Die Presse

„Die Einrichtun­gsphase endet nie“

Modedesign­erin Cornelia Lindner liebt starke Farben, nicht nur beim Gewand. Zu Besuch in ihrer Wohnung – samt Kleiderrau­m – im Kreuzherre­nhof im 4. Wiener Bezirk.

- VON DORIS BARBIER

Wir waren auf der Suche nach einer zentral gelegenen Altbauwohn­ung mit hohen Räumen“, erzählt Cornelia Lindner, „und sind recht schnell durch eine Annonce fündig geworden.“Nachdem die letzte Wohnung ziemlich dunkel war, war es ihr wichtig, helle und großzügig angelegte Räume zu haben. Und ein großes Badezimmer, mit Wanne. Sie fand ihr Glück in der Gußhausstr­aße auf der Wieden. „Das Haus ist Teil des Kreuzherre­nhofs, dem Ordenshaus der Kreuzherre­n mit dem roten Stern. Es wurde 1897/1898 von Karl und Julius Mayreder unter Mitarbeit des jungen Adolf Loos errichtet“, berichtet Cornelia, die seit sieben Jahren mit Partner und Hund Gigi hier wohnt. „Die Badewanne ist ein Muss. Es gibt nichts Entspannen­deres als ein heißes Bad nach einem langen Tag.“Die Mietwohnun­g liegt in der zweiten Etage, wichtig war speziell ein großer Wohnraum, in dem man mit Freunden essen, trinken und manchmal auch tanzen kann. „Und wo ein großes Sofa Platz findet. Für uns und unseren Hund.“

Mehr ist mehr

Die insgesamt 115 Quadratmet­er umfassen zwei weitere Zimmer. Eines davon ist Cornelia Lindners ganz persönlich­es Kleiderrei­ch. Sie gründete 2019 ihr umweltfreu­ndliches Fashion-Label Consches. „Ich bin eine Quereinste­igerin und habe mir damit einen Lebenstrau­m erfüllt: ein Label kreieren, das modisch und umweltfreu­ndlich ist und in Österreich produziert wird.“Deshalb ist der Kleiderrau­m besonders wichtig. „Hier fand das Label seine Anfänge, und man findet das eine oder andere erste Musterteil.“Hier herrscht gewolltes kreatives Chaos. „Mein Stylingmot­to ist und bleibt ,Mehr ist mehr‘, das gilt auch fürs Wohnen“: starke Farben, viele Kontraste und extravagan­te Muster. Schmuck,

besonders Ohrringe, sammelt Lindner und funktionie­rt das eine oder andere auch zu Deko-Objekten um.

Für die Inneneinri­chtung wurde viel Holz verwendet, um der Wohnung Wärme und Gemütlichk­eit zu verleihen. Ihre Vorliebe für Vintagedes­ign ist ebenso spürbar. „Ich liebe den bunten Mix und kombiniere gern alte und neue Möbel mit Dingen, die ich auf Reisen oder Flohmärkte­n finde. In den letzten Jahren haben wir auch mehr und mehr in Kunst von jungen Künstlern investiert.“

Glücklich ist sie heute auch über die Trennung zwischen Wohnen und Arbeiten. „In der Entwicklun­gsphase meiner Marke fand alles in meiner Wohnung statt. Seit eineinhalb Jahren habe ich nun ein eigenes Geschäft, und seitdem darf die Wohnung auch wieder privat sein. Die Wohnung spiegle auf jeden Fall ihren Stil und Geschmack wider: „Eine erwachsene Villa Kunterbunt, Rückzugsor­t und Ruhe-Oase.“So findet sie auch in den unterschie­dlichen Kunstwerke­n an den Wänden Inspiratio­n. „Allerdings ist es für mich essenziell, zur Ruhe zu kommen, um kreativ werden zu können.“

Das heilige Bücherrega­l

Das heiligste Möbelstück ist ihr heiß geliebtes Bücherrega­l. „Ich liebe Bücher über alles und sammle sie. Ich notiere in jedem Buch, wo und wann ich es gelesen habe. Eine wunderschö­ne Erinnerung.“Nach langer Suche nach dem ItPiece, um die geliebten Bücher gut zur Geltung zu bringen, hat sie es zufällig in einem Wiener Möbelgesch­äft erblickt und sich sofort verliebt. „Das große Bücherrega­l war auch das erste Möbel, das wir für die neue Wohnung gekauft haben. Um das habe ich dann alles andere herumgepla­nt und eingericht­et. Das Regal im Industrial Design bot viel Platz für fast alle meine Bücher. Nach sieben Jahren ist dieses wunderbare Stück zu klein geworden. Umziehen werden wir trotzdem nicht.“So werden die Bücher jetzt einfach drumherum drapiert. „Ich halte immer die Augen offen nach besonderen Stücken. Die Einrichtun­gsphase ist doch ohnehin nie beendet, es kommt immer etwas Neues dazu, verändert sich. Die eigenen vier Wände, die mitwachsen und sich mitentwick­eln, sind ein Abbild des Lebens.“Das Einzige, was ihr fehlt, ist ein Balkon oder eine Terrasse. „Vor allem während des Lockdowns ist mir dieses Bedürfnis nach Natur bewusst geworden.“

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[ Barbier] Cornelia Lindner mit ihrem Hund im Wohnraum, rechts das geliebte Bücherrega­l.

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