eine gut komponierte High-School-Serie samt den üblichen Liebeswirren und Identitätsproblemen – auf spooky gebürstet: Mit der Vorlage, der Addams-Family, hat das nicht mehr viel zu tun, außer dass Wednesday (Jenna Ortega) ausschaut, wie Wednesday nun einmal ausschaut, düster und mit schwarzen Zöpfen, und dass Catherine Zeta-Jones als Morticia stark an Anjelica Huston in dieser Rolle erinnert, allerdings mit Weichzeichner. Manchem mag die bizarre Komik fehlen. Andere könnten sich daran stoßen, dass die Moral von der Geschichte – einzelgängerischer Null-BockTeenie lernt den Wert von Freundschaft und Zusammenhalt kennen – doch ein bisschen dick aufgetragen ist. Und f ür Tim-Burton-Fans ist „Wednesday“wohl zu wenig durchgestylt.
Die Story jedenfalls gewinnt rasch an Schwung, immerhin gilt es, ein altes Geheimnis zu lüften und auf dem Weg dorthin so manches Rätsel zu lösen, und während Wednesday von Visionen geplagt wird und sich in die Historie der nahe gelegenen Stadt vertie ft, ble ibt sie und bleiben auch wir Zuseher stets im Unklaren, wer Feind ist und wer Freund. Ist Mitschülerin Bianca wirklich so eine Bitch? Und die Lehrerin mit den großen Brillen, dem naiven Lächeln und der Vorliebe für fleischfressende Pflanzen: Ist ihr zu trauen? Unser Tipp nach Folge vier: Halte dich an die Werwölfin. (best)