Oh, so big! Sightseeing in Bangkok mit den Öffis
Die Megametropole mit anderen Augen sehen, indem man sie mit Bus, Metro oder Skytrain durchkreuzt. Nicht auf jede Route verirren sich Massen an Touristen.
Wie, ihr habt eine Metro?“Die war unseren Freunden während ihrer Tage in Bangkok gar nicht aufgefallen. „Bei dem ganzen Wasser in der Stadt, all den Kanälen, dem großen Fluss, dem Monsun“hätten sie die nie erwartet. Doch die Metro-Frage passt. Im Gegensatz zur Hochbahn Skytrain fährt sie unauffällig im Untergrund, und Öffis haben Bangkok-Besucher ohnehin nicht so auf dem Radar. Bis 1999 waren sie und bis vor einigen Jahren galten sie als kaum existent. Mittlerweile werden sie zügig ausgebaut: Metro, Skytrain, Züge, Busse, Fähren – mit ihnen kann man die Stadt erleben, authentisch unter Thais. Und Bangkoks Öffis sind selbst ein Erlebnis.
Dass man die Schrift nicht lesen, die Sprache nicht verstehen kann – der Kitzel gehört dazu. Infos und Durchsagen gibt es aber auch in Englisch, nicht nur in der Metro und dem Skytrain. Für das Sightseeing der Mega-City von neun Millionen Menschen und sechs Millionen drumherum sind Öffis eine gute, preiswerte Wahl.
Saphan Taksin, Himmelszug zum Strom des Lebens
Die Hochbahn Bangkoks ist bekannt als Skytrain und BTS, bei Thais als „rot fai faa“. Am Hochbahnhof Saphan Taksin kommen alle zusammen: Fluss, Straßen und die Trasse des Skytrain. Hier liegt der wichtigste Pier Central/Sathorn, wo der Strom der Menschen frühmorgens vom Fluss in die Stadt flutet und abends hinaus.
Die Rolltreppe Exit 1 hinunter oder die Stufen Exit 2, und da ist man am Chao Phraya, Thailands Lebensader. Dem Fluss verdankt das Königreich alles: Wasser, Fruchtbarkeit, Reis, Fisch, den Reiseund Handelsweg, mit dem es sich über das Meer der Welt geöffnet hat. Und diese Szenerie!
Schlammbraun wälzt sich der Chao Phraya unter den Wolkenkratzern durch das Häusermeer. Alles auf ihm ist in Bewegung – Schiffszüge mit klobigen Lastschiffen, Hotelshuttles, Fähren, Wassertaxis, gelbe Müllboote, röhrende Longtail-Boote und private Jachten. Von hier geht es durch die Khlongs, die historischen Kanäle, gleiten Linienschiffe flussauf, flussab, durch Alt und Neu, ein Patchwork voller Kontraste, von Mythen, Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Jeder Pier ist Tor in eine andere Welt.
Am ersten Pier – Oriental – geht’s auf den Spuren des alten Europa zu Hotels und Botschaften, einstigen Banken und Handelsmissionen. Mit dem Schiff weiter an den Hotelklassikern Oriental und Pensinsula vorbei sind die Mall Iconsiam, ein Spektakel aus Design, Architektur, Kunst – und gegenüber River City (Si-PhrayaPier) mit der Galerie Tang Contemporary Art, mit Art Events und Auktionen ein Trip in die asiatische Moderne.
Unter dem Banyan Tree Tower in spacigem Design rauschen wir dahin, an Tempeln, Pagoden, Kirchen und Moscheen vorbei. Hier stehen Villen, umwachsen von fettem Grün, Restaurants, Kontore. Darunter Verfallendes und Brücken. Ratchawong Pier ist die Pforte
zur rastlosen Chinatown. Und bei Yodpiman Pier ins pralle Leben im Blumen- und Gemüsemarkt Pak Khlong Talaad zu schlüpfen, wird man so schnell auch nicht vergessen.
Nächst Tha Tien Pier hat die Tempelanlage Wat Pho mit dem liegenden Goldenen Buddha ihren Platz im Herzen der Thais. Eine Fähre führt hinüber zu Wat Arun, dem Tempel der Morgenröte, am anderen Ufer. Wie die Botschaft einer anderen Welt erhebt sich der Tempel mit Stupa und Türmen, ummantelt von Hunderttausenden Porzellanscherben, Muscheln und Skulpturen. Weiter auf dem Fluss öffnet sich – nach dem Tha Chang und Maharaj Pier für den Königspalast – bei Phra Artit die Tür zu den Mythen der Hippierouten durch Asien in der bekannten Khao San Road.
Saphan Taksin, Buslinie 1 von Märkten zum Heiligsten
Auf der anderen Seite des Hochbahnhofs Saphan Taksin führen Exit 3 und 4 hinunter zur Straße Charoen Krung. Hektisch schlägt ihr Puls, mittendurch surft die Buslinie 1. Eine Fußminute rechts liegt der Stopp Wat Yannawa, nach links, vier bunte Minuten an Garküchen und Marktständen vorbei, der andere: Robinson Bangrak. Google Maps hilft beim Weg, „1“steht auf der Bus-Stirn.
Buslinien gibt es Hunderte, aber keine wie diese. Sie klappert die Charoen Krung ab, hinauf und hinunter, 25 Stopps, neun Kilometer, 1862 war diese die erste moderne Straße in Bangkok. Vierzig Minuten dauert es laut Fahrplan, und oft länger, von einer Biegung des Chao Phraya im Süden hinein in die herrschaftliche Mitte.
Ein alter Bus im farbigen Blechkleid mit geöffneten Fenstern ist die erste Wahl, solang man sie noch hat, denn die Busflotte wird modernisiert. Mopeds und TukTuks knattern in Armlänge vorbei, aus Garküchen wabern Dunstwolken herauf, dazu die Wärme, mancher Fahrgast nickt nun ein, Köpfe rutschen auf Armbeugen in Fensterrahmen.
Verblichene Shophouses im Dekor der Kolonialzeit, die es hier nie gab, begleiten die Route, unten der Laden, darüber wohnt(e) man. Schummrige Krimskramsläden mit Vitrinen voller wundersamer Arznei, Schneider, Juweliere, Antiquitäten und Edelsteine gehören zum alteingesessenen Business, Kunst, trendige Restaurants und Cafés zum neuen. Schwer entwirrbare Kabelstränge hängen davor, 50 Strippen oder sind es hundert, malen das Bild eines Bangkok, wie es war. Immer mehr dieser Leitungsdschungel werden nun gerodet und die Kabel unter die Erde
verlegt – eine Ikone der Stadtsymbolik gelöscht. Bangkok möchte endlich aussehen wie andere Metropolen auch. Hoffentlich tritt das nie ein.
Noch immer kein anderer Tourist an Bord, rattert der 1er nun unter Fassaden voller chinesischer Schriftzeichen durch den tosenden Betrieb von Chinatown. Wer schon einmal hineinschnuppern möchte, steigt am Yaowarat Old Market aus und landet in einer anderen Milchstraße: in exotischen Düften zwischen Garküchen, Frucht- und
Granatapfelständen, wo aus den Obstpressen blutrot der Saft fließt, zwischen Gold- und Jadeläden und winzigen Plastikhockern, auf denen Männer im Sitzen schlafen, ohne umzufallen.
Für den Gang durch die enge Sampheng-Markt-Gasse ist man besser flink und gelenkig. Man teilt sie mit überquellenden Waren, zahllosen Fußgängern, vollgepackten Sackkarren und Mopedfahrern mit aufgetürmtem Transportgut.
Vier Stopps weiter ist für uns am Wat Pho Endstation. Nach zehn Minuten zu Fuß wird es am Königspalast und dem Heiligsten, dem Wat Phra Kaeo (Tempel des Smaragd-Buddha), hehr und göttlich. Acht Baht kostet der Spaß im Bus, 22 Cent, Tickets gibt’s an Bord.
Metro MRT: Zwecks Shoppens, Joggens, Nightlife
Die blitzsaubere, unterkühlte Metro, bekannt auch als MRT, führt als Blue Line mit 38 Bahnhöfen durch die Stadt sowie mit 16 Stationen als Purple Line mehr am Rand nach außerhalb. Wie im Skytrain kommt man gut voran und sieht bei den Thais, wie man sich in den Öffis benimmt: Man sitzt mit angewinkelten Beinen, telefoniert nur ganz leise und bietet den eigenen Sitzplatz Bedürftigen an.
Über der MRT-Station Si Lom kann man in der BTS-Station Sala
Daeng in den Skytrain wechseln. Nebenan joggt man durch das Grün und Frangipani-Düfte von Bangkoks Central Park Lumphini. Man schaut Waranen auf Futtersuche zu, probiert Streetfood an der Ecke der Straße Convent und könnte ins Nightlife entschwirren – zum Redlight und Nachtmarkt von Patpong und zur Gay- und DragSzene in Silom Soi 2 und 4.
Oder man fährt in der Metro einfach weiter – zu drei auffällig gestylten Stationen von Chinatown und der Altstadt Rattanakosin: Wat Mangkon ist umgeben von Schreinen und turbulenten Marktgassen wie etwa Itsara Nuphap, Sam Yot mit Ansichten des alten Bangkok in einem Cluster aus Kolonialstilbauten und Sanam Chai. Hier zeigt sich Siam wie im Kino.
Von Si Lom ist die Metro schnell in Sukhumvit. Hier steigt man in den Skytrain um Richtung Khu Khot oder Kheha längs der Magistrale Sukhumvit – mit Malls, Parks, sich in den Himmel reckenden Wohntürmen, mit Schickem, Schäbigem und Nightlife. Oder man bleibt einfach sitzen und fährt weiter. Denn zehn Stopps und 20 Minuten später erreicht die Metro die Station Kamphaeng Phet und den Chatuchak-Wochenendmarkt mit Tausenden Shops und Ständen. Für den Besuch stärkt man sich nebenan im Ortorkor-Markt, einer Augenweide mit frischen
Produkten von Bauern und Fischern aus ganz Thailand.
Für den Überblick: BTS Skytrain
Jeder Trip mit dem picobello Skytrain auf der Stelzentrasse ist einer mit den Augen durch die Stadt. Man blickt dabei auf Wolkenkratzer-Stars wie beispielsweise den 314 Meter hohen Maha Nakon Tower des deutschen Architekten Ole Scheeren. Der Blick fällt auch in Sois (Gassen), auf quirlige Märkte, Khlongs, ins Grüne, elegante Boulevards wie Ratchadamri und die Bremslichter im Stau unter einem.
Zwei Linien gibt es, und in den Zügen ist es so kalt, dass man sich besser warm anzieht. Die Silom Line hat 14 Stationen und führt von Bang Wa nach National Stadium, darunter Saphan Taksin. Die Sukhumvit Line verbindet Kheha und Khu Khot in 47 Stationen. Beide Linien sind im Bahnhof Siam verknotet. Um diesen herum liegen endlose Malls für Waren von Prada bis Bentley-Limousinen, vom Noodle-Shop zu Sterneküchen im Sra Bua oder Paste, das Bangkok Art & Culture Center, das Kloster Wat Pathum, Rooftop Bars wie die spektakuläre Red Sky.
Auf der Sukhumvit Line Richtung Khu Khot kann man in Ratchathewi auf die Linienboote des Saen-Saep-Kanals umsteigen, der quer durch Bangkok verläuft. Oder man bleibt bis zur Station Mo Chit, wo man zum Chatuchak-Wochenendmarkt kommt.
Richtung Kheha passiert der Skytrain nach drei Minuten Chidlom und dann Ploen Chit. Beides Stationen der Luxus-Mall Central Embassy, verpackt in einem wie Seide schimmernden Baukörper, aus dem das Park-Hyatt-Hotel auf 150 Metern Höhe erwächst. An der Station Phrom Phong geht EdelShopping in den hängenden Gärten von EM-Quartier und Emporium. Via Bahnhof Siam und Silom Line geht’s zurück nach Saphan Taksin, den Punkt, an dem diese atemberaubende Öffi-Reise durch Bangkok begonnen hat.